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Verdientermaßen doof gelaufen...
Die von Mitgliedern der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
und der Deutschen Orchestervereinigung DOV mit Rechtsschutz ihrer
Gewerkschaften angestrengten Klagen auf Feststellung des Fortbestehens
ihrer Arbeitsverhältnisse zum Land Berlin trotz deren gesetzlicher Überleitung
auf die „Stiftung Oper in Berlin“ hat das Bundesarbeitsgericht
als unbegründet zurückgewiesen (Urteil vom 28.09.2006,
Aktenzeichen 8 AZR 441/05). Die Vorinstanzen hatten ebenso entschieden.
Das BAG selbst hatte in einem Einzelfall bereits am 02.03.2006
(Aktenzeichen 8 AZR 124/05) ein im Tenor entsprechendes Urteil
gefällt. Sein Leitsatz lautet: „Ordnet ein Gesetz
zwingend die Überleitung von Arbeitsverhältnissen vom
Land auf eine Stiftung öffentlichen Rechts an, so verstößt
dieser Eingriff in die Freiheit der Arbeitsplatzwahl des Arbeitnehmers
jedenfalls dann nicht gegen Artikel 12 Abs. 1 des Grundgesetzes
(freie Wahl von Beruf und Arbeitsplatz, Anmerkung der Red.),
wenn die Nichteinräumung eines Widerspruchsrechts der Erhaltung
der Funktionsfähigkeit einer Einrichtung der Daseinsvorsorge
dient, sich die Arbeitsbedingungen nicht wesentlich ändern
und dem Arbeitnehmer mit dem neuen Arbeitgeber ein vergleichbar
potenter Schuldner gegenübersteht.“
Die VdO hatte seinerzeit ihren Mitgliedern dringend von einer Beteiligung
an diesen Verfahren abgeraten (Editorial in O&T, 1/04, S. 4).
Sie hatte einerseits die Aussichtslosigkeit dieser Klagen prognostiziert,
sah sie andererseits als bedrohlich für den Bestand von Arbeitsverhältnissen
an, die nach dem NV Bühne grundsätzlich befristet sind.
Eine Kommentierung des BAG-Urteils vom September 2006 und seiner
Vorgeschichte folgt, sobald das Gericht seine Entscheidungsgründe
veröffentlicht hat.
BVK „bester Pensionsfonds in Deutschland“
Die Bayerische Versorgungskammer, der auch die VddB angehört,
wurde am 30. November 2006 in Paris durch die Zeitschrift „Investment & Pensions
Europe“ (IPE) bereits im dritten Jahr in Folge für ihre
innovative Kapitalanlagetätigkeit mit dem begehrten IPE-Award
ausgezeichnet. Wie bereits im Jahr 2004 errang sie den Preis als „best
pension fund in Germany“.
Mit dem Preis wurde insbesondere das bei der BVK eingeführte
Instrument der Risikobudgetierung von einer international renommierten
Fachjury prämiert. Die BVK konnte sich mit ihrem Konzept einer
verlässlichen und flexiblen Risikoanalyse und Risikobetrachtung
gegen starke Konkurrenz durchsetzen.
Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen
Bei den Jahressitzungen von Arbeitsausschuss und Verwaltungsrat
der VddB, die am 26./27. Oktober 2006 in München stattfanden,
wurden Jahresabschluss und Lagebericht für das Geschäftsjahr
2005 zustimmend zur Kenntnis genommen. Der Verwaltungsrat entlastete
einstimmig die Geschäftsführung, vertreten durch den
Vorstandsvorsitzenden Lothar Panzer, und stimmte dem Wirtschaftsplan
für das Geschäftsjahr 2007 zu.
Der Bericht der VddB über das Geschäftsjahr 2005 wird
den Mitgliedern, Versicherten und Versorgungsempfängern auf
Wunsch zugesandt. Anforderungen sind an die Bayerische Versorgungskammer,
Versorgungsanstalt der deutschen Bühnen, 81921 München
zu richten. Der Blick in diese Unterlagen lohnt sich jedenfalls.
So wird deutlich:
Eine Dynamisierung der Ruhegelder und der Anwartschaften ist auch
im Geschäftsjahr 2007 nicht möglich, da die anhaltend
schlechte Ertragslage auf dem Kapitalmarkt dazu zwingt, überschüssige
Zinserträge vollständig zur Sicherung der Anwartschaften
und – auf Anordnung der Versicherungsaufsicht – für
zusätzliche Rückstellungen zum Ausgleich von Zinsschwankungen
zu verwenden.
Freie Tage
Die Gewährung freier Tage während der Spielzeit ist für
Opernchor- und Tanzgruppenmitglieder in den §§ 74 und
87 NV Bühne geregelt; es besteht Anspruch auf einen freien
Tag wöchentlich und auf einen halben freien Tag pro Woche.
Die
freien Tage gelten die wegen einer Beschäftigung an einem
Sonntag oder an einem auf einen Werktag fallenden gesetzlichen
Feiertag zu gewährende Freizeit ab. Das Risiko einer Erkrankung
an einem freien Tag nach §§ 74 und 87 NV Bühne trägt
das Mitglied; er wird nicht nachgewährt.
