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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Musiktheater ist, wenn...
Kolloqium „Realistisches Musiktheater“ in Berlin

Portrait
Das Reich Walter Felsensteins
Die Geschichte der Berliner Opernhäuser (Teil 10)
Meiningen kann wieder feiern
175-jähriges Jubiläum des Theaters
Im Bann der großen Tradition
Ein Porträt der Wiener Staatsoper
Hilferufe werden ignoriert
Ein Gespräch mit dem koordinierenden Wiener Chordirektor Thomas Lang und dem Chorsänger Mario Steller

Berichte
Wer sich nicht umdrehen darf ...
Glucks „Orfeo ed Euridice“ in Gera
Eine querständige Grisélidis
„Grisélidis“: Massenet-Ausgrabung in Lübeck
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Wenig frische Tendenzen
Die zehnte Dance-Biennale in München
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Kulturpolitik

Brennpunkte

Zur Situation deutscher Theater und Orchester

Berlin, Opernstiftung. Als der Generaldirektor der Stiftung, Michael Schindhelm, am 15. November 2006 dem Stiftungsrat sein „Konzept zur Neujustierung des Opernstrukturkonzepts der Stiftung Oper in Berlin“ vorlegte, traf nur noch die Unerfüllbarkeit der der Stiftung bis 2009 auferlegten Sparmaßnahmen zu, die Kultursenator Thomas Flierl veranlasst hatte, die Neujustierung in Auftrag zu geben (s. O&T, Ausg. 4/06, S. 6).

Die Berliner hatten ein neues Abgeordnetenhaus gewählt und in der alten/neuen rot-roten Koalition verschwanden nicht nur aus dem Fundus der Deutschen Oper die abgeschlagenen Götter-Köpfe aus dem „Idomeneo“, sondern auch die Köpfe des Kultursenators und seiner für Theater zuständigen Staatssekretärin Barbara Kisseler. Dann entschied das Bundesverfassungsgericht, dass Berlin vielleicht sexy, jedenfalls trotz seiner 60 Milliarden Euro Schulden nicht arm sei. Und zu guter letzt ließen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Kulturstaatsminister Bernd Neumann den neuen Regierenden Kultursenator Klaus Wowereit mit seiner wieder einmal vorgetragenen Forderung abblitzen, der Bund möge doch die Trägerschaft der Deutschen Staatsoper Unter den Linden übernehmen. Neumann rechnete vor, dass der Bund schon heute für die Hauptstadtkultur mehr ausgäbe als das Land, worauf Wowereit die noch von Flierl gemachte Zusage in Frage stellte, Berlin werde sich mit 50 Millionen Euro an den Sanierungskosten für die Staatsoper beteiligen.

Schindhelms Neujustierung besteht im Wesentlichen aus drei Vorschlägen: Die Absenkung der Zuschüsse für die Stiftung wird um zwei weitere Jahre, also bis 2011 gestreckt, die Deutsche Oper wird auf einen Semi-Stagione-Betrieb umgestellt und der Generaldirektor erhält die Rechte eines Geschäftsführenden (General-)Intendanten. Da er seine Vorschläge offenbar mit niemandem abgestimmt hatte und die beiden Knallbomben (Machbarkeit des Semi-Stagione-Betriebs und Generalintendanz) erst auf den beiden letzten der 45 Seiten seines Konzepts aufscheinen, konnte er über dessen allseitig skeptische Aufnahme nicht überrascht sein. Als ihn sein neuer Kultursenator, Klaus Wowereit, auch noch öffentlich desavouierte, kündigte Schindhelm mit sofortiger Wirkung, ließ sich dann aber bewegen, seinen bis 2010 laufenden Vertrag bis Ende März 2007 zu erfüllen. Um seine Neujustierung neu zu justieren?

Wohl eher nicht. Wowereit, einer größeren Öffentlichkeit anlässlich der manipulierten Bundesrats-Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz und der voreiligen Annahme seiner Wiederwahl zum Regierenden Bürgermeister trotz verfehlter Mehrheit bekannt geworden, will Schindhelms Rücktritt „zum Anlass nehmen, gemeinsam mit den vier Intendanten eine gründliche Neugestaltung der Opernlandschaft zu planen.“ Gäbe es da nicht seinen neuen Kultur-Staatsekretär André Schmitz, den bisherigen Chef der Senatskanzlei, einen Juristen mit langjähriger Erfahrung in Theater-Verwaltungen, wäre die Versuchung groß, auch diese Ankündigung Wowereits für Partygeplauder zu halten.

