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Zur Situation deutscher Theater und Orchester

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Und dann waren zwanzig Jahre um...
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Und dann waren zwanzig Jahre um...

Der Dresdner Kinderchor und sein Leiter · Von Martin Morgenstern

Friedrich August der Gerechte war es, der 1817 per Dekret den Dresdner Opernchor ins Leben rief. Er folgte damit dem Wunsch seines neu berufenen Hofkapellmeisters, eines gewissen Carl Maria von Weber, der sich für die geplanten Opernaufführungen einen „stehenden Theaterchor“ erbeten hatte. Einhundert Jahre später wurde der Chor durch einen Extrachor, den „Sinfoniechor Dresden“, verstärkt. Und noch ein paar Jahrzehnte sollte es dann dauern, bis die Dresdner Staatsoper auch einen Kinderchor ins Leben rief. Etwa seit 1950 stehen Dresdner Kinder nun neben ihren erwachsenen Kollegen auf der Bühne, in Puccinis „La Bohème“, Bizets „Carmen“ oder Strauss‘ „Rosenkavalier“. Die Einstudierungen übernahmen in den Anfangsjahren die Chordirektoren der Staatsoper. Seit den Siebzigern wird der Kinderchor durch Mitglieder des Staatsopernchors geleitet.

Geradlinige Chorkarriere

So wuchs auch der Bassist Andreas Heinze in seine Aufgabe hinein, „relativ geradlinig“ sei das durchgegangen, erinnert er sich im Gespräch: Neun Jahre war er im Kreuzchor gewesen, hatte 1981 Abitur gemacht, studierte nach der Armeezeit Gesang, Chordirigieren und Gesangspädagogik. Noch während des Studiums konnte er einen Praktikumsplatz im Opernchor ergattern; 1988 unterschrieb er einen festen Vertrag an der Semperoper und engagierte sich bald auch für das Opernchorstudio, das ins Leben gerufen worden war, um den Nachwuchs neugierig zu machen. Heinze unterrichtete dort zehn Jahre lang Chorpartien. Und schließlich wurde ein Nachfolger für den langjährigen Kinderchorleiter Werner Czerny gesucht. „Ich bekam einen Brief, ob ich Lust und Interesse hätte, das Amt zu übernehmen“, erinnert er sich. „Das war für mich ein Sprung ins kalte Wasser: Ich hatte ja noch keine eigenen Kinder... Aber der Mensch wächst mit seinen Aufgaben!“ Am Anfang, gibt der Sänger zu, seien die Chorproben schon sehr abenteuerlich verlaufen...

Der Dresdner Kinderchor mit seinem Leiter Andreas Heinze. Foto: Matthias Creutziger

Der Dresdner Kinderchor mit seinem Leiter Andreas Heinze. Foto: Matthias Creutziger

Zwanzig Jahre sind es nun schon geworden, in denen Heinze den Chor neben seinen Aufgaben als Chorsänger leitet. Dass das Ensemble in dieser langen Zeit, nicht zuletzt über drei Intendanzen hinweg, in einer Hand lag, hatte viele stabilisierende Effekte: Der Chor ist eine feste Größe, die Zusammenarbeit mit Solisten und Kollegen ist unproblematisch. Die Knaben in der „Zauberflöte“ werden am Dresdner Haus traditionell direkt aus dem Kreuzchor und den Kapellknaben besetzt. Für alle anderen Kinderrollen aber, ob nun in „Tosca“, in Kurt Weills „Street Scene“ oder Jake Heggies „Dead Man Walking“, in Humperdincks „Hänsel und Gretel“ oder in kleineren Produktionen wie „Prinz Bussel“, einer skurrilen Kinderoper nach einem Text von Joke van Leeuwen, den der hauseigene Studienleiter und Solorepetitor Johannes Wulff-Woesten in eine kurzweilige, über viele Passagen vom Kinderchor getragene Musik gegossen hat, sind Heinzes Eleven von der Dresdner Bühne nicht wegzudenken. Sie gehören meist zu denjenigen, die am Ende am meisten Applaus einheimsen dürfen. Zwischen vierzig und fünfzig Vorstellungen absolviert der Chor pro Jahr; dazu kommen einige wenige Auftritte außerhalb des Hauses. Die Teilnahme an Chorwettbewerben, sagt Heinze bedauernd, sei schlicht aus Zeitgründen nicht machbar. „Wir haben ja wöchentlich zwei reguläre Probentermine. Durch Schule, Instrumentalunterricht, Sport und so weiter haben die Kinder so ein dickes Pensum und die Stundenpläne so ein Ausmaß erreicht, dass mir manchmal angst und bange wird... Ich versuche also, die Arbeit auf die Kernaufgaben zu konzentrieren und den Kraftbogen der Kinder nicht zu überspannen.“

Nachfolger gesucht

Und: Das Künstlerische sei eben nur die halbe Miete, sagt der Chorleiter. Er meint damit vielleicht nicht nur seinen Kinderchor, für den er neben den Proben zuhause Chorpläne schreibt, Kontakt zu den Eltern hält, Telefonate mit Neubewerbern führt, tausend kleine Dinge organisiert. Nein, auch das Ensemble, in dem er Mitglied ist, hat diese vermeintliche Binsenweisheit in den letzten Jahren fast schmerzlich erfahren müssen. Wo der Staatsopernchor, von außen gesehen, von Erfolg zu Erfolg eilte, in sämtlichen Produktionen ausnahmslos für seine fantastischen Leistungen bejubelt wurde, knackte es offensichtlich im Gebälk. Der Vertrag des Chordirektors Pablo Assante, der seit 2009 am Haus wirkte, wurde nicht verlängert; momentan laufen die Probedirigate für Assantes Nachfolge.

Und seit einigen Wochen steht auch fest, dass Andreas Heinze seinen Vertrag als Leiter des Kinderchors nicht verlängern wird. Er bleibe Mitglied des Staatsopernchors, sagt Heinze, es sei auf jeden Fall ein Abschied im Guten, nein, im Besten!; aber er möchte nun einfach wieder mehr Zeit haben, außerhalb der Oper solistisch zu singen. Der Rückblick stimmt ihn melancholisch: Da war diese Mahler-Sinfonie unter Giuseppe Sinopoli, das „Te Deum“ von Berlioz mit Sir Colin Davis – „und dann waren zwanzig Jahre um...“ Den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Stiftung zur Förderung der Semperoper, mit dem der Kinderchor 2013 ausgezeichnet wurde, wird Heinze mit „seinen“ Kindern demnächst auf einer Chorfahrt nach Wien (ver)feiern. Ein fulminanter, ein passender Schlusspunkt für ihn. Und ein Startschuss für die weitere Arbeit des Chors, vielleicht mit anderen künstlerischen Schwerpunkten. Das hängt auch etwas vom neuen Intendanten ab, dem sechsten seit der Gründung des Chors. Aber das ist eine ganz andere Geschichte...

Martin Morgenstern

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