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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brenn-Punkte
Die Situation deutscher Theater
Gläserne Bürger der Zukunft?
Private Vervielfältigung und Kulturförderung
Ein klärendes Wort ist nötig
Gärtnerplatz-Intendant Klaus Schultz zur Tarifdiskussion um sein Theater
Marktlücke in der Chormusik
Kurt Suttner über die „Tage der neuen Chormusik“
„Wenn der Ankleider droht“
Deutschlands Theater im Würgegriff der Gewerkschaften von Reinhard Wengierek
„Wen die Drohung kleidet“
Polemische Attacken von Reinhard Wengierek
Stefan Meuschel antwortet

Portrait
Ich habe ja alles erreicht
Christoph Forsthoff im Gespräch mit der Sängerin Anja Silja

Berichte
Kernstück der Opern-Moderne
Poulencs „Dialog der Karmeliterinnen“ in Hamburg
Fast wie Wagner
Lustige Nibelungen in Chemnitz und Tannhäuser-Keilerei in Hof
Unzumutbare Wahrheiten
Wolfgang Rihms Oedipus in Mönchengladbach

Alles, was Recht ist
Aktuelles
Gewerkschaftsbeitrag: Werbungskosten – Entfernungspauschale: Wir bieten Rechtsschutz – Mutterschutz: Änderungen bei Ausfall-Zeiten


Der stets grollende Maestro
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Anmerkungen zum Gagentarifvertrag 2003/05 / Werner Hecker wurde achtzig / Wir gratulieren / Nachrichten des Musikmagazins des Bayerischen Rundfunks und der nmz „taktlos“

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VdO-Nachrichten

„Wen die Drohung kleidet“

Polemische Attacken von Reinhard Wengierek
Stefan Meuschel antwortet

Sehr geehrter Herr Wengierek,

Ihr Artikel liest sich gut: Da haut mal einer so richtig auf den Putz! Doch wenn wir uns Ihr sozialpolitisches Resümee durch den Kopf gehen lassen, überwiegen Gegenfragen und Kopfschütteln. Da schreiben Sie, es „strangulieren sich heute diese Betriebe durch unbezahlbare soziale Errungenschaften (und) Gutgemeintes degeneriere zum Schlechten.“ Wen meinen Sie da eigentlich? Meinen Sie vielleicht die deutschen Verlags- und Zeitungshäuser, bei denen ungeachtet der Einnahmeneinbrüche Sie und Ihre Kollegen „Tariferhöhungen gnadenlos durchboxen“ und bei denen Ihre „Arbeitnehmervertretungen gelassen zuschauen“, wie Tausende von Journalistinnen und Journalisten entlassen werden und in der „Auswegslosigkeit ganze Sparten wegbrechen“? Frankfurter Rundschau, Welt, Berliner Morgenpost, Süddeutscher Verlag?

Statt jetzt alle Branchen und Sozialsysteme durchzugehen, auf die Ihr Katastrophen-Szenario kongruent sich übertragen ließe, wollen wir es mit den Fragen gut sein lassen, warum ausgerechnet immer wieder das deutsche Staats- und Stadttheater als „im Würgegriff der Gewerkschaften“ befindlich von Ihnen (und manchen Ihrer Kollegen) attackiert wird und warum diese Attacken so polemisch, so undifferenziert, so von Halb-Wahrheiten strotzend geführt werden? Ist Ihnen nicht bewusst, dass Sie mit Ihrer Forderung, Bildung, Information, Kunst, Kultur solle ausschließlich produktorientiert im mehr oder weniger sozial- und arbeitsrechtsfreien Raum entstehen, sich auch selbst das Wasser abgraben?

