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Zukünftige Herausforderungen

Die vierte Biennale Tanzausbildung · Von Alexandra Karabelas

Die professionelle Tanzausbildung boomt wie nie zuvor. Viel bewirkt hat in diesem Zusammenhang die fünfjährige Initiative der Bundeskulturstiftung, Tanzplan Deutschland. Ergänzend zu den traditionsreichen Hochburgen der klassischen und modernen Bühnentanzausbildung in Deutschland zwischen Berlin, Essen, Dresden und München entstanden beispielsweise an den Hochschulen in Frankfurt/Gießen oder Berlin neuartige Studiengänge zum Themenbereich Choreografie, Performance und Zeitgenössischer Tanz. In Frankfurt erhielt das Arbeitsfeld der Tanzpädagogik vor wenigen Jahren ebenfalls die Hochschulreife durch einen eigenen Studiengang. Diese zunehmende Diversifizierung im Ausbildungsspektrum macht die Frage, für welche zukünftigen beruflichen Aufgaben im Tanz wie ausgebildet wird beziehungsweise werden soll, umso mehr zu einer Herausforderung für alle Beteiligten. Wird das, was gelehrt wird, später von den Choreografen und Compagnieleitern auch gebraucht?

Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden mit ihrer Präsentation eines Auszuges aus dem Stück „Shine“ (Choreografie: Heidi Vierthaler) in der Semperoper. Foto: Ian Wahlen

Studierende der Palucca Hochschule für Tanz Dresden mit ihrer Präsentation eines Auszuges aus dem Stück „Shine“ (Choreografie: Heidi Vierthaler) in der Semperoper. Foto: Ian Wahlen

Können und sollen Lernmethoden an jene Herausforderungen angepasst werden, die Tanzausbildende auf dem Arbeitsmarkt bewältigen müssen? Jason Beechey, Rektor der Palucca Hochschule für Tanz Dresden, bezeichnet den Übergang vom Studierenden zum professionellen Tänzer als einen, der sehr hart werden könne. Umso wichtiger ist der Zusammenschluss der einzelnen Ausbildungsstätten, wie er seit 2007 gepflegt wird. Damals gründeten Vertreter der staatlichen Ausbildungsinstitutionen im Tanz die „Ausbildungskonferenz Tanz“. Das Ziel besteht seitdem darin, die gemeinsamen Interessen abzugleichen, die Tanzausbildung in Deutschland auf die kulturpolitische Agenda zu setzen und zugleich ein Forum zu schaffen, auf dem das individuelle Profil der eigenen Hochschule oder Ausbildungsstätte markanter hervortreten kann.

Herzstück der Ausbildungskonferenz war die Durchführung der ersten Biennale Tanzausbildung im Jahr 2008. Diese wird seitdem alle zwei Jahre und mit Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) an wechselnden Orten mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten durchgeführt, zuletzt mit großem Engagement von Jason Beechey als Leiter der 4. Biennale Tanzausbildung in Dresden. Beechey, zudem 1. Sprecher der „Ausbildungskonferenz Tanz“, fokussierte die mehrtägige Zusammenkunft wieder stärker auf die beruflichen Herausforderungen, nachdem sich die letzten beiden Biennalen in den Jahren 2010 und 2012 in Frankfurt und Essen auf Modelle der Rekonstruktion von Tanz und des Umgangs mit dem Kulturerbe Tanz konzentriert hatten.

Wie können wir die Lücke schließen zwischen dem, was wir in der Ausbildung tun und dem, was Choreografen und Compagnieleiter in der professionellen Tanzwelt erwarten, warf er die Schlüsselfrage auf. Denn dort steht, neben der Einstudierung großer Repertoirewerke, schlichtweg auch der genuine künstlerisch-kreative Prozess im Zentrum des Arbeitslebens. Entsprechend dem Biennale-Leitwort „Education – Profession.

A Creative Process“ und der bewährten Arbeitsstruktur der Biennale seit ihren Anfängen beschäftigten sich über hundert Studierende von insgesamt acht deutschen und, erstmals, fünf internationalen Hochschulen, unter ihnen die Houston Ballet Compagnie, Codarts – Rotterdamse Dansacademie oder die Vaganova Ballettakademie in Sankt Petersburg, in Workshops mit dem Thema. Konkret erfuhren sie in der Zusammenarbeit mit William Forsythe, Sasha Waltz, Marguerite Donlon, Jan Pusch und Frédéric Flamand ganz konkret, wie jene international gefragten Choreografen arbeiten. Ergänzt wurden diese nichtöffentlichen Formate um öffentliche Präsentationen von Werken und von Arbeitsprozessen der einzelnen Ausbildungsstätten – auch das ein wesentliches und große Aufmerksamkeit verdienendes Programmelement der Biennale, die in diesem Jahr erstmals in die Reihe der kulturellen Bundeswettbewerbe des BMBF aufgenommen worden war. Denn wo sonst würde man eine solche Bandbreite künstlerischen, tanzästhetischen Schaffens in Höchstform erleben können?

Beispielhaft wurde die Bewegungsarbeit William Forsythes, dargeboten von der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt, neben der künstlerischen Forschung von Georg Reischl an der Hochschule in Köln, der Einstudierung des „Tannhäuser-Bacchanals“ von Pina Bausch bei der Folkwang Universität in Essen oder der modernen Ballettsprache eines Kirill Melnikov oder eines David Russo an der Ballett-Akademie in München präsentiert. Ein Symposium über die Vernetzung von Tanzpraxis und Forschung, Arbeitstreffen, Trainings, ein mit hochkarätigen Werken besetztes Abendprogramm sowie eine Installation rundeten die 4. Biennale Tanzausbildung ab – mit Erfolg: die Veranstalter hatten rund 5.000 Dresdner Besucher des Rahmenprogramms gezählt.

Alexandra Karabelas

 

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