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Nurejew
Pierre-Henri Verlhac (Hg.), „Nurejew – Bilder eines
Lebens“, Henschel Verlag, Berlin, 184 Seiten, 34 Euro
„Der beste männliche Tänzer des 20. Jahrhunderts“ – ein
praktisches Etikett. Aber es sagt so wenig aus über diesen
außer und über dem Maßstab stehenden Rudolf Nurejew,
der in einem gierig und für seine Kunst glühend schonungslos
gelebten Leben am 1. Januar 1993 an Aids starb. Am 17. März
wäre er 70 geworden. Anlass für Pierre-Henri Verlhac,
bei Henschel einen großformatigen Bildband herauszugeben.
Aber Enttäuschung: Tanzfotos sind eher rar und wirken wie
zufällig gefunden. Nurejew mit seiner berühmten Partnerin
Margot Fonteyn bei den Proben; in klassischem Prinzenkostüm
und Ballettpose mit einer Pariser Ballerina; mal als Petruschka
oder im Modern-Dance-Sprung. Es überwiegen die Premierenfeiern,
Empfänge und Highsociety-Events: Rudi mit Jacqueline Onassis
und Grace Kelly, Sharon Stone, Alain Delon, Yves Saint Laurent
und lächelnd in Anwesenheit der Queen und Prinzessin Margaret.
Fotos, irgendwie zusammengesucht, dabei einfallslos (auch fehlerhaft)
beschriftet. Immerhin – und das ist das Trostreiche an diesem
Band – diese Fotos und eine Handvoll meisterlicher Porträts
rücken ein faszinierendes Gesicht ins Blickfeld: Nurejew,
zwischen seiner Ankunft im Westen 1961 und 1992, kurz vor seinem
Tod. Momentaufnahmen zwischen Glamour und Schweiß, zwischen
muskelgespannter Jugend und körperlicher Verbrauchtheit. Erhellend
der biografische Essay.
Malve Gradinger
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