Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Integrative Chorarbeit
Alexander Eberle über seine Essener Chorprojekte
Es ist und bleibt ein Abenteuer
Thomas Hennig über Auslandserfahrungen eines Chorleiters
Die soziale Kraft der Kunst
Jugendarbeit der Bayerischen Staatstheater

Portrait
Wechselvolle Karriere
Porträt der Choreografin Eva-Maria Lerchenberg-Thöny
Zwei Große nehmen Abschied
Über Sir Peter Jonas und Klaus Zehelein
Reiche Mitgift in Charlottenburg
Die Geschichte der Berliner Opernhäuser (Teil 8)

Berichte
Mozart-Marathon in Salzburg
Ein Bericht von den Festspielen 2006
Gelungene Debussy-Vollendung
„Der Untergang des Hauses Usher“ in Bregenz
Im Guckkasten in den Tod
Younghi Pagh-Paans „Mondschatten“ in Stuttgart
Die Kraft der Musik
„Lohengrin“ in Chemnitz


Ärgernis oder Notwendigkeit
Zwei neue Bücher fragen nach dem Beruf Opernregie
Altes Genre erfrischend aufgelegt
Henzes Rundfunkopern auf CD

Oper & Tanz aktuell
General-Schikane in Wild-Südwest
Eine arbeitsrechtliche Groteske

VdO-Nachrichten
Nachrichten
VdO-Verbandstermine – Stefan Moser wiedergewählt – Resolution des Deutschen Bühnenvereins – Auf geht’s: Die VdO-Organisationswahlen 2006/2007 – opernsplitter – Wir gratulieren

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Spielpläne 2005/2006
Festspielvorschau

 

Kulturpolitik

Integrative Chorarbeit

Alexander Eberle über seine Essener Chorprojekte

Anlässlich der 2. Chordirektorentagung in Köln sprach Alexander Eberle, Chordirektor am Aalto Theater, über seine umfassende Chorarbeit mit unterschiedlichen Ensembles in der Stadt Essen.

 
Alexander Eberle. Foto: Archiv
 

Alexander Eberle. Foto: Archiv

 

Vor neun Jahren übernahm ich, damals noch als Solorepetitor, mit Beginn der Intendanz von Stefan Soltesz die Leitung des Essener Musikvereins, eines Traditionschores, der – wie in vielen anderen Städten auch im 19. Jahrhundert gegründet – das Musikleben der Stadt Essen lange Zeit grundlegend geprägt hat.

Ebenso wie in vielen anderen Städten lösten wir das Problem der Überalterung und auch der fehlenden musikalischen Qualität dieses Oratorienchores dadurch, dass wir nur noch in Kooperation mit dem Opern- und Extrachor der Theater und Philharmonie Essen konzertierten. Es existierten in dieser Zeit also zwei Chorleiter, die teilweise drei verschiedene Ensembles zu einem Konzert vorbereiteten. Mit Beginn meiner Tätigkeit als Chordirektor des Aalto Theaters 1999 hatte ich nun das Glück, verantwortlicher Leiter all dieser Gruppen zu werden. Nach den ersten Chorvorsingen im Opernchor, die ich miterlebte, fielen mir folgende Punkte auf:

  • Es gibt zu wenig wirklich für den Chorberuf qualifizierte und auch sich hierfür berufen fühlende Sängerinnen und Sänger.
  • Die Zahl der Absolventen unserer Hochschulen, die sich für eine Chorstelle bewerben, ist erschreckend gering.
  • Den meisten Bewerbern fehlt stilistisch der Überblick über das Spektrum des Chorsingens, das sich ja auch an den Opernhäusern vom Barock bis zur Moderne erstreckt.
  • Von den Sängerinnen und Sängern, die für eine Berufschorstelle im Bereich Opernchor vorsingen, hat eine Vielzahl vorher nie intensiv im Chor gesungen.
    Nun habe ich mich an Robert Schumann und an seinen wunderbaren Aufsatz über die Bedeutung des Chorgesanges in der Erziehung und der Gesellschaft erinnert, und dabei folgende Gründe für die vorherrschende Situation festgestellt:
  • In unseren Schulen, beginnend mit den Grundschulen, wird nicht mehr gesungen. Der Musikunterricht hat sich des Gesangs weitgehend entledigt.
  • Das Repertoire, mit dem man die Jugendlichen während des Musikunterrichts in den Schulen doch noch zu ködern versucht, ist nicht geeignet. Eine dauerhafte Bindung an die Materie Musik kann man doch eher mit Bach und Mozart schaffen als mit Andrew Lloyd Webber. Ich glaube auch, dass die meisten Kinder keine Berührungsängste mit der Musik der klassischen Komponisten zeigen werden, wenn man ihnen die Größe und Schönheit der Werke entsprechend überzeugend vermittelt.
  • Es gibt zu wenig Nachwuchsarbeit innerhalb unserer Chöre. An den Hochschulen findet zu wenig Ensemblegesang und Chorschulung statt. Es muss in Zukunft den Studiengang „Berufschorsänger“ an den Hochschulen geben.

