Ein klärendes Wort ist nötig
Gärtnerplatz-Intendant Klaus Schultz zur Tarifdiskussion
um sein Theater
Professor Klaus Schultz, Intendant des Staatstheaters am Gärtnerplatz
München und Vizepräsident der Bayerischen Theaterakademie
August Everding, hat vor dem Hintergrund der irritierenden Diskussion
um die Höherstufung des Orchesters und des Chores des Bayerischen
Staatstheaters am Gärtnerplatz die nachfolgende Stellungnahme
abgegeben:
In den Tagen vor Weihnachten 2002 konnten interessierte Leser in
einigen Zeitungen lesen, das Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
werde ab der Spielzeit 2003/04 tariflich nach der Gruppe A eingestuft
und damit das beliebte Opernhaus im Zentrum Münchens zu einem
sogenannten A-Haus werden. In Zeiten härtester Auseinandersetzungen
um die Finanzierung von Kultur und Musik, von Orchestern, Chören
und Initiativen ist daher jetzt ein klärendes Wort sinnvoll,
um den Eindruck zu vermeiden, hier habe das Bayerische Staatsministerium
für Wissenschaft, Forschung und Kunst einmal mehr einem Staatstheater
seine Wünsche erfüllt, während vielen berechtigten
Bemühungen andernorts Absagen erteilt würden. So einfach
sind die Zusammenhänge aber nicht. Es geht vielmehr um eine
nötige Verbesserung, die aus eigenen Kräften des Theaters
finanziert wird. Das Staatstheater am Gärtnerplatz hat seit
Jahren im Bereich von Orchester und Chor zunehmend Schwierigkeiten,
die angestrebte hohe Qualität, damit die künstlerische
Attraktivität zu erhalten und zu entwickeln, da in München
mehrere Orchester und Chöre der Tarifklasse A (Symphonieorchester
des Bayerischen Rundfunks, Münchener Philharmoniker, Rundfunkorchester,
Bayerisches Staatsorchester, Staatsopernchor) wesentlich günstigere
finanzielle Voraussetzungen in der gleichen Stadt bieten. Es handelte
sich also nicht um einen abstrakten egoistischen Ehrgeiz des Gärtnerplatz-Theaters,
wenn es alles unternahm, um einen Weg zu finden, um die Höherstufung
zu erreichen, welche den beiden vergleichbaren Häusern in Berlin
(Komische Oper) und Wien (Volksoper) seit langem zugestanden ist.
Bei der Besetzung frei werdender Stellen wurde das Einstufungsthema
zunehmend problematisch.
In der finanziellen Situation, in der sich auch der Freistaat Bayern
befindet, war indessen keine Verbesserung des Budgets möglich.
Deshalb schlugen wir vor, die für „A“ erforderlichen
Zusatzmittel „kostenneutral“, das heißt, „aus
dem vorhandenen Etat“ zu finanzieren: Die Mitglieder des Orchesters
und des Chores verzichten beispielsweise auf Zulagen wie die Medienzulage
und in allen künstlerischen Bereichen werden Einsparungen realisiert.
So wird der Bereich der Gastverpflichtungen eingeschränkt –
alle künstlerischen Kräfte tragen insofern dazu bei, dass
der Schritt gelingt. Dieser auf allen Kräften des ganzen Theaters
beruhenden Eigeninitiative haben Finanz- und Kunstministerium nach
dem Einverständnis mit dem Tarifausschuss des Deutschen Bühnenvereins
zugestimmt.
Es mag sein, dass ein solch ungewöhnlicher Prozess –
der auf einer seit vielen Jahren betriebenen Diskussion beruht –
auch Neid hervorruft. So verständlich die Sorgen um viele Musikinstitutionen
in Bayern auch sind – hier wird um die kollegiale Anerkennung
für Orchester und Chor des Theaters am Gärtnerplatz gebeten,
deren künstlerische Entwicklung durch die neue Einstufung unterstützt
wird.
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