Anders ist das bei zusätzlichen freien Tagen, die auf Grund
der Umwandlung von Ansprüchen auf Sondervergütungen gemäß den §§ 79
Abs. 4 und 92 Abs. 3 NV Bühne zu gewähren sind. Hier
handelt es sich um die Kompensation von Vergütungsansprüchen;
wegen des „Urlaubscharakters“ dieser freien Tage ist
auf sie § 36 Bühne analog anzuwenden. Erkrankt ein Mitglied
an einem aus Vergütungsumwandlung resultierenden freien Tag,
so ist ihm dieser bei unverzüglicher Anzeige der Arbeitsunfähigkeit
und deren Nachweis durch ärztliches Attest nachzugewähren.
Gleiches gilt für zusätzliche freie Tage, die als Kompensation
für einen haustarifvertraglich vereinbarten Verzicht auf reguläre
Vergütungsbestandteile wie zum Beispiel Urlaubsgeld, Zuwendung
oder Aussetzung flächentarifvertraglich geregelter Gagenanhebungen
zu gewähren sind.
Steuererstattung
Der Bundesfinanzhof hatte mit am 21. September ausgefertigtem Urteil
(Aktenzeichen IX R 77/01) entschieden, dass die von den Arbeitgebern
(Bühnen) gezahlten anteiligen Beiträge zur Versorgungsanstalt
der deutschen Bühnen steuerfrei sind (vgl. O&T, Ausg.
5/06, S. 28).
Einige Finanzämter „mauern“ jetzt bei der von
VdO-Mitgliedern beantragten entsprechenden Korrektur der Steuerveranlagungen,
die auf Grund eingelegten Einspruchs nicht bestandskräftig
geworden sind. Eine Bearbeitung der Erstattungsanträge, behaupten
sie, könne erst vorgenommen werden, wenn das Urteil im Bundessteuerblatt
veröffentlicht sei; die Veröffentlichung sei bisher nicht
erfolgt.
Nach Rechtsauffassung der VdO ist diese Meinung irrig. Sie
empfiehlt ihren betroffenen Mitgliedern, umgehend bei den zuständigen
Finanzgerichten Klage zu erheben.
Sie gewährt hierfür Rechtsschutz. Die Klagen werden zentral
durch den Justiziar der VdO durchgeführt. Mitglieder, die
eine die Bearbeitung ihres Antrags aufschiebende Mitteilung ihres
Finanzamts erhalten, können sich direkt an das VdO-Justiziariat
in Köln wenden.
Realeinkommen der Bürger gesunken
Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hat eine Untersuchung veröffentlicht,
wonach den privaten Haushalten in Deutschland im Jahr 2005 im Durchschnitt
zwei Prozent weniger Realeinkommen zur Verfügung stand als
im Jahr 1991. Es nannte hierfür vor allem die mäßigen
tariflichen Lohn- und Gehaltssteigerungen und die gestiegenen Sozialbeiträge
als Begründung.
Wir gratulieren
zum 35-jährigen Bühnen-Jubiläum
Dorothea Klose,
Anhaltisches Theater Dessau
Iwanka Naumann-Spasowa,
Theater Freiberg
zum 25-jährigen Bühnen-Jubiläum
Anita Hartinger, Ulmer Theater
Fundgrube: Die Welt des Wahren, Schönen und Guten
Nachrichten des Musikmagazins „taktlos“ - (Bayern
2 Radio und Neue Musikzeitung)
Bonn/Berlin. Ein neues Gesetz der Bundesregierung sieht vor,
im Rahmen der Gesundheitsreform das Rauchen an Theatern strikt
zu
untersagen. Weder im öffentlichen noch im Bühnenraum
soll ab Januar 2007 geraucht werden. Der deutsche Bühnenverein
kritisiert diese Entscheidung scharf. „Es sei eine unzumutbare
Einschränkung für das Regietheater schlechthin, angesichts
schwindender Kulissen-Etats ohne Rauch, Qualm und Dampf auszukommen“,
meinte der Direktor des Bühnenvereins Rolf Bolwin gegenüber
taktlos. Außerdem treibe man durch das Rauchverbot gerade
sensible Künstler in die Illegalität. Vereinzelt seien
Kolleginnen und Kollegen im Rahmen der Nikotin-Entgiftung schon
mit weißen Nasen, Spritzbesteck oder bunten Pillen angetroffen
worden. Ein Tubist der Berliner Philharmoniker habe gar zur Flasche
gegriffen.
