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Klassenziel: Primaballerina
Die John Cranko-Schule in Stuttgart
Im weißen Tutu, mit unzähligen Glitzersteinchen besetzt,
in eleganten Pirouetten über die Bühne schweben, belohnt
mit tosendem Applaus – davon träumen unzählige
kleine Mädchen. Auch viele kleine Jungen liebäugeln mit
einer Karriere als Tänzer. Doch nur wenige besitzen genug
Talent, Ausdauer, Willen und Leidenschaft, um sich tatsächlich
eines Tages an die Weltspitze des Balletts tanzen zu können.
Wer die Aufnahmeprüfung an der weltbekannten John Cranko-Schule
in Stuttgart besteht, ist diesem Traum wenigstens ein kleines Stück
näher; wer die Schule abschließt, darf sich ernsthafte
Hoffnungen machen. Die Ballettschule wurde von John Cranko, dem
Gründer und damaligen Direktor des Stuttgarter Balletts und
genialen Choreographen im Jahr 1971 als erste staatliche Ballettschule
der Bundesrepublik Deutschland gegründet und brachte in den
vergangenen 32 Jahren eine Vielzahl bekannter Tänzerinnen
und Tänzer hervor. Heute gehört die Berufsfachschule,
Staatliche Ballettakademie und Ballettschule der Württembergischen
Staatstheater unter der Direktion von Tadeusz Matacz zu den bedeutendsten
Ballettschulen der Welt. Dem Stuttgarter Ballett von Anfang an
angegliedert, trägt sie seit dem plötzlichen frühen
Tod John Crankos im Jahr 1974 den Namen ihres Gründers. Vom Frosch zum Schwan
Nur wer unter den scharfen und kritischen Blicken der Lehrer
und der hauseigenen Orthopädin die Aufnahmeprüfung besteht,
darf am Unterricht teilnehmen. Die jungen Tänzerinnen und
Tänzer treten im Alter von zehn Jahren in die erste Klasse
ein und beginnen mit dem offiziellen Unterricht. Kinder im Alter
von sechs bis neun Jahren werden in Vorschul- und Vorbereitungsklassen
spielerisch an die hohe Kunst des Balletts herangeführt.
Kinder, die wie Frösche durch den mit Meter hohen Spiegeln
versehenen Trainingsraum hüpfen, sollen später elfenartig über
den Boden schweben.
Trainiert werden muss an bis zu sechs Tagen in der Woche, und
wer die Abschlussbewertung am Ende eines Schuljahres nicht schafft,
darf im Folgejahr nicht weitermachen. „Die Kinder wollen,
wollen, und wollen, aber oft ist der Wille allein nicht genug“,
sagt Tadeusz Matacz, Direktor der Ballettschule, der früher
selbst auf den bedeutendsten Bühnen dieser Welt getanzt hat. „Durch
unsere Zugehörigkeit zum Stuttgarter Ballett ist die Messlatte
eben so hoch, dass nur wenige die Ausbildung bis zum Schluss absolvieren
dürfen.“ Wie jedes andere Kind drücken die kleinen
Tänzerinnen und Tänzer morgens die Schulbank, um Mathematik,
Geschichte und Deutsch zu lernen. Erst am Nachmittag beginnt der
zusätzliche Unterricht an der Ballettstange. Eine Ernährungsberaterin
ist für die gesunde Küche und den speziellen Ernährungsplan
für junge Balletttänzer verantwortlich. Beste Berufs-Chancen
Im Gegensatz zu den unteren Klassen, die überwiegend von Jugendlichen
aus der Region Stuttgart oder aus Baden-Württemberg besucht
werden, treffen sich in den Klassen der Akademie bereits Tänzerinnen
und Tänzer aus der ganzen Welt, die, oft finanziert durch
großzügige Stipendien, dem überragenden Ruf der
John Cranko-Schule nach Stuttgart folgen. Nach dem Schulabschluss
an einer staatlichen Schule, beginnt für sie der Unterricht
an der Berufsschule für klassischen Tanz. Neben Charaktertanz,
Pas de deux, klassischer Technik und Spitzentanz stehen auch Theoriefächer
wie Tanzgeschichte, Anatomie, Deutsch, Englisch, Gemeinschaftskunde
und Schminken auf dem Lehrplan.
Um den im Schnitt 130 Schülern möglichst viel Bühnenpraxis
zu vermitteln, finden mehrmals jährlich Schulaufführungen
statt. Außerdem erhält der Nachwuchs immer wieder Gelegenheit,
an den regulären Aufführungen des Stuttgarter Balletts
und der Oper der Württembergischen Staatstheater – die
in den vergangenen fünf Jahren vier mal zum „Opernhaus
des Jahres“ gewählt wurde –, mitzuwirken. Die
Beteiligung der Ballettschule an Repertoire-Aufführungen wie „Schwanensee“ oder „Dornröschen“ gehört
in Stuttgart einfach dazu. Diese enge Verbindung zum Stuttgarter
Ballett spiegelt sich in der Besetzung der Stuttgarter Compagnie:
Jedes dritte Compagniemitglied hat die John Cranko-Schule absolviert.
Viele der Schüler haben schon vor ihrer Abschlussprüfung
die Zusage für ein Engagement in der Tasche; vor allem die
männlichen Tänzer können meist unter mehreren lukrativen
Angeboten wählen. Auf der ganzen Welt sind die „John
Cranko“-Schüler gern gesehene Tänzer, sei es als
Mitglied einer anderen Compagnie, sei es als Mitglied des Stuttgarter
Balletts während der zahlreichen Tourneen der Compagnie ins
Ausland oder als Gasttänzer bei renommierten Galavorstellungen. Es zählt die Leidenschaft
Tadeusz Matacz, der 2001 den 30. Geburtstag der Schule feiern
durfte, ist fest davon überzeugt, dass John Cranko mit der Weiterentwicklung
seines großen Traums vollauf zufrieden wäre. In den
drei Jahrzehnten seit der Gründung der ersten Ballettakademie
Deutschlands sind zahlreiche Einrichtungen – beispielsweise
die Ballettschulen in Hamburg und München – Crankos
Beispiel gefolgt. Doch die Stuttgarter Ballettschule wird immer
etwas ganz Besonderes bleiben: Die enge Zusammenarbeit mit dem
Stuttgarter Ballett und die einzigartige Ballettbegeisterung
des Stuttgarter Publikums bilden ein unvergleichliches Fundament.
Direktor Tadeusz Matacz weiß, wie man diesem Traum ein
bisschen näher kommt: „Der eiserne Wille und das stundenlange
Training sind das eine“, sagt Matacz. „Das Andere,
das Wichtigste ist die Leidenschaft fürs Tanzen“. zk-wam
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