Glöckner von Miltenberg
Glocken gehören spätestens seit Wagners „Parsifal“ zur
Oper wie zu den Kirchen. Nicht nur deshalb die Meldung, dass der
Miltenberger Stadtpfarrer Ulrich Boom, der am 22. Juli 2006 eine
neonazistische Kundgebung mit dem anhaltenden vollen Geläut
seiner Jakobuskirche so massiv störte, dass die Versammlung
abgebrochen werden musste, jetzt mit dem Aschaffenburger „Mutig-Preis“ ausgezeichnet
wurde. Ursprünglich sollte er wegen Verstoßes gegen
das Versammlungsgesetzt zu einer Geldbuße verurteilt werden,
dann stellte Bayerns Justizministerin Beate Merk das Verfahren
ein. Boom meinte anlässlich der Preisverleihung, Läuten
allein helfe allerdings nicht gegen rechtes Gedankengut.
Ungerechte Dukatenesel
Die Steuereinnahmen in Deutschland sprudeln, Steuerschätzungen
von Anfang 2006 sind Makulatur. So auch im Freistaat Sachsen: Statt
der geschätzten 7,6 Milliarden Euro kann das Land jetzt mit
8,5 Milliarden rechnen. Die Verteilung des vor allem aus Einkommen-
und Körperschaftssteuer herrührenden Zuwachses von 900
Millionen ist in vollem Gange. Wenn Landtag und Regierung jetzt
dem Staatsweingut Wackerbarth fast 24 Millionen als Weihnachtsgeschenk
zukommen lassen, werden sie schwerlich begründen können,
warum sie die Beschäftigten der Sächsischen Staatsoper
weiterhin zu haustarifvertraglichem Gehaltsverzicht nötigen
wollen.
Was du ererbt…
Hugo von Hofmannsthal, der Dichter und Librettist vieler Richard
Strauss-Opern, hatte die Nutzungsrechte an seinen Werken dem
Komponisten übertragen und mit ihm eine prozentuale Aufteilung
der Tantiemen vereinbart. Hofmannsthal starb 1929; die Schutzfrist
für seine Libretti lief nach deutschem Urheberrecht 70 Jahre
danach, also 1999 ab. Seither verweigern die Erben von Richard
Strauss, der 20 Jahre später starb, den Erben von Hofmannsthal
die Auszahlung der vereinbarten Beteiligung. Jetzt muss das Landgericht
München I entscheiden: Welches Recht gilt bei so genannten
Werkverbindungen wie „Der Rosenkavalier“, „Elektra“ oder „Die
schweigsame Frau“, wenn bei einem der verbundenen Einzelwerke
die Schutzrechte erloschen sind? Immerhin geht es um rund 750.000
Euro pro Jahr.
Von nix kommt nix
Aus der vom Deutschen Bühnenverein vorgelegten Theaterstatistik
2004/2005 geht hervor, dass die erfolgten weiteren Kürzungen
der Zuschüsse für Bühnen und Orchester zwar durch
weiteren Personalabbau abgefangen werden konnten, zwangsläufig
aber zu einem Rückgang der Zahl der Veranstaltungen um 1.250
auf 62.675 führten. Die Zahl der Besucher sank überproportional
um 6,74 Prozent, von 35,6 Millionen auf 33,2 Millionen. Aus der
Kombination von Personalabbau, Haustarifverträgen mit Gehaltsverzichten,
Anhebung von Eintrittspreisen und anderen Sparmaßnahmen resultiert
eine Steigerung der Eigeneinnahmen der Bühnen und Orchester
von 16,3 auf 17,0 Prozent ihrer Haushalte. Unter den Musiktheatern
erzielte die Bayerische Staatsoper (incl. Staatsballett) mit 35,5
Prozent die höchsten Eigeneinnahmen, gefolgt von der Sächsischen
Staatsoper (33,0 Prozent), dem Staatsballett Berlin (31,2 Prozent)
und der Hamburgischen Staatsoper (28,9 Prozent). Schlusslicht mit
6,7 Prozent ist das Opernhaus Halle. Die Statistik des Bühnenvereins
wertet die Daten von 145 öffentlich getragenen Theatern, 185
Privattheatern, 53 selbständigen Kulturorchestern und 34 Festspielhäusern
aus.
Gewandhaus online
Das Leipziger Gewandhausorchester bietet ab sofort Konzertmitschnitte
im Internet an. Über eine online-Plattform wurde erstmals
der Mitschnitt eines Großen Concerts unter Leitung von
Riccardo Chailly präsentiert. Das Orchester eröffnet
damit den Leipzigern die Möglichkeit, ihren Opern- und Gewandhausmusikdirektor
gelegentlich zu Gesicht zu bekommen.
Schluss mit Faxen
In Berlin wird stets große Politik gemacht. Der Haushaltsausschuss
des Deutschen Bundestages hat dem Deutschen Kulturrat ab dem 1.
Januar 2007 das Versenden von Telefaxen untersagt. Der haushaltspolitische
Sprecher der Unionsfraktion, Steffen Kampeter, verwies auf kostengünstigere
elektronische Kommunikationsmittel. Der Deutsche Kulturrat wird
vom Bund mit jährlich 204.000 Euro finanziert.
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