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Aktuelle Ausgabe

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Kulturpolitik

Brenn-Punkte

Zur Situation deutscher Theater

Aachen

 
 

Nutzloser Erfolg: Theater Aachen, hier mit „Die toten Augen“ im Jahr 2001. Foto: Frank Heller

 

Erfolg schützt nicht vor Existenzbedrohung. Diese Erfahrung muss jetzt das Aachener Theater machen. Intendant Paul Esterhazy und sein Schauspieldirektor Michael Helle haben das Haus mit interessantem Spielplan hochgebracht, haben die Zahl der Vorstellungen angehoben, die Platzausnutzung auf knapp 80 Prozent gesteigert und Rücklagen erwirtschaftet. Jetzt soll der bisher 15 Millionen Euro betragende Betriebskostenzuschuss um 3,4 Millionen Euro gekürzt werden. Das bedeutet bei vollständiger Auflösung der Rücklagen eine Minderung des Etats um 300.000 Euro. 2004 soll eine weitere Million Euro gestrichen werden, 2005 nochmals 4,2 Millionen Euro. „Auf die Dauer kann sich die Stadt angesichts ihrer Haushaltslage ein Theater in alleiniger Trägerschaft nicht mehr leisten“, erklärten unisono die im Stadtrat vertretenen Parteien.

Wie es 2004 weitergehen soll, wenn die Rücklage aufgebraucht ist und im Etat dann 4,4 Millionen Euro fehlen, steht noch in den Sternen. Esterhazy und Helle haben der Stadt mitgeteilt, ihre bis Mitte 2005 laufenden Verträge nicht verlängern zu wollen.

Altenburg-Gera

René Serge Mund, Generalintendant des Zwei-Städte-Theaters, scheidet vorzeitig aus seinem Vertrag zum Ende der Spielzeit 2003/04 aus. Munds Sparkonzept, das faktisch das Ende der Oper bei Erhalt von Schauspiel und Ballett vorsah (vgl. O&T Ausgaben 6/02, S. 8 und 2/03, S. 6), war sowohl vom Aufsichtsrat als auch von der Gesellschafterversammlung abgelehnt worden. Das jetzt verabschiedete Alternativ-Konzept, das bei Einfrieren der Gagen, Löhne und Gehälter bis 2008 ohne betriebsbedingten Personalabbau auskommt, könne er nicht mit tragen, erklärte Mund.

Augsburg

Das Theater Augsburg, das eine fünfprozentige Kürzung seines Betriebszuschusses hinnehmen musste, darf im Wirtschaftsplan 2003/04 eine Überziehung um 425.000 Euro vornehmen, entschied der Theater-Werkausschuss. Im Gegenzug erwartet die Stadt, dass das Theater in den nächsten Jahren sozialverträglich rund 15 Arbeitsplätze abbaut.

Freiburg, Heidelberg, Heilbronn

Vor dem Hintergrund aktueller Sparzwänge hat Heidelbergs Intendant Günther Beelitz das Konzept eines die drei Städte bespielenden „Baden-Balletts“ entwickelt. Ungeklärt ist jedoch die Standort-Frage: Wird Heidelberg Sitz des Drei-Städte-Balletts, so bedeutet das faktisch die Schließung der Sparte Tanz in Freiburg – und umgekehrt. Amélie Niermeyer, die ohnehin von Sparmaßnahmen gebeutelte Freiburger Intendantin, will jedenfalls für den Erhalt ihres Tanztheaters kämpfen.

Chemnitz

Die Städtischen Bühnen müssen eine weitere halbe Million Euro – von insgesamt 23 Millionen – einsparen. Ein Verzicht der Mitarbeiter auf die Zuwendung war schon im Jahr 2002 haustarifvertraglich vereinbart worden.

Düsseldorf/Duisburg

Die Städte sehen sich nicht in der Lage, die Tariferhöhungen im öffentlichen Dienst durch höhere Betriebszuschüsse auszugleichen. Die Deutsche Oper am Rhein beabsichtigt daher, ab der Spielzeit 2003/04 ihre Opernaufführungen von 360 auf 280 im Jahr einzuschränken.

Eisenach und Meiningen

Die von beiden Städten anvisierte „höchstmögliche Kooperation“ (vgl. O&T Ausgabe 1/03, S. 6) soll in der Spielzeit 2003/04 mit dem Austausch einiger Produktionen beginnen. Meiningen gastiert mit drei Schauspielaufführungen in Eisenach, die Eisenacher schicken eine Kammeroper und ein Musical nach Meiningen. Ungewiss ist es noch, wie die Kooperation endgültig gestaltet werden soll; das radikale Holk Freytag-Konzept ist jedenfalls noch immer eine der Diskussionsgrundlagen.

Cottbus

Das einzige in Brandenburg noch existierende Dreispartenhaus, das Staatstheater Cottbus, soll zwar zunächst erhalten bleiben, muss aber Kürzungen der Betriebszuschüsse ab 2004 um jährlich 240.000 Euro verkraften. Das Land erwägt, den Betrieb in eine GmbH umzuwandeln.

 

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