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Auf ein Wort mit...
Bernhard Helmich, Generalintendant des Theaters Bonn
Seit dem 1. August 2013 ist Bernhard Helmich Generalintendant am Bonner Theater. Seinem Studium der Literatur-, Musik- und Theaterwissenschaften sowie der Musiktheater-Regie bei Götz Friedrich folgten Regieassistenzen an der Hamburgischen Staatsoper und der Komischen Oper Berlin bei Harry Kupfer. Nach Stationen in Taipeh (Taiwan), Trier, Bielefeld, Dortmund und an der Oper Leipzig wurde Helmich Direktor der Musikalischen Komödie in Leipzig und ab der Spielzeit 2006/07 bis 2013 Generalintendant in Chemnitz. Tobias Könemann und Barbara Haack sprachen mit dem Bonner Generalintendanten.
Oper & Tanz: Sie sind ab dieser Spielzeit Generalintendant des Theaters Bonn. Wie sind Ihre ersten Eindrücke und Erfahrungen – nach dem Wechsel von Chemnitz an den Rhein?
Bernhard Helmich: Zunächst einmal: Man sollte immer, wenn man in einer neuen Stadt an einem Theater anfängt, die alte möglichst vergessen. Das gelingt nie ganz, und man ertappt sich viel zu häufig dabei, dass man Dinge miteinander vergleicht. Aber eigentlich muss man davon ausgehen, dass jede Stadt anders ist und dass man alle Erfahrungen, die man in anderen Städten am Theater gemacht hat, neu überprüfen muss. Im Übrigen ist der Anfang an einem neuen Theater eine sehr arbeitsintensive Phase. Man lernt jeden Tag etwas Neues, hat jeden Tag neue positive und negative Überraschungen.
Gesunde Publikumsstruktur
Bernhard Helmich. Foto:Theater
O&T: Können Sie schon gewisse Interessensschwerpunkte beim Bonner Publikum ausmachen? Gehen die Bonner eher ins Schauspiel, in die Oper, ins Konzert?
Helmich: Das kann ich noch nicht genau sagen. Ich habe mir natürlich zunächst angeguckt, was bisher besonders gut lief. Vor allem bin ich froh darüber, dass es hier eine gesunde Publikumsstruktur gibt. Wir haben tatsächlich kein nennenswertes Besucherproblem und auch keines mit anspruchsvollen Stücken. Ich merke auch jetzt bei den wenigen Premieren, die wir im Schauspiel und in der Oper schon hatten, dass Dinge, die anspruchsvoll sind, die mit Nachdenken zu tun haben, gut angenommen und auch reflektiert werden. Wir bekommen viel Rückmeldung vom Publikum.
O&T: Das heißt, dass Sie die mutige Entscheidung, Ihre erste Saison mit „Written on Skin“ von George Benjamin zu beginnen, als Erfolg verbuchen?
Helmich: Ja, das ist unbedingt aufgegangen. „Written on Skin“ lief sehr erfolgreich, hatte eine gute Platzausnutzung und jeden Abend ein begeistertes Publikum. Dass natürlich die Platzausnutzung bei „Jesus Christ Superstar“ noch höher ist, war kalkuliert und freut uns ebenfalls...
O&T: Animiert Sie das, auch in den nächsten Spielzeiten Wagnisse einzugehen? Wie sind Ihre Pläne?
Helmich: Oper des 21. Jahrhunderts werden wir ganz regelmäßig machen. Wir hatten ja mit „Pinocchio“ von Jonathan Dove bereits das zweite Stück aus dem 21. Jahrhundert in dieser Spielzeit. Das wird kontinuierlich in den Spielplänen zu finden sein. Wir haben die Reihe „bonne chance“ eingestellt. Ich finde, dass nach vielen Jahrzehnten des Experimentierens mit Neuer Musik der Zeitpunkt gekommen ist, an dem man diese wieder auf die große Bühne holen und erreichen muss, dass zeitgenössische Stücke ein Publikum bekommen, das ein großes Haus füllt. Ansons-ten wird es selbstverständlich die üblichen Stücke des Repertoires geben. Es wird in jeder Spielzeit ein Musical geben und eine ganze Reihe von Ausgrabungen. Das, was jetzt in der ersten Spielzeit erkennbar ist, werden wir in etwa so beibehalten.
