Bundesdelegiertenversammlung in Berlin
Am 10./11. März fand in Berlin die diesjährige ordentliche Bundesdelegiertenversammlung der VdO statt. Es wurden die Jahresabschlüsse der VdO für die Jahre 2012 und 2013 förmlich festgestellt. In diesen Jahren ist es gelungen, die – insbesondere im Bereich Rechtsschutz – deutlich steigenden Kosten der Tätigkeit der VdO zu kompensieren und zu einem ausgeglichenen Ergebnis zu gelangen. Mit der Feststellung der Jahresabschlüsse konnte Jürgen Stahl, der hierfür noch mit verantwortlich zeichnete, mit dem Dank der Delegierten aus der Verantwortung als Hauptkassierer entlassen werden und den Stab endgültig an Moritz Volkenborn übergeben.
Breiten Raum nahm die Tarifpolitik ein. Hierzu waren erstmals Vertreter der GDBA eingeladen (s. Beitrag unten), die sich – auch aus der Sicht der Bereiche Solo und künstlerisch-technisches Personal – an der Diskussion beteiligten. Deren Schwerpunkte waren die derzeit laufenden Verhandlungen zu Mantelregelungen des NV Bühne sowie die anstehenden Vergütungsrunden für NV Bühne und TVK vor dem Hintergrund der von den Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes für Bund und Kommunen geforderten Anpassungen einerseits und der für die Länder bereits vereinbarten Vergütungserhöhung andererseits.
Weiterhin wurde eine Satzungsänderung beschlossen, die Aktualisierungen in mehreren Punkten enthält und die veröffentlicht wird, sobald sie vom Registergericht genehmigt ist.
Schließlich wurden die in diesem und dem nächsten Jahr satzungsgemäß anstehenden Organisationswahlen besprochen. Hierzu gilt folgender
Zeitplan:
Anfang Spielzeit 2014/15 bis 31.12.2014:
Neuwahl der Ortsdelegierten und ihrer Stellvertreter/innen
01.01. – 30.06.2015:
Konstituierung der neuen Landesdelegiertenversammlungen und Wahl der Landesvorsitzenden und ihrer Stellvertreter/innen
September 2015:
Konstituierung der neuen Bundesdelegiertenversammlung; Wahl des neuen Bundesvorstands, der Ausschüsse und der Revisoren
Dieser Zeitplan ist von allen Verantwortlichen unbedingt einzuhalten, um dem von der Satzung vorgeschriebenen Turnus gerecht zu werden! Zuständig für die Organisation der Wahlen sind auf allen Ebenen die derzeitigen Amtsinhaber. Die Ergebnisse – insbesondere der Ortsdelegiertenwahlen – sind umgehend schriftlich oder per e-mail der Geschäftsführung und der Mitgliederverwaltung / Hauptkasse zu melden.
Tarifverbund GDBA und VdO
Am 23.02.2014 sind in Berlin die Spitzenvertreter von GDBA und VdO zusammengetroffen, um die Grundstrukturen einer Institutionalisierung ihrer Zusammenarbeit in der Tarifpolitik festzulegen. Vereinbart wurde – unter dem Vorbehalt der Zustimmung der beiderseitigen Kontrollgremien – eine regelmäßige gegenseitige Beteiligung der jeweiligen Schwestergewerkschaft in den für Tariffragen zuständigen Gremien. Tarifverhandlungen sollen auf Bundesebene zukünftig von einer ständigen gemeinsamen Verhandlungskommission auf der Basis gemeinsamer Forderungspapiere geführt werden.
Darüber hinausgehende Möglichkeiten für Kooperationen, wie z.B. hinsichtlich der Verhandlungsführung und Abstimmung bei Haustarifvertragsverhandlungen und in Fragen der Öffentlichkeitsarbeit sollen in enger Zusammenarbeit nachhaltig verfolgt werden. Hiermit wollen beide Verbände ihre tarif- und kulturpolitische Durchsetzungskraft erhöhen und langfristig effektiv ausbauen.
Beide Gewerkschaften sind davon überzeugt, dass die getroffenen Vereinbarungen und zukünftigen weiteren Schritte wesentlich dazu beitragen werden, die Interessen ihrer Mitglieder zu stärken. Das Theater braucht schlagkräftige Bündnisse – ein erster Schritt in diese Richtung ist erfolgreich vollbracht.
