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Berichte

Mensch im Abgrund

Peter Ruzickas Oper „Celan“ in Mainz

Der beklagenswerte Zustand, dass Uraufführungen speziell von Opern vor allem dazu dienen, dem jeweiligen Theater überregionale Aufmerksamkeit zu bescheren, während die Archive schon gierig den Staub für die Einlagerung der Eintagsfliege bereitstellen, scheint sich glücklicherweise in der letzten Zeit auf dem Rückzug zu befinden.

 
 

Zweimal Celan: links Richard Salter, rechts Vadim Volkov. Foto: Staatstheater

 

Nur zwei Beispiele seien hier genannt: Peter Eötvös „Trois Soeurs“ erfuhren inzwischen ein halbes Dutzend Nachspielungen, ähnlich Salvatore Sciarrinos „Tödliche Blume“. Ein Theaterstück oder eine Oper offenbaren erst durch unterschiedliche szenische und musikalische Interpretationen ihre innere und äußere Spannweite, eröffnen in unterschiedlichen Inszenierungen unerwartete Perspektiven. Das gilt auch für Peter Ruzickas „Celan“-Oper, die vor zwei Jahren an der Dresdner Semperoper uraufgeführt wurde, in der Regie von Claus Guth und unter der musikalischen Leitung Marc Albrechts. Jetzt kann man an der Oper in Mainz die zweite Inszenierung besichtigen, in Regie und Ausstattung von Gottfried Pilz, von Catherine Rückwardt mit großer Perfektion und hohem Engagement dirigiert: fabelhaft das Mainzer Orchester – in den Orchestern der mittleren und kleineren Theater arbeiten heute hervorragend ausgebildete junge Musiker.

Ruzickas Darstellung der Celan-Figur verfolgt weder die Biografie des rumänisch-jüdischen Dichters, der seine Gedichte in Deutsch schrieb, noch will sie Lyrik vertonen und optisch garnieren. Ruzickas Ästhetik des Fragmentarischen dient in „Celan“ primär dazu, in sieben „Entwürfen“ existenzielle Situationen zu zeigen, die für Leben und Schaffen des Dichters signifikant erscheinen. Celan – auch eine Chiffre für die existenzielle Not, in die Menschen ohne Schuld und Zutun geraten können. In Ruzickas Oper tritt dieses übergreifende Element in hoher Eindringlichkeit Szene für Szene plastisch hervor. Gottfried Pilz nun treibt die Konzentration weiter: Schwarz ist die dominierende Farbe, magisch leuchten rote oder weiße Quadrate auf, eine flimmernde Fahrplantafel verbrennt – die Reise ins Ungewisse hat keinen „Fahrplan“, das könnte es vielleicht bedeuten. Als Video-Sequenz stürzen immer wieder Figuren kopfüber herab – wo gibt es noch einen Halt in der sichtbaren Welt. Im Dunkel aber steht der Chor und singt mit drängender Gewalt sein unaufhörliches „Jerusalem“. Da spürt wohl jeder im Publikum, der es hört, dass dieser Klang-Ruf unverändert seine politische Bedeutung besitzt.

Im Dichter Paul Celan erfahren wir bestürzend etwas über die denkbaren Verheerungen der Seele, die eine gedankenlose, kalte, brutale Zeit anzurichten vermag, wenn in ihr jedes Gewissen, alle Moral abhanden gekommen ist.

Gerhard Rohde

Info:

Peter Ruzickas erste Oper „Celan“ in Dresden (nmz 2001/04)

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