O&T: Sie sind auch in Sachen Kinder- und Jugendtheater aktiv. Haben Sie vor, das noch zu intensivieren?
Helmich: Da wird in Zukunft wesentlich mehr passieren als in der Vergangenheit. Mit der Deutschen Oper am Rhein und der Oper in Dortmund haben wir eine Kooperation vereinbart. Jedes Jahr entsteht eine Auftragskomposition, insgesamt haben wir derzeit vier Werke geplant. Zwei haben zunächst in Düsseldorf Premiere, eins in Dortmund und im vierten Jahr eines bei uns. Das werden immer Kinder- oder besser Familien-
opern sein, die alles bedienen, was Oper bietet. Das heißt: Sie finden im großen Haus statt, mit Chor, mit vielen Solisten, mit einem großen Bühnenbild. Wir finden, dass es ganz wichtig ist, Kinder und Jugendliche mit all dem zu begeistern, was Oper an Zauber zu bieten hat.
O&T: Etwas vorzuführen ist natürlich wunderbar. Aber Kinder und Jugendliche nahe heranzuholen, zu zeigen, wie Theater gemacht wird, ist nochmal ein ganz eigener Spannungsfaktor.
Helmich: Der wird auch nicht zu kurz kommen, da gibt es hier eine große Tradition mit unserem Kinderchor. Jedes Jahr entstehen zwei neue Produktionen mit den Kindern, und das werden wir auch fortsetzen – zusätzlich zu den neuen großen Familienopern.
Auch im Schauspiel ist viel Neues geplant. Wir haben zwei neue Theaterpädagoginnen, die sehr eng mit der Pädagogin des Beethovenorchesters zusammenarbeiten. Wir beginnen da etwas, was in anderen Städten selbstverständlich, in Bonn aber neu ist: Wir planen gemeinsame Aktivitäten mit dem Orchester. In der Vergangenheit hat man sich da ein wenig Konkurrenz gemacht, was natürlich in der heutigen Zeit völlig absurd ist.
Verschiedene Spielstätten
O&T: Sie haben in Bonn verschiedene Spielstätten, die Rede ist davon, diese eines Tages zu vereinen. Sind diese drei Standorte eine Chance oder eher ein Problem?
Helmich: Sie sagen richtig: Die Rede ist davon. Da gibt es aber keine konkreten Planungen. Natürlich wäre es wünschenswert, irgendwann ein Theater hier in der Stadt am Rhein zu haben. Das würde das Theatermachen in Bonn ganz enorm vereinfachen. Die Entfernungen zwischen Beuel, Bad Godesberg und dem Zentrum sind teilweise schwierig und auf jeden Fall kostspielig.
Gelungenes Wagnis: „Written on Skin” mit Evez Abdulla (The Protector),
Miriam Clark (Agnès his wife) und Ensemblemitgliedern. Foto: Thilo Beu
O&T: Andererseits sind diese beiden Spielstätten aber sehr gut angenommen und tief verwurzelt. Insofern gäbe es möglicherweise Schwierigkeiten, sie dicht zu machen.
Helmich: Man wird sich das irgendwann nicht mehr leisten können. Aber in den nächsten fünf Jahren wird in diesem Zusammenhang nichts passieren.
O&T: Sie sprachen von einer geplanten Kooperation mit Düsseldorf und Dortmund. Das nächstgelegene Opernhaus liegt aber in Köln. Birgt diese Nähe eine Konkurrenz – oder auch eine Chance? Ist nach wie vor von Fusion die Rede?
Helmich: Ich sehe da überhaupt keine Konkurrenz. Ich habe ja die meiste Zeit meines Lebens in Nordrhein-Westfalen gewohnt und gearbeitet. Ich bin es einfach gewohnt, dass man von Dortmund schnell in Essen ist, von Wuppertal schnell in Düsseldorf. Ich glaube, das ist in dieser Region keine Konkurrenz, sondern ein ganz großer Reichtum. Die Menschen, die gelegentlich ins Theater gehen, werden das ohnehin nur in ihrer eigenen Stadt tun, und für die Menschen, die die Angebote vielfach in Anspruch nehmen, ist es grandios so, wie es ist.
Eine Fusion mit Köln halte ich überhaupt nicht für sinnvoll. Das ist deshalb nicht gut, weil sich die Bürger einer Stadt mit ihrem Theater identifizieren. Unsere Grunddaseinsberechtigung ist eine lokale. Ich halte das außerdem auch juristisch für nicht durchführbar. Und ich glaube auch nicht, dass es den gewünschten Effekt bringen würde.
O&T: Was ist mit einer – schon angedachten – Kooperation in Sachen Tanz? Wie steht es überhaupt mit dem Tanz in Bonn?
Helmich: Der Tanz in Köln und Bonn ist eines der größten Trauerspiele der deutschen Theatergeschichte. Tanz war für mich immer eine sehr wichtige Sparte. Dass es das hier nicht mehr gibt, ist katastrophal, ein völliges Versagen der Kulturpolitik, aber auch von Theatermachern. Ich glaube nicht, dass die Abschaffung dieser Sparte in den beiden Städten wirklich nötig war. Es ist aber unendlich viel schwerer, so etwas wieder anzuschaffen. Klar ist für mich, dass es, solange ich die Einsparmaßnahmen, die derzeit anstehen, nicht bewältigt habe, sinnlos ist, darüber nachzudenken. Wenn wir diese hinter uns haben, wird die Situation eine andere sein. Und auch da komme ich wieder auf die Raumfrage. Man wird sich fragen müssen: Ist es nicht wichtiger, eine Sparte mehr und damit mehr künstlerischen Reichtum zu haben als ein Gebäude mehr zu betreiben?
O&T: Zurück zu den finanziellen Spielräumen. Ihr Vorgänger hat Bonn verlassen, nicht zuletzt, weil er mit seinen Sparmöglichkeiten nach seiner Konzeption an seinem Ende angekommen war – obwohl er im letzten Jahr noch einmal rund eine Million eingespart hat. Wie sind Ihre Vorgaben durch die Stadt konkret? Und wie glauben Sie, damit in den nächsten zwei oder drei Jahren klarzukommen?
Harte und schwierige Arbeit
Helmich: Die Vorgabe der Stadt lautet, dass wir mit 3,5 Millionen Euro weniger auskommen müssen – in zwei Tranchen, eine in der jetzt laufenden Spielzeit, eine in der darauffolgenden. Die Einsparung in der jetzt laufenden Spielzeit realisieren wir auf der einen Seite durch eine moderate Kürzung der künstlerischen Etats, von der ich behaupte, dass man sie nicht merken wird, und durch eine sehr deutliche Erhöhung der Eintritts-preise auf der anderen Seite. Wir haben das ganze Eintrittspreissystem umgestellt auf eine Art, wie es überall in Deutschland inzwischen üblich ist. Die Karten sind dadurch teurer geworden, und wir rechnen mit Mehreinnahmen.
Die zweite Tranche wird die schwierigere sein. Damit beginnen wir im Moment. Wir gehen durch alle Abteilungen, schauen, wie diese zusammenarbeiten und wie sie aufgestellt sind. Hier ist ja in den vergangenen Jahren wirklich sehr viel Geld gespart worden. Der Abbau ist allerdings nicht immer sehr organisch geschehen. Nicht alles greift Hand in Hand zum Wohle des Betriebs. Da ist viel zu tun, das ist eine sehr harte und schwierige Arbeit, aber nach außen eine unspektakuläre.
O&T: Wo haben Sie bei der Einsparung der künstlerischen Etats angesetzt?
Helmich: Wir sind mit dem Rasenmäher daran gegangen. Wir haben die Etats für Gäste, Festangestellte, Ausstattung und so weiter pauschal um zehn Prozent gekürzt.
O&T: Das bedeutet im Bereich der Festangestellten aber doch wohl auch Stellenkürzungen, denn ein Haustarifvertrag steht ja hier nicht an.
Helmich: Ja, wir haben dann weniger Stellen.
O&T: In allen Bereichen? Auch im Chor?
Helmich: Nein, im Chor nicht. Wenn ich eben gesagt habe, es sei unterschiedlich und auch nicht ganz organisch gespart worden, dann betrifft das ganz besonders den Chor, an dem meiner Einschätzung nach zu heftig gespart worden ist. Der ist an einem Limit angelangt, an dem man wirklich nicht mehr sparen kann. Das halte ich für ausgeschlossen.