Chorforum Essen

Nach Jahren der Umstrukturierung, möchte ich Ihnen den derzeitigen Zustand meines Projektes „Chorforum Essen“ vorstellen. Der „Essener Musikverein“, inzwischen umbenannt in „Philharmonischer Chor Essen“, hat heute folgende Unterabteilungen:

  1. Zwei Kinderchorgruppen. Die jüngsten sind die Sechs- bis Siebenjährigen. Sie heißen Aalto-Spatzen. Es handelt sich dabei um eine Chorvorstufe, die auf der Basis der Kodaly-Methode arbeitet. Die Kinder singen auf der Bühne schon bei Produktionen wie „Hänsel und Gretel“ mit. Die zweite Stufe ab der dritten Klasse ist der eigentliche Aalto-Kinderchor. Ohne öffentliche Werbemaßnahmen hatten wir sehr schnell 60 Kinder zusammen, die regelmäßig in beiden Ensembles arbeiten.
  2. Ein Jugendchorensemble. Es ist in erster Linie als Auffang-Ensemble für die der Kinderchorarbeit entwachsenden Jugendlichen gedacht. Inzwischen haben wir dort mehr als 20 Mädchen und Jungen. Auch diese wirken bei Produktionen an unserem Theater mit.
  3. Ein Kammerchorensemble. Gegründet wurde es mit einem hohen Anteil von Gesangsstudenten und Extrachormitgliedern, aber auch mit geeigneten Sängern des Philharmonischen Chores zunächst für spezielle Konzertproduktionen wie zum Beispiel das „Alexanderfest“. Vor zwei Jahren wurde dann der Philharmonische KammerChor Essen offiziell ins Leben gerufen. In diesem Jahr hat er seine erste Johannespassion am Aalto-Theater mit den Essener Barocksolisten gesungen.
  4. Der große Konzertchor. Inzwischen hat dieser Chor wieder ein eigenes Konzertleben. Im Jahr 2004 machte er die erste größere Konzertreise seit seinem Bestehen und sang im Rahmen der Puccini-Festspiele Puccinis „Missa di Gloria“ in Torre del Lago.

Integration

Ein für mich sehr wichtiger Punkt war die Integration der Extrachormitglieder in diese Chorarbeit. Ich habe es immer als unbefriedigend empfunden, im Extrachor ein wenig homogenes, durch sehr viele Individualisten und Einzelkämpfer geprägtes Chorbild vorzufinden. Dies bedeutet ständig chorerzieherische Grundlagenarbeit mit Sängern durchführen zu müssen, die später auf der Bühne zusammen mit einem Berufschor arbeiten sollen.

Inzwischen sind alle meine Extrachormitglieder auch Mitglieder des Philharmonischen Chores. Hierdurch hat sich eine deutliche Qualitäts- und Effektivitätssteigerung ergeben. Der Extrachor ist trotz aller repertoirebedingt nötigen Besetzungswechsel ein Ensemble geworden.

Der wichtige Bereich „Studiengang Berufschorsänger“ an der Hochschule scheitert leider bis heute am mangelnden Interesse beziehungsweise Einsicht der Studenten und vor allem auch der Gesangsprofessoren. Nach langjährigen Gesprächen werden wir in Essen zum Schuljahresbeginn in diesem August an zirka 30 Grundschulen feste Kinderchorstützpunkte einrichten, die hoffentlich auch nach Ablauf unserer Kulturhauptstadtperiode 2010 noch von Bedeutung sein werden. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, hat zu Beginn dieses Jahres individuellen Instrumentalunterricht für alle Schülerinnen und Schüler in NRW gefordert. Dies lässt ja hoffen!

Alexander Eberle

 

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner