Nachhaltige Zeichen setzen
50 Jahre deutsche Orchestergewerkschaft · Von Claudia
Gunkel
Die Deutsche Orchestervereinigung feiert in diesem Jahr
ihr 50.
Jubiläum. 1953 gegründet, hat sie sich neben anderen
Künstlergewerkschaften zu einem schlagkräftigen Berufsverband
entwickelt – ein nicht unwichtiger Partner für die VdO.
„Bei der Gründung der Deutschen Orchestervereinigung
(DOV) stand fest, dass sie ihre gewerkschaftlichen Aufgaben nur
lösen
könne, wenn sie sich auch kulturpolitisch engagieren würde“,
schrieb 1977 Hermann Voss im Rückblick auf 25 Jahre DOV.
Der durch die Besatzungszonen bedingte zersplitterte Zustand des
Deutschen Musikerverbandes (DMV) nach 1945 und die Tatsache, dass
dessen Finanzierung zum großen Teil auf den Schultern der
Kultur- und Rundfunkorchester lastete, führte zur wachsenden
Enttäuschung in deren Reihen. Aus diesem Konflikt heraus kam
es 1952 in Düsseldorf zur Gründung der „Deutschen
Orchestervereinigung“ mit dem Geschäftsführer Hermann
Voss.
Schon in der ersten ordentlichen Delegiertenversammlung 1953
wehte ein völlig neuer Wind. Die DOV gliederte sich umgehend der
Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) an. Mit §1 des Vereinsstatuts
grenzte man sich deutlich von der Funktionsgewerkschaft des DMV
ab. Jeder Delegierte war für Voss zuerst Repräsentant
seines Klangkörpers. Neben einer zentralen Geschäftsstelle
in Düsseldorf begründete er mit der Zeitschrift „Das
Orchester“ das Publikationsorgan des Vereins, dessen Schriftleitung
Voss bis 1976 in den Händen hatte.
Die 1977 von Voss erklärten vier inhaltlichen Schlaglichter – Tarifrecht,
Sozialversicherungsrecht, Leistungsschutzrecht und Kulturpolitik – sind
wesentliche Leitlinien des Vereins geblieben. Ein wichtiger Meilenstein
im Tarifrecht war 1956, nach heftigen Auseinandersetzungen mit
dem Bühnenverein und dem DMV, der Freiburger Tarifvertrag,
wonach sich die Vergütung der Musiker jeweils nach den Gehaltsbewegungen
im öffentlichen Dienst richten sollte. Stete Bemühungen
mündeten schließlich 1971 in den Abschluss des „Tarifvertrages
für die Musiker in Kulturorchestern“ (TVK). Von großer
Bedeutung war die Gründung der „Gesellschaft zur Verwertung
von Leistungsschutzrechten“ (GVL) 1959. Zahlreichen Zivilprozessen
der GVL verdanken die deutschen Interpreten eine herausragende
urheberrechtliche Position.
Mit einer Resolution auf der Delegiertenversammlung 1972 in Hamburg
erklärte die DOV den Bildungsauftrag der Musiker und Orchester
innerhalb der Gesellschaft zu einem wesentlichen Arbeitsschwerpunkt.
Man setzte sich zum Ziel, breitere Bevölkerungsschichten zu
erreichen und das Orchester vom Klischee einer elitären Kultureinrichtung
zu befreien. Um dem Beruf eines Orchestermusikers neue Attraktivität
zu geben, entwickelte die DOV 1985 in Berlin das bald sehr erfolgreiche
Modell eines einjährigen Orchesterpraktikums. 1982 zog die
DOV gemeinsam mit der GVL von Düsseldorf nach Hamburg. Nachfolger
von Voss wurde 1976 der Rechtsanwalt Peter Girth, der jedoch nur
zwei Jahre später von Karajan als Intendant für das Berliner
Philharmonische Orchesters abgeworben wurde. Nach einer kurzen
Reaktivierung von Voss übernahm Rolf Dünnwald die Geschäfte
bis 2001. Nachdem sich die DOV 1965 der Gewerkschaft Kunst im DGB kooperativ
angegliedert hatte, verfolgte diese in den Jahren 1983/84 die letztlich
fehlgeschlagene Zwangsauflösung der Orchestergewerkschaft.
Daraufhin wandte sich die DOV erneut der DAG zu. Heute kooperiert
sie mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.
Eine der einschneidendsten Veränderungen der DOV brachte die
Wiedervereinigung Deutschlands mit sich. Nachdem Rolf Dünnwald
1989 mit den Orchestern der DDR Kontakt aufgenommen hatte, versammelten
sich am 11. März 1990 alle DDR-Orchester und Rundfunkchöre
in Ostberlin. Man gründete nach dem Muster der DOV die „Orchestervereinigung
der DDR“. Am 3. Oktober 1990 beendete diese ihre rechtliche
Existenz; schon 25 Tage später wählten die Vertreter
aller deutschen Orchester und Rundfunkklangkörper erstmals
gemeinsam die Mitglieder ihrer Gremien. Seit 2001 ist Gerald Mertens
Geschäftsführer der DOV. Die Geschäfsstelle hat
ihren Sitz inzwischen in Berlin. Claudia Gunkel
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