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Mehr Geld in Dresden
Sachsens Staatstheater erhalten künftig mehr Geld. Die Dresdner
Semperoper, die Landesbühnen Sachsen und das Staatsschauspiel
der Landeshauptstadt sollen nach Angaben des Kunstministeriums
im kommenden Jahr sechs Millionen Euro mehr erhalten als bislang
geplant. Von 2009 bis 2011 seien elf Millionen Euro zusätzlich
vorgesehen. Das Ministerium begründete die Maßnahmen
mit der Ost-West-Anpassung bei den Tarifen. Durch die zusätzlichen
Mittel könne das hohe künstlerische Niveau des Spielbetriebs
aufrechterhalten werden. Kunstministerium und Finanzministerium
hätten gemeinsam mit den drei Spielstätten Konsolidierungspläne
erarbeitet, die Planungssicherheit geben sollen. Unter anderem
soll laut Ministerium der Gastetat der Sächsischen Staatsoper
um zwei Millionen Euro auf elf Millionen Euro aufgestockt werden.
Der Geschäftsführende Direktor der Sächsischen Staats-
oper, Wolfgang Roth, begrüßte die Entscheidung.
Fledermaus-Rettung
Zu unerwarteter Berühmtheit in der Kulturwelt bringt es zurzeit
die Kleine Hufeisennase, eine seltene, lediglich 4 cm lange Fledermausart,
die im sächsischen Elbtal und im Osterzgebirge anzutreffen
ist. Ihr gelingt es womöglich, woran juristische Eingaben,
politische Interventionen und Bürgerproteste in Dresden bisher
gescheitert sind: Sie könnte den Weltkulturerbetitel für
das Elbtal retten. Naturschutzverbände hatten beim Verwaltungsgericht
Dresden einen Eilantrag eingereicht, der den Baubeginn der Dresdner
Waldschlösschenbrücke zunächst aussetzt. Der Bau
der Brücke gefährde den Bestand der Fledermausart, hieß es.
Er gefährdet darüber hinaus den Weltkulturerbetitel.
Seit Monaten wird daher darum gestritten. Zuletzt hatten sich jedoch
die Befürworter des Baus durchgesetzt. Ein Gerichtssprecher
sagte nun, die Sache könne im äußersten Fall bis
vor das Bundesverwaltungsgericht kommen. Dann könne es Jahre
dauern, bis eine Entscheidung falle.
Skandal in Leipzig
Schlicht als „Skandal“ kritisierte die Intendantengruppe
im Deutschen Bühnenverein den quasi fristlosen Rausschmiss
des Intendanten der Oper Leipzig Henri Maier: Am 19. Juni 2007
teilte ihm die Stadt mit, dass er zum 31. Juli seinen Stuhl zu
räumen habe. Dabei hatte sie kurz zuvor und weit vor der Zeit
seinen Vertrag bis 2011 verlängert – und Maier sich
daraufhin eine Wohnung in Leipzig gekauft. Die Begründung
war ebenso knapp wie für die Kenner der Pleiße-Oper
verständlich: „Unterschiedliche Vorstellungen innerhalb
der Oper zur Zukunft des Hauses“ hätten zur Kündigung
geführt. Diese Zukunft hat einen Namen: Maestro Riccardo Chailly,
der Generalmusikdirektor der Oper und Chef des Gewandhausorchesters
zugleich ist. In letzterer Funktion brilliert er auch in Leipzig:
Seine „Messa da Requiem“ von Giuseppe Verdi am 25.
Mai war fulminant, erzwang von Orchester und Opernchor Meisterliches.
Doch als Opern-GMD ist er kaum vorhanden: Im November 2005 ein „Maskenball“,
und im April 2008 soll „Manon Lescaut“ Premiere haben.
Im Repertoire gibt es ihn nicht. Gleichzeitig alterierte er sich über
Maiers Amtsführung, die seinen Maßstäben erster
Häuser nicht entsprach. Sicherem Vernehmen nach vor die Alternative
gestellt „Er oder ich!“, gab die Stadt klein bei. Henri
Maier kann seine Wohnung dennoch behalten: Die Stadt zahlt ihm
bis 2011 seine volle Gage – aus dem Stadtsäckel und
nicht aus dem Opernetat, wie Oberbürgermeister Burkhard Jung
der VdO zusicherte, die gerade zusammen mit den anderen in der
Oper Leipzig vertretenen Gewerkschaften über einen neuen,
den Beschäftigten erneut Gagenverzicht abfordernden Haustarifvertrag
verhandelt. Denn Geld für Kultur ist an der Pleiße knapp
geworden. Zunächst für ein Jahr übernimmt der Geschäftsführende
Direktor der Oper Leipzig, Alexander von Maravic, die Leitung des
Hauses.
Sportsponsoring ist „out“
Der Deutsche Bühnenverein legt der deutschen Wirtschaft nahe,
sich in Zukunft finanziell mehr im Kulturbereich als im Sport zu
engagieren. „Wer den Sport und seine Doping-Misere satt hat,
sollte an die Kunst denken“, so Rolf Bolwin, Direktor des
Bühnenvereins. Kaum etwas könne das Ansehen von Unternehmen
besser steigern als eine private Förderung des künstlerischen
Schaffens.
„Freax“ entzweit
Manchmal können Unstimmigkeiten zu unerwarteten künstlerischen
Ergebnissen führen. So geschehen am Bonner Theater, wo in
Kooperation mit dem Beethovenfest am 2. September die Oper „Freax“ des
Komponisten Moritz Eggert uraufgeführt werden sollte – unter
der Regie von Christoph Schlingensief. Wollte Eggert eine Geschichte
erzählen, die von (Selbst-)Verstümmelungen handelt, so
plante Schlingensief eine Umsetzung des Librettos, die die Geschichte
selbst verstümmelt – im Sinne der Schlingensief’schen
Trash-Ästhetik. Das Ergebnis des künstlerischen Zwistes
wandelt das Theater in einer Pressemitteilung nun zum einzigartigen
Erlebnis: „Erstmals in der Operngeschichte kommt es an ein
und demselben Abend zu einer konzertanten Uraufführung und
einem szenischen Diskurs über das vorhandene Material, ohne
dass die Oper szenisch uraufgeführt wird.“ Heißt:
Die beiden Künstler kamen nicht zusammen, so dass jetzt jeder
seinen Teil allein bestreitet. Auf das Ergebnis darf man – angesichts
der handelnden Personen – allemal gespannt sein. Auch, wenn
das Herz des Theaterfreundes blutet, der sich auf die Zusammenarbeit
zweier so kreativer Köpfe gefreut hatte.
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