Offenbar haben Sie die zum 1. Januar 2001 und 1. Januar 2003 von VdO und GDBA mit dem Deutschen Bühnenverein abgeschlossenen neuen Tarifverträge für die rund 20.000 künstlerisch Beschäftigten der deutschen Bühnen nicht einmal durchgeblättert, weil Sie andernfalls Ihre generalisierenden Behauptungen vom „aberwitzigen System“ der Flächentarifverträge nicht hätten aufstellen können. Sie hätten sogar eingestehen müssen, dass in diesen Tarifverträgen, dem Normalvertrag Bühne, eines der meistdiskutierten aktuellen tarifpolitischen Themen in die Praxis umgesetzt wurde: Öffnungsklauseln für betriebs-, ja sogar spartenspezifische Regelungen.

Auch Ihr Bericht über Weimar beruht entweder auf oberflächlicher Recherche oder böser Absicht. Dass der Austritt eines Unternehmens aus den Arbeitgeberverbänden von Ihrer Zeitung begrüßt wird mit dem Satz „endlich krempelt (jemand) seinen Laden um“, ist zumindest bemerkenswert. Als zum Beispiel Holzbrinck/Der Tagesspiegel dies taten, wurde wenigstens noch differenziert berichtet. Aber welche „Arbeitnehmer-Lobby hat in Weimar prompt gemauert“? Der Umwandlung des DNT in eine gGmbH und dem Personalüberleitungsvertrag hat diese „Lobby“ keinen Widerstand entgegengesetzt und über Haustarifverträge, bei denen der oben erwähnte Normalvertrag Bühne übrigens komplett übernommen wird, verhandeln die Gewerkschaften mit Aussicht auf baldigen einvernehmlichen Abschluss. Auch würden wir gerne den von Ihnen so dramatisch geschilderten „ständigen Streikbrecher-Trupp“ Stephan Märkis kennen lernen. Er bestand bei den beiden von den Bühnentechnikern „bestreikten“ Vorstellungen aus den kompletten jeweiligen Ensembles einschließlich Staatskapelle (und aus denen, die sonst an den Vorstellungen beteiligt oder im Hause waren). Fast alle gewerkschaftlich organisiert. Aber „mauernde Arbeitnehmer-Lobby“, „Streikbrecher-Trupp“ und „im Würgegriff der Gewerkschaften“ liest sich halt viel aufregender, als wenn die Fakten dargestellt werden müssten.

Wir vermuten, dass Sie am Beispiel Ihres „drohenden Ankleiders“ und des armen Hamlet, dem der böse Personalrat die Probenzeit nicht gönnt, einen Artikel schreiben wollten mit der Frage, ob das Dienst- und Arbeitsrecht staatlicher oder kommunaler Betriebe noch in allen Punkten stimmig ist (die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hat mit den öffentlichen Arbeitgebern eine Neugestaltung des Tarifrechts bis zum 31. Dezember 2005 vereinbart), vor allem aber, ob es – nicht nur angesichts der Finanznöte der öffentlichen Hand – spezieller Modifikationen für die Theaterbetriebe bedarf. An dieser Frage ist was dran – auch wenn die von Ihnen gewählten Beispiele nicht einmal signifikant sind. Denn: die Gewandmeister müssen bei betrieblicher Notwendigkeit ohnehin geteilten Dienst machen und „der Ankleider“ wird allenfalls dann zweimal am Tag gebraucht, wenn bei Endproben abends auch eine Vorstellung stattfindet. Und die von Ihnen gescholtenen Richter am Bundesverwaltungsgericht haben in ihrer Urteilsbegründung dem Hamlet – um den es ja in Wirklichkeit gar nicht geht – viele Wege gewiesen, wie er auch mit der Zustimmung des Personalrats seinen Monolog proben kann, so lange er will.

Man kann über dieses Urteil durchaus streiten – aber bitte nicht so, Deutschlands Theater diffamierend und alles in einen Topf verrührend, wie Sie es tun. Weder „Superstar“ Daniel Barenboim noch der Ankleider, weder die Richter in Leipzig noch die Gewerkschaften wohnen Äste sägend im Land Absurdistan.


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