Theater der Bundesstadt Bonn

Die Auseinandersetzungen zwischen dem Bund, der nach dem Bonn/Berlin-Gesetz noch bis 2010 jährlich fünf Millionen Euro für das Theater zur Verfügung stellt, der Stadt und der Theaterleitung um die Zukunft der Bühne nähern sich auf der Grundlage eines von Intendant Klaus Weise erarbeiteten Sparkonzepts ihrem Ende. Nur noch um 2,7 statt der bisher geplanten 5,1 Millionen Euro wird die Stadt ab 2008 ihren jährlichen Betriebszuschuss kürzen. Im Gegenzug stimmt die Theaterleitung der Schließung des Johann Kresnik-Tanztheaters und der Aufgabe der Biennale Bonn zu. Ein weiterer Personalabbau und die Anhebung der Eintrittspreise werden erwogen.

Dresden, Staatsoperette

Die abschlussreif ausgehandelten Haustarif- und Überleitungsverträge, Voraussetzungen für eine Umwandlung des bisherigen städtischen Eigenbetriebs in eine GmbH und für die Ausschreibung des Operetten-Neubaus, sind vom Regierungspräsidium für „nicht genehmigungsfähig“ erklärt worden, da die vereinbarten Abfindungen für den Fall einer Insolvenz der GmbH der Landshauptstadt „völlig unkalkulierbare Risiken“ aufbürdeten. Jetzt muss zwischen Gewerkschaften und der Stadt erneut verhandelt werden.

Thüringen

Ein von 160 Instrumentalisten und 130 Solisten und Opernchorsängern aus 21 Klangkörpern aus ganz Deutschland in der Erfurter Oper veranstaltetes Solidaritätskonzert, ein Solidaritätslauf des Weimarer Stadtsportbundes, rund hunderttausend Unterschriften protestierender Bürger, Demonstrationen in Nordhausen und Rudolstadt zeigten erste Wirkungen bei der Thüringer Landesregierung. Ministerpräsident Dieter Althaus verknüpfte das von seinem Kultusminister Jens Goebel entwickelte Konzept zur „Neuordnung der Thüringer Theaterlandschaft“, das einschneidende Kürzungen der Landesfördermittel vorsieht (s. O&T, Ausg. 5/06, S. 6), mit einer Neuordnung des kommunalen Finanzausgleichs. Unter diesem Aspekt werde eine Arbeitsgruppe alles neu rechnen. Diese Ansage bedeutet jedoch bisher nicht, dass der Freistaat von seiner geplanten Reduzierung der Fördermittel abzuweichen gedenkt; allenfalls könnte den Kommunen im Fall höherer Zuweisungen Spielraum für eine freiwillige Anhebung ihrer Kulturausgaben verschafft werden. Ein wenig konzilianter gibt sich Goebel auch in der Erfurt-Weimar-Frage. Er hoffe auf einen Einstieg in eine Zusammenarbeit. Der Thüringer Landeszeitung sagte er: „Wir wollen keine Fusion.“ Doch Gründe, im Protest gegen Goebels Neuordnungspläne nachzulassen, sind bisher nicht auszumachen.

Den regionalen Protest gegen die als „Neuordnung der Thüringer Theaterlandschaft“ getarnten Pläne des Kultusministers Jens Goebel, die Landeszuschüsse für Theater und Orchester um rund zwölf Millionen Euro zu kürzen, will die neu gegründete
INITIATIVE ERHALT THÜRINGER KULTUR
bündeln und verstärken. Koordinator ist der Weimarer Architekt Peter Mittmann, Großmutterleite 18, 99425 Weimar, Telefon: 03643/77 95 52, Telefax: 77 95 54, E-Mail: mittmann@mittmann.de.

[siehe auch: www.erhaltet-thueringens-kultur.org, E-Mail: info@erhaltet-thueringens-kultur.org. Telefon: 03646/492 06 74]

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