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Kulturpolitik

Kultur-Auf-Ruhr

Kultur-Perspektiv-Plan für das Ruhrgebiet · Von Eckart Rohlfs

Mit Seitenblick auf die Bewerbung zur Europäischen Kulturmetropole 2010 entwickelte eine Expertengruppe unter der Leitung des ehemaligen Duisburger Kulturdezernenten Konrad Schilling für die Region Ruhr-Emscher einen Kultur-Perspektiv-Plan in Verbindung mit einer kritischen Analyse ihres kulturellen Stärken- und Schwächen-Potenziales.

Privates Engagement

Bemerkenswert an diesem in Essen vorgestellten und dem Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff übergebenen Projektentwurf ist, dass es sich um einen von privater Seite initiierten Appell – nämlich vom Vorstandsvorsitzenden der Hypothekenbank Essen Schulte-Kemper, – handelt, der sich an die Öffentliche Hand wendet und unter anderem zu einem Kulturpakt der fünf Großstädte des Ruhrgebietes unter der Schirmherrschaft des Landes aufruft.

 
Heimat für den„Tanzplan E“: Pact Zollverein. Foto: Thomas Mayer
 

Heimat für den„Tanzplan E“: Pact Zollverein. Foto: Thomas Mayer

 

Hierbei geht es nicht in erster Linie um freilich notwendige finanzielle Aufstockung und Garantien, als vielmehr zunächst um Vernetzung, Austausch und Synergie vorhandener Ressourcen der über 50 Kommunen im Ruhr-Gebiet mit ihren allzu lokalbezogenen und singulären Kultur- und Bildungsangeboten. Das Ziel: durch Zusammenwachsen und Kooperation eine wirkliche Modellregion kultureller Bildung für diese bevölkerungsreichste und durch Migration demographisch stark veränderte Region zu schaffen.

Die verschiedenen Arbeitsgruppen entwickelten so wie für die Bereiche Bildende Kunst, Stadtbaukultur, Geschichtskultur auch für Oper/Schauspiel und Musik konkrete Angebotsvorschläge, mit denen das Verhalten der Bürger verändert und deren kulturelle Bedürfnisse und Anteilnahmen gesteigert werden könnten. Der Perspektivplan nennt hierzu unter anderem die Bildung einer Ruhrphilharmonie auf der Basis der Duisburger Philharmoniker, Förderzentren für hochbegabte Kinder und Jugendliche mit einer Jugendphilharmonie Ruhr, ferner Kammermusikfestival, Popakademie, Haus der Chöre und vor allem kreative Handlungsfelder (inter)kultureller und ästhetischer Bildung im Interesse der Persönlichkeitsbildung junger Menschen, sozusagen ein qualitativ verbesserte Aufguss des in seinen Erträgnissen bescheiden gebliebenen Ergänzungsplanes „Musisch-kultureller Bildung“ von 1977.

Theater und Tanz

Die Hochschul- und Theaterlandschaft verfügt zudem über das notwendige Potenzial, sich zu einem europäischen Zentrum der Theaterforschung und -ausbildung zu entwickeln. Die Vision einer Nordrhein-Westfälischen Theaterakademie mit überregionaler Bedeutung könnte sich zudem stützen auf das theaterwissenschaftliche Institut der Ruhruniversität Bochum und auf die Folkwang-Schulen und -Hochschulen.

Die Domäne Tanz in Nordrhein-Westfalen mit fünf festen Tanzensembles allein in der Ruhr-Region fühlt sich durch Sparmaßnahmen enorm betroffen. Die Folkwang-Hochschule mit ihrer weltweit anerkannten traditionellen wie innovativen Tanzausbildung, das Folkwang Tanzstudio, die hochschulvorbereitende Ausbildung im bundesweit einzigartige Tanzgymnasium Essen, schließlich das Projekt Tanzlandschaft Ruhr mit dem Choreographischen Zentrum NRW und die weitere Vielzahl regionaler Tanz-Institutionen, teilweise vereinigt im „Tanzplan E“ könnten Orientierungsmodelle für den bundesgeförderten „Tanzplan Deutschland“ sein. Dies sind beste Voraussetzungen, auch der Berufsfeld orientierten Ausbildung ein innovatives Konzept zu verpassen, das neben den künstlerischen auch die, wissenschaftlichen und praxisnahen Grenzbereiche wie Tanzpädagogik, Tanzjournalismus, Tanzmanagement integrativ einschließt. Tanz als idealer Kommunikationsfaktor für die Verständigung zwischen den Kulturen bedarf deshalb entsprechender Aktionsfelder im Lernbereich Schule wie in der Tanz-Arbeit mit Amateuren, Dafür stehen als Erfahrungswerte zum Beispiel das Europäische Jugendtanzfestival in Duisburg und das „TanzAufRuhr – Junges Tanztheater im Ruhrgebiet“ in Witten, an die wohl wieder angeknüpft werden könnte. So denkt man an jährliche Stadttanzfeste, vernetzt und offen für tänzerische Äußerungen der jungen Generation, um ihr die Möglichkeit kreativer Selbstverwirklichung zu geben.

Die Rede ist auf den 150 Seiten Perspektivplan „Kulturmetropole Ruhr“ – neben Basiskultur und bereits bestehenden kulturellen Glanzlichtern – unter anderem auch von neuen Europäischen Opern- und Musikfestivals (in Fortsetzung der Tradition niederrheinischer Musikfeste), aber auch von Hilfen für freie und private Produktionen. Die Vision: Die Bürger dieser „Ruhrstadt“ zwischen Duisburg, Dortmund und Hagen sollen sich als wirkliche Partizipanten eines Kulturnetzes Ruhrregion unter der Maxime „Einheit in Vielheit“ begreifen lernen. Dazu müssten auch die Medien beitragen; denn was sei diese Kulturlandschaft ohne ein engagiertes Mediensprachrohr?

Eckart Rohlfs

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