Die mühsamen Tarifgeschäfte
Anmerkungen zum Gagentarifvertrag 2003/05
Die Verhandlungen mit dem Deutschen Bühnenverein zur Übernahme
des Tarifabschlusses im öffentlichen Dienst vom 10. Januar
2003 sind ins Stocken geraten. Anlass hierfür ist nicht etwa
ein Streit über die prozentualen und strukturellen Gagenanhebungen
oder über die Einmalzahlungen, sondern die Frage, wie in den
Ländern, Städten oder Theatern zu verfahren ist, die die
öffentlichen Arbeitgeberverbände (Kommunale Arbeitgeberverbände,
Tarifgemeinschaft deutscher Länder) verlassen haben oder die
androhen, dort zum Ende des Jahres 2003 auszutreten.
Galt bisher die Devise, dass die Mitglieder von VdO, GDBA und DOV
nicht anders behandelt werden sollen als die Theaterbeschäftigten,
die den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes unterliegen,
so muss das wohl auch dann gelten, wenn öffentliche Arbeitgeber
den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst nicht umsetzen.
Konkretes Beispiel ist das Land Berlin, das keinem Arbeitgeberverband
mehr angehört, für das der Tarifabschluss vom 10. Januar
2003 also nicht gilt, dessen Theater aber – mit Ausnahme des
Berliner Ensembles – nach wie vor Mitglieder des Deutschen
Bühnenvereins sind. Aus einsehbaren Gründen verweigert
der DBV daher einen Berlin einschließenden Flächen-Gehaltstarifvertrag
(zumal Berlin einen Gehaltssteigerungen ausschließenden speziellen
Theatertarifvertrag fordert, vgl. S.6). Regelungen zu finden, die
diesen Verwerfungen im Arbeitgeberlager Rechnung tragen, stellt
das Problem dar, das die Verhandlungen mit dem DