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Rostock: Austritt aus dem Bühnenverein
Bereits im Dezember hat das Volkstheater Rostock seinen Austritt aus dem Deutschen Bühnenverein (DBV) erklärt. Grund: Der Tarifabschluss zwischen Bühnenverein und Deutscher Orches-tervereinigung (DOV) hätte eine Gehaltssteigerung von 8,9 Prozent für die Orchestermusiker bedeutet. Das, so die Erklärung des Theaters, hätte das Theater insgesamt in seiner Existenz gefährdet. Im Januar dann legte Sewan Latchinian, demnächst Intendant am Theater Rostock, alle seine Ämter im Deutschen Bühnenverein nieder. Wenn die Mitgliedschaft eines Theaters im Arbeitgeberverband die Existenz des Hauses gefährde, führe sich dieser Verband als Interessenvertretung der Theater ad absurdum, so Latchinian. Der DBV konterte: Die Existenzgefährdung gehe nicht von der Mitgliedschaft im Bühnenverein, sondern von der mangelnden Bereitschaft der Stadt Rostock aus, die Lohnerhöhungen, die sie selbst über ihren kommunalen Arbeitgeberverband vereinbart habe, auch für die Mitarbeiter des Volkstheaters, zu finanzieren, so Klaus Zehelein, Präsident des Deutschen Bühnenvereins. Latchinian mache sich mit seinen Vorwürfen zum Handlanger einer verfehlten Kulturpolitik, mit der die Stadt Rostock das Volkstheater einem Dauerkonflikt mit den Gewerkschaften ausliefern und so weiter in Bedrängnis bringen wolle. Ziel der Stadt seien Zermürbung, Entsolidarisierung und die Insolvenz des Volkstheaters, so die Erklärung des DBV.
Ernst von Siemens Preis an Peter Gülke
Peter Gülke erhält den Ernst von Siemens Musikpreis 2014. Die Auszeichnung wird auch als „Nobelpreis der Musik“ bezeichnet und ist mit 250.000 Euro dotiert. Verliehen wird sie am 24. Mai im Münchner Cuvilliés-Theater. Insgesamt vergibt die Ernst von Siemens Musikstiftung 3 Millionen Euro an Preis- und Fördergeldern. In einer Meldung der Stiftung wird Gülke als „Grenzgänger im vielfachen Wortsinn“ und als „Weltenverbinder“ bezeichnet. 1934 in Weimar geboren, studierte er Cello, Musikwissenschaft, Germanis-tik, Romanistik und Philosophie. Er widmete sich anschließend sowohl dem praktischen Musizieren als auch der Wissenschaft. 1976 wurde Gülke Kapellmeister an der Staatsoper Dresden und fünf Jahre später Generalmusikdirektor in seiner Geburtsstadt Weimar. „Unbequem“ für die politisch Verantwortlichen in der DDR, war er 1983 gezwungen, das Land zu verlassen. In der Bundesrepublik wurde er Generalmusikdirektor in Wuppertal, seine wissenschaftliche Forschung führte er daneben weiter. Auf zehn Jahre in Wuppertal und zahlreiche Gastspiele in Europa, Amerika und Japan folgte eine Dirigierprofessur in Freiburg, zudem unterrichtet Gülke Musikwissenschaft in Basel und Zürich. Er ist Präsident der Sächsischen Akademie der Künste und zudem Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz.
Deutsches Fernsehballett gerettet
Im November 2013 wurde die Einstellung des Betriebs aufgrund von Auftragsmangel für Ende März 2014 bekanntgegeben. Daraufhin wurde das Fernsehballett auf die Rote Liste der bedrohten Kultureinrichtungen des Deutschen Kulturrates gesetzt. Nun scheint das Fortbestehen des Deutschen Fernsehballetts gesichert zu sein. Die Auftragslage ist wieder gestiegen. Das Fernsehballett wurde im Jahr 1962 im Auftrag des Deutschen Fernsehfunks der DDR gegründet. Nach der Wiedervereinigung wurde es vom neugegründeten Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) übernommen, 1999 wurde es privatisiert.
Gerard Mortier: Eine Kämpfernatur ist tot
Er konnte nicht alle Kämpfe gewinnen. Aber wo immer er es für sinnvoll hielt, da hat er gekämpft und gerungen. Zumeist mit Erfolg. Nun musste er sich einem grausamen, seinem wohl tückischsten Gegner beugen: Gerard Mortier (Foto: Oswald) starb am 9. März an Krebs. Der Ruf des streitbaren Erneuerers und Reformators hatte sich mit seinem Tun seit Jahrzehnten verbunden.
Ins öffentliche Licht rückte der Flame spätestens ab 1981, als er das Théâtre Royal de la Monnaie übernahm und gemeinsam mit Sylvain Cambreling binnen kurzer Zeit zu einem der angesehensten und aufregendsten Opernhäuser umstrukturierte. Sein Dezennium in Brüssel gilt noch heute als Ära, ebenso die darauf folgenden zehn Jahre in Salzburg. Dieses Festival mit neuem Glanz zu versehen, es wieder zu „verlebendigen“, das war eine Aufgabe, wie sie sich ein Mortier wohl nur wünschen konnte. Als Intendant und künstlerischer Leiter hat er es vermocht, die Salzburger Festspiele jungem Publikum und moderner Musik zu öffnen. Aber es war auch eine Zeit, die nicht ohne Blessuren blieb. Möglich, dass Mortiers deutliche Abgrenzung der Salzburger von den Bayreuther Festspielen ihm noch nachgetragen wurde, als er sich 2008 gemeinsam mit Nike Wagner um eine überfällige Erneuerung auf dem Grünen Hügel bemühte.
Zuvor sorgte er 2002 als erster Leiter der Ruhrtriennale für Aufsehen, rückte den Pott plötzlich ins Bewusstsein von Kunstbegeisterten und breitestem Publikum, anschließend leitete er fünf Jahre die Opéra National de Paris (bis 2009) und übernahm danach das Teatro Real in Madrid. Zuletzt sorgte diese Kämpfernatur noch einmal im Januar für Schlagzeilen mit der Uraufführung von „Brokeback Mountain“. Dass man ihm nach Bekanntwerden seiner Erkrankung den Stuhl vor die Tür stellen wollte, nahm er nicht hin. „Ich habe zwar Krebs, aber ich bin nicht tot, auch wenn dies einigen gefallen würde.“ Sein Vertrag mit Madrid wäre bis 2016 gegangen. Dass er ihn nun nicht mehr gewohnt kampflustig wird erfüllen können, dürfte niemandem gefallen. [Michael Ernst]
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