O&T: Wie geht es weiter mit den Kürzungen? Ist nach den 3,5 Millionen dann Schluss?
Helmich: Das kann ich nicht sagen. Ich bin ja nicht der Stadtrat.
O&T: Die Frage zielt natürlich in die Richtung: Wie weit kann das noch gehen? Wann ist das Ende erreicht?
Helmich: Es kann unendlich weit gehen. Schauen Sie nur nach Wuppertal.
O&T: Aber in Wuppertal ist dann irgendwann Schluss.
Helmich: Ja, es gibt aber leider immer noch Möglichkeiten, das nach außen als funktionierenden Betrieb hinzustellen.
O&T: Dabei gibt es allerdings mindestens zwei Probleme: Das eine sind die Beschäftigungsverhältnisse, insbesondere in Bereichen, in denen man frei verhandeln kann. Da geraten wir dann bald in so genannte prekäre Bereiche…
Helmich: … das ist ja vielfach schon der Fall.
O&T: Außerdem hat man irgendwann nur noch so wenig qualifizierte Leute zur Verfügung, dass die Qualität spürbar sinkt.
Helmich: Trotzdem wird es leider gemacht. Wir erleben das ja, auch bei kleinen Theatern in den neuen Bundesländern, wo man zum Teil das Wort Qualität schon gar nicht mehr benutzen kann. Es wird trotzdem noch weiter gespart. Sie haben vollkommen Recht, aber es gibt in der Realität leider keine Grenze.
Keine Haustarifverträge
Großer Publikumszulauf: „Jesus Christ Superstar“ mit Mark Seibert (Jesus Christus) und Mitgliedern des Ensembles. Foto: Thilo Beu
O&T: In der Presse wurde Bonn soeben als Stadt in Deutschland mit dem zweithöchsten Schuldenanstieg aufgeführt. Hielten Sie es als jemand, der damit im Osten ja bereits Erfahrung gemacht hat, für denkbar, eine gewisse Zeit mit Haustarifverträgen zu überbrücken, um das künstlerische Niveau zu halten? Oder sind Sie der Meinung, wie offenbar die Politik und viele Ihrer Kollegen im Wes-ten: Das bringt nichts, dann bauen wir lieber eine Sparte ab…
Helmich: Haustarifverträge in dieser Gegend halte ich für undenkbar. Wenn ich mir allein die Mietpreise hier angucke und diese vergleiche mit den Ausgaben, die man in den östlichen Bundesländern hat, muss ich einfach sagen: Das geht nicht. Bei Gästen im künstlerischen Bereich sind wir ohnehin schon bei ganz niedrigen Gagen. Bei festangestellten Solisten gilt das zum Teil auch. Auf eine Diskussion über Haustarifverträge würde ich mich nicht einlassen. Im Osten waren sie ja mal gedacht als Übergangslösung in Zeiten, in denen die Betriebe kleiner wurden und ihre noch aus DDR-Zeiten stammenden Personalkapazitäten abbauten. Inzwischen muss man sich da ja auch die Sinnfrage stellen. Spartenschließungen braucht man einem Intendanten, der sowieso nur noch zwei Sparten hat, erst recht nicht vorzuschlagen.
In Bonn stoßen übrigens zwei Dinge aufeinander, die im Widerspruch zueinander stehen. Sie sprechen zu Recht die hochverschuldete Stadt an. Wenn Sie aber durch die Stadt gehen und sich die Berechnungen der Kaufkraft ansehen, die es hier gibt, dann ist das eine sehr reiche Stadt. Da stimmt etwas im Verhältnis nicht.
Bürgerbegehren
O&T: In Sachsen-Anhalt gehen die Menschen derzeit auf die Straße und kämpfen für ihre Theater. Hier in Bonn ist es gerade umgekehrt. Da gibt es eine Initiative zu einem Bürgerbegehren, das versucht, für extreme Kürzungen bei der Oper in den nächsten Jahren zu werben. Ist das eine echte Gefahr oder eher ein Sturm im Wasserglas?