Gera: Mit großem Werbeaufwand forciert die Thüringische
Landesregierung die Abschaffung jeglichen Kultur-Etats. Unter dem
Motto „Null-Diät statt Markt-Infarkt“ konstatierte
Staatskanzlei-Chef Gerold Wucherpfennig, die Bevölkerung des
Bundeslandes sei zu Zeiten der DDR-Diktatur seelisch und moralisch
verfettet. Ein Überangebot an Orchestern, Theatern und sonstigen
Bildungseinrichtungen in der ehemaligen SBZ sei daran schuld, dass
der Aufschwung Ost nicht so recht in Fahrt komme. Der übersättigten
und somit übersäuerten Population Thüringens könne
nur durch eine mehrjährige Radikal-Kur geholfen werden:
Ein erster Schritt sei dank der Umwidmung der Theater in Gera,
Nordhausen
und Eisenach zu Ein-Euro-Shops erfolgreich vollzogen.
Berlin. Völlig unbemerkt von Presse und Öffentlichkeit
ging gestern ein dreiwöchiger Streik der drei großen
Berliner Operhäuser zu Ende. Mit dieser Aktion hatten die
Intendanten der Häuser nachweisen wollen, dass Berlin ohne
Oper nicht leben könne. „Das war wohl ein Schuss in
den Ofen“, meinte der Berliner Kultursenator Klaus Wowereit.
Allerdings seien die in diesen drei Wochen erzielten Einsparungen
im Bereich von Wärme und Energie so beträchtlich gewesen,
dass man damit immerhin den Abriss der Deutschen Oper in der Bismarckstrase
finanzieren könne.
Chicago: Psychophysiologische Aktivitäten von Orchestermusikern
waren Gegenstand einer Untersuchung der Bob-Hope-Medical-University
unter der Leitung von Enzo Piano. Zu diesem Zweck baute man eigens
einen Kernspin-Tomographen, in dem ein ganzes Orchester Platz findet.
Er wurde auf den Namen „Collective Brain“ getauft.
Man untersuchte zunächst, welche Körper- und Gehirn-Areale
beim kollektiven Musizieren überhaupt reagieren. Das Ergebnis
war ernüchternd. In den Auswertungen konnten nur eingeschlafene
Füße nachgewiesen werden, das Gehirn selbst schien außer
Funktion zu sein. Allerdings fehlten bei den Untersuchungen einige
Daten, da die gesamte Bläsergruppe den Untersuchungen fernblieb
und sich statt dessen in der Klinik-Kantine befand. Nennenswerte
Aktivitätspotentiale konnten nur beim Dirigenten nachgewiesen
werden. Er hatte sich auf den Schoß der Solo-Pianistin zurückgezogen.
Bonn: Um die Verwendung der sogenannten Kampeter-Million
für
eine so genannte Initiative Musik ist innerhalb der Musikverbände
heftiger Streit ausgebrochen. Wie bekannt, hatte der CDU-Haushaltsexperte
Steffen Kampeter zur Befruchtung des Musiklebens aus seinem versteuerten
Privatvermögen eine komplette Euro-Million zur Verfügung
gestellt. Während der Geschäftsführer des Bundesver-
bandes der Musikverbände, Stefan Liebing die Summe zukunftsgerichtet
in russische Erdgas-Aktien investieren will, besteht Musikrats-Präsident
Martin Maria Krüger auf der Anschaffung eines Lear-Jets. Damit
sollen seine Dienstreisen in die Volksrepublik China gleichzeitig ökologisch
vernünftig und angemessen repräsentativ gestaltet werden.
Berlin. Im Zuge der Reform des
deutschen Gesundheitssystems sollen Musiker bei Erkrankung demnächst die kompletten Kosten etwaiger Behandlungen selber übernehmen.
Zu diesem Ergebnis kam die Fachgruppe Sucht und Sport. Danach ist das Musizieren
so zu behandeln wie Extremsport. „Wer musiziert, geht freiwillig ein
Gesundheitsrisiko ein. Es ist nicht einzusehen, dass für diesen Spaß auch
noch die Solidargemeinschaft aufkommen müsse“, meinte der Staatssekretär
im Gesundheitsministerium, Dr. Flauto Sulponticello. Im Bundesinnenministerium überlege
man auf Grund dieser Problemlage, das Musizieren im öffentlichen Raum
eventuell generell zu verbieten sowie die Abgabe von Musikinstrumenten und
Noten an die Volljährigkeit zu koppeln.
Berlin. Die neue SPD-PDS-Regierung verzichtet
in ihrer nächsten
Amtszeit auf das Ressort des Kultursenators. „Man kann Probleme
auch lösen, indem man sie einfach aus der Welt schafft“,
sagte dazu der Regierende Bürgermeister, Klaus Wowereit. Allerdings
behalte man weiterhin ein Auge auf die Berliner Kultur, freilich
aus sinnvollerer Perspektive, so Wowereit gegenüber taktlos. „Wir
werden Berlins Restkultur einfach meinem neuen Haupt-Aufgabenbereich
zuordnen, nämlich dem Massen-Tourismus.“
Frohe Weihnachten
und ein gesundes und
glückliches Jahr 2007
wünschen Ihnen,
liebe Leserinnen und Leser,
die Geschäftsführung und der
Bundesvorstand der VdO
sowie die Mitarbeiter des
ConBrio Verlages. |