Tarifsituation TVöD
Die Tarifverhandlungen zwischen den Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes und dem Bund sowie der VKA über die Anpassung der Vergütungen der Beschäftigten von Bund und Kommunen sind im März eröffnet worden. Die Gewerkschaften fordern einen Sockelbetrag von 100 Euro pro Monat sowie zusätzlich eine lineare Erhöhung von 3,5% für alle Beschäftigten. Ein Arbeitgeberangebot lag bis Redaktionsschluss noch nicht vor; die Gewerkschaften versuchen derzeit durch Warnstreiks frühzeitig Druck auf die Gegenseite auszuüben, um zügig zu einem Ergebnis zu kommen. Für die Beschäftigten der Länder ist eine lineare Erhöhung der Vergütungen um 2,95% zum 01.01.2014 bereits im vergangenen Jahr vereinbart worden. In der Erwartung, dass bis dahin auch ein Tarifabschluss für die Kommunen vorliegt, ist ein Termin für die Verhandlung über die Anpassung der künstlerisch Beschäftigten der Theater für den 29. April 2014 vereinbart worden.
Nachdem der Rechtsstreit zwischen dem Deutschen Bühnenverein und der Deutschen Orchestervereinigung beendet ist, sollen diese Verhandlungen für die Bereiche von NV Bühne und TVK, die über eine wortgleiche Anpassungsklausel verfügen, gemeinsam geführt werden. Wie die voraussichtlich unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Tarifbereiche des öffentlichen Dienstes dann in eine einheitliche Lösung für die künstlerischen Tarifverträge zu überführen sind, wird erst zu diskutieren sein, wenn das Ergebnis für Bund und Kommunen feststeht. Die Gewerkschaften werden aber wiederum dafür Sorge tragen, dass den künstlerisch Beschäftigten durch die zeitversetzte Inkraftsetzung der Tarifanpassung kein Nachteil entsteht.
VdO-Vertreter in den GVL-Beirat wiedergewählt
Auf der Berechtigtenversammlung der Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten (GVL) am 14. Februar 2014 ist das VdO-Bundesvorstandsmitglied Detlev Tiemann (Hamburgische Staatsoper) zum wiederholten Male als Vertreter der Gruppe „Chor- und Ballett-Mitglieder“ in den Beirat der GVL gewählt worden. Damit ist weiterhin sichergestellt, dass auch die Interessen der Kollektive an den deutschen Theatern unmittelbar und kompetent in diesem wichtigsten Gremium der GVL vertreten werden.
Kamioka-Kamikaze in Wuppertal
Entgegen allen Warnungen von Beobachtern und Beteiligten, darunter dem Deutschen Bühnenverein und allen am Theater vertretenen Gewerkschaften hält der Chefidirigent und zukünftige Intendant der Wuppertaler Oper, Toshiyuki Kamioka, an seinem Plan fest, das Musiktheater in Wuppertal ab der kommenden Spielzeit völlig ohne ein festes künstlerisches Ensemble zu betreiben – mit katastrophalen Auswirkungen: es gibt weder Dramaturgie, also wohl weder ein offensives Marketing noch ausführliche Programm- und Spielzeit-Hefte, noch Theaterpädagogik. Dass unter den 5 en-suite zu spielenden Eigenproduktionen der kommenden Spielzeit die Kinder-Oper „Alice im Wunderland“ ist, ist da nur ein schwacher Trost. Die für die Produktionen engagierten Solo-Gäste sind großenteils junge Künstler, die nach ungesicherten Informationen zu Dumping-Gagen engagiert werden. Einen faden Beigeschmack hinterlässt auch der Plan, eine fertige Musical-Produktion ausgerechnet der Firma des Kamioka-Stellvertreters Joachim Arnold einzukaufen.
Gegen dieses Vorgehen, das, wenn es Schule macht, die ohnehin prekäre Lage der Bühnenkünstler in neue Dimensionen lenkt, haben sich VdO und GDBA in einem gemeinsamen offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal gewandt (s. Kasten) – mit erheblichem Presse-Echo, aber ohne jegliche Reaktion des Adressaten. Getragen ist dieser offene Brief auch von rechtlichen Bedenken vor dem Hintergrund des § 1 Abs. 5 NV Bühne, in dem es heißt: „Gastspiel-Verträge sind Verträge, die der Arbeitgeber zur Ergänzung seines ständigen Personals und zur Ausgestaltung seines Spielplans mit Solo-Mitgliedern in der Weise abschließt, dass sie nicht als ständige Solo-Mitglieder angestellt, sondern nur zur Mitwirkung für eine bestimmte Anzahl von Aufführungen (...) verpflichtet werden.“ Eine rechtliche Überprüfung des Vorgehens der Wuppertaler Bühnen wird, sollte der Intendant daran festhalten, unvermeidbar sein.
Offener Brief: Wortbruch
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
als die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) im Sommer 2013 vor dem Abbau des Ensembles an den Wuppertaler Bühnen gewarnt hatte, haben Sie dies dementiert und als Sommerlochdiskussion abgetan. Nun kommt jedoch die traurige Wahrheit ans Licht: Herr Kamioka hat einen Spielplan ohne Ensemble aufgestellt und seine Entscheidung mit Geldmangel begründet.
Bei der Umwandlung zur GmbH hat sich die Stadt verpflichtet, dass bei den Wuppertaler Bühnen der Normalvertrag Bühne Anwendung findet. Dass nun Gäste ohne Tarifbindung verpflichtet werden, sehen wir als klare Umgehung des Überleitungsvertrages.
„Gastspielverträge sind Verträge, die der Arbeitgeber zur Ergänzung seines ständigen Personals…..abschließt“ heißt es in § 1 V NV Bühne. Ausschließlich Gäste ohne ein eigenes Ensemble zu beschäftigen, wie es bei Ihnen geplant ist, verstößt gegen die Regelungen des Tarifvertrages.
Sind Sie der Oberbürgermeister, der im 21. Jahrhundert mitten in Deutschland prekäre Arbeitsverhältnisse ohne Tarifbindung an einem öffentlichen Theater in seinem Verantwortungsbereich duldet, die traditionsreiche Oper in seiner Stadt als Ensembletheater zerstört und gegen Verpflichtungen der Stadt sowie Tarifverträge verstößt? Das wäre nicht nur ein Wortbruch, der uns sprachlos macht, sondern zugleich ein Präzedenzfall, der der gesamten deutschen Theaterkultur unübersehbaren Schaden zufügen könnte.
GDBA und VdO fordern Sie eindringlich auf, die Wuppertaler Oper als Ensembletheater zu erhalten und Experimenten, die sich ruinös auf das Theater und seine Beschäftigten auswirken, sofort Einhalt zu gebieten.
Wir jedenfalls können unseren Mitgliedern nur empfehlen, einen solchen Umgang mit dem Wuppertaler Ensemble nicht zu unterstützen. Es gibt genügend andere Theater, die sich dem Ensemblegedanken weiterhin verpflichtet fühlen.
Mit freundlichen Grüßen
Adil Laraki, GDBA Landesverbandsvorsitzender
Andreas Heichlinger, stellv. Landesvorsitzender VdO
Manteltarifverhandlungen
Die im Januar begonnenen Tarifverhandlungen zu diversen Mantelregelungen des NV Bühne wurden am 7. Februar 2014 in Köln fortgesetzt. Der Deutsche Bühnenverein legte einen Katalog von arbeitgeberseitigen Forderungen vor, die intensiv in die Diskussion einbezogen wurden. Wenngleich insgesamt zu vielen Einzelfragen Bewegung festgestellt werden konnte, erweist sich die Arbeitgeberseite zu Kernforderungen der Gewerkschaften, seitens der VdO insbesondere der Neuregelung der Mitwirkungs- und Vergütungspflicht solistischer Leistungen von Chormitgliedern, nach wie vor sehr als sehr unflexibel. Die Verhandlungen werden am 11. April 2014 fortgesetzt.
Art but Fair
Am 2. März 2014 wurden die im November vergangenen Jahres begonnenen Gespräche zwischen den Gewerkschaften VdO und GDBA und der Initiative „Art but Fair“, die sich zwischenzeitlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz als Verein institutionalisiert hat, in Berlin fortgesetzt. Die Gewerkschaften berichteten über die aktuellen politischen, tariflichen und rechtlichen Probleme, mit denen sie sich derzeit an den Bühnen auseinanderzusetzen haben, die Initiative über den Planungsstand ihres Projekts eines auf einer freiwilligen Selbstverpflichtung basierenden „Gütesiegels“ für Theaterveranstalter, -vermittler (insb. Agenten) und Kunstschaffende. Die Kriterien dieses Gütesiegels sollen unter Einbeziehung einer umfangreichen Befragung Beteiligter entwickelt werden; die Festlegung der Kontroll-Mechanismen erweist sich als sehr komplexe Aufgabe.
Die Beteiligten haben nochmals bestätigt, dass sie sich wechselseitig über relevante Entwicklungen in der Theaterszene, mit denen sie konfrontiert werden, informieren und Synergien der beiden unterschiedlichen Herangehensweisen an die Verbesserung der Situation der künstlerisch Theater- und Musikschaffenden nutzen wollen.
Wir gratulieren
zum 25-jährigen VdO - Jubiläum
Peter Michailov, Niedersächsische Staatstheater Hannover
zum 25-jährigen Bühnen-Jubiläum
Joachim Kubitz, Sorbisches National-Ensemble Bautzen
Johannes Kirch, Deutsche Oper Berlin
Welfhard Bergelt, Landesbühnen Sachsen
Andreas Guhlmann, Oper und Orchester GmbH Halle
Jens Lützner, Musikalische Komödie Leipzig
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