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Wir sind Staatstheater!
Überraschender Erfolg in Weimar Nein, die Ruinen des Heidelberger Schlosses werden nicht abgetragen,
der Naumburger Dom wird nicht gesprengt und das Deutsche Nationaltheater
Weimar (DNT) geht nicht als Dependance des Theaters Erfurt unter.
Rund zehn Jahre währte der von der Weimarer Bürgerschaft,
der Thüringischen Landeszeitung, dem Weimarer Stadtrat und
nicht zuletzt vom Ensemble des Hauses geführte vom Weimarer
Generalintendanten Stephan Märki unermüdlich stimulierte
und dirigierte Kampf um die Eigenständigkeit des DNT – und
endete am 18. Juni 2007 mit einem der Form und der Schnelligkeit
wegen überraschenden, in der Sache vollständigen Sieg.
Das DNT bleibt mit seinem Schauspiel, seinem Musiktheater samt
Staatskapelle ein selbständiges Theater in der Rechtsform
eines als gemeinnützige GmbH geführten Thüringischen
Staatstheaters.
Der Erfolg hat viele Mütter und Väter, zu denen jetzt
auch der im letzten Moment zur besseren Einsicht gekommene thüringer
Ministerpräsident Dieter Althaus und der Staatssekretär
im Kultusministerium Walter Bauer-Wabnegg zu zählen sind,
jedenfalls zu viele, um sie hier aufzuzählen. Die Niederlage
aber ist auf das Konto der jeweils amtierenden Kultusminister Gerd
Schuchardt, Dagmar Schipanski und zuletzt Jens Goebel zu buchen,
die, unterstützt von gerufenen, aber unberufenen Beratern
und Gutachtern samt willfährigen Ministerialen nur das Landeshauptstadt-Theater
in Erfurt, die organisatorische Funktionalität sowie mehr
oder minder realistische Einsparungspotentiale im Sinn hatten und
aus ihnen die Notwendigkeit einer Fusion der Bühnen in Erfurt
und Weimar ableiteten. Geschichte, kulturelle Vergangenheiten und
daraus resultierende Befindlichkeiten der Städte und ihrer
Bürgerschaften waren ihnen Hekuba.
Zu den Vätern des Erfolgs zählt auch die wirtschaftliche
Erholung der Länder, die es dem Freistaat Thüringen und
seinen Haushaltspolitikern erlaubte, von dem von Kultusminister
Goebel entworfenen Konzept, den staatlichen Theaterförderungsetat
um zehn Millionen Euro abzusenken, schrittweise abzuweichen.
Denn die Finanzierung des neuen Staatstheaters ist, wenn auch
auf niedrigem Niveau, bis 2012 mit jährlich 21 Millionen Euro
Betriebszuschuss gesichert. Entsprechend seinem künftigen
Gesellschafteranteil von 79 Prozent, die er für 197.500 Euro
von der Stadt Weimar erwirbt, gibt der Freistaat 16,59 Millionen.
Die verbleibenden 4,41 Millionen schießt die Stadt zu, was
für sie einen Kostenaufwuchs von 1,3 Millionen bedeutet und
was dem Stadtrat zu genehmigen bis buchstäblich zur letzten
Minute nicht leicht fiel.
Im Aufsichtsrat der neuen Staatstheater gGmbH werden Freistaat
und Stadt mit je drei Sitzen vertreten sein; das Land bestellt
den Vorsitzenden, bei dem auch der Stichentscheid liegt. Entscheidungen
grundsätzlicher Natur bedürfen allerdings des Einvernehmens
aller Gesellschafter. Das Staatstheater hat bei seinen Schauspiel-Planungen
zu beachten, dass die Aufführungen auf die Bühne des
Theater Erfurt übertragbar sind. Über die Eigentumsrechte
an der Weimarer Theaterimmobilie, die nach nicht unbestrittener
Rechtsauffassung dem Bund zustehen, muss noch verhandelt werden.
Die Überführung des DNT und der Staatskapelle in das
neue Staatstheater soll bereits zum 1. Januar 2008 erfolgen.
Weimars Kulturbürger, unter ihnen Altbürgermeister Volkhardt
Germer und der amtierende OB Stefan Wolf, beide den Vätern
des Erfolgs zugehörig, feierten am Abend des 18. Juli ihren
Stadtrat, ihr Theater und sich selbst: Wir sind Staatstheater! M.
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