Helmich: Das ist für uns in Bonn konkret keine echte Gefahr, denke ich. Die Tatsache, dass ich von ganz vielen Kollegen in ganz Deutschland immer wieder darauf angesprochen werde, zeigt mir aber, dass es offenbar in Deutschland im Moment eine Stimmung gibt, die dazu führen könnte, dass solche Initiativen an vielen Orten auch erfolgreich sein könnten. Insofern ist die Situation weit über die Bonner Situation hinaus brandgefährlich. Ich habe Angst davor, dass dieser Tabubruch aufgegriffen wird. Wenn der finanzielle Druck auf die Kommunen stärker wird, befürchte ich, dass es anderswo explodieren könnte.
O&T: Warum gerade in Bonn?
Helmich: Ich habe mich anfangs gewundert, warum das ausgerechnet in dieser Stadt passiert. Inzwischen wundere ich mich nicht mehr so sehr. Ich glaube, dass dieses Theater im Vergleich mit anderen Theatern gro-ßen Nachholbedarf hat, wenn es darum geht zu zeigen, dass es für alle Schichten offen ist, dass es auch sozialrelevante Dinge tut.
O&T: Hier in Bonn wurden erstmalig die Sportverbände gegen das Theater ausgespielt.
Das ist inzwischen ein recht offener Konflikt. Wie erleben Sie die Reaktion der Bevölkerung darauf?
Helmich: Ich glaube, dass der konkrete Konflikt zwischen Sport und Kultur gerade wieder abgeebbt ist. Auch da gilt wieder: Es ist unsere Aufgabe, auf die Leute zuzugehen und den Menschen klarzumachen, dass wir ein Angebot für alle haben. Es ist der falsche Weg, mit Resolutionen auf solche Leute einzuprügeln. Die Bringschuld in der Überzeugung der Menschen liegt eindeutig bei uns.
O&T: Die Initiatoren des Bürgerbegehrens versuchen nun, auch die Kultur-Akteure in der Stadt gegeneinander auszuspielen. Sie sagen: Wenn die Oper weniger bekommt, bekommt das Beethovenfest mehr und so weiter. Wie reagieren diese Institutionen darauf?
Helmich: Da gibt es eine große Solidarität. Es gibt niemanden, der versucht, daraus Vorteile zu ziehen.
O&T: Und die Stadt selbst, die Verwaltung, der Oberbürgermeister et cetera, wie stehen die dazu? Man hat ja durchaus manchmal das Gefühl, dass diese Bürgerinitiative dem einen oder anderen gar nicht so unrecht ist.
Helmich: Das glaube ich nicht. Die sind verpflichtet, entsprechend der Gesetzeslage damit umzugehen und darauf zu reagieren. Ich denke, das tun sie.
O&T: Ebenfalls vor einiger Zeit gab es eine Bürgerbefragung der Stadt Bonn. Die Frage lautete, wo denn, um den Haushalt zu konsolidieren, eingespart werden soll. Das ging von Seiten der Stadt und – soweit man es von außen mitbekam, auch stark beeinflusst vom OB – suggestiv in die Richtung: Beim Theater kann man am kräftigsten sparen. Lasst uns doch da mal reinhauen. Entspricht das Ihrer Empfindung? Ist da inzwischen hinzugelernt worden? Oder ist das ein falscher Eindruck?
Helmich: Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht genau. Ich kann immer nur sagen: Die Menschen davon zu überzeugen, dass es uns geben muss und dass wir etwas tun, das für alle Menschen relevant ist, ist unsere Aufgabe. Je mehr über diese Dinge so diskutiert wird, dass man anderen die Schuld zuschiebt, desto schlechter ist das für das Theater. Bei Menschen, die sich nur am Rande damit beschäftigen, entsteht dabei der Eindruck, dass permanent irgendwelche Theaterlobbyorganisationen um ihre Pfründe kämpfen. Je lauter wir auf andere einprügeln, desto mehr setzen wir uns in der Wahrnehmung einer breiten Öffentlichkeit ins Unrecht.
O&T: Es gibt in Bonn noch immer das Projekt Festspielhaus, das natürlich in einer gewissen Konkurrenz sowohl zur Beethovenhalle und deren Erhalt oder Wiederherstellung als auch zum Theater steht. Was halten Sie von den Plänen für ein Festspielhaus in Bonn?
Helmich: Ich verfolge diese Diskussion seit einigen Jahren mit sehr großem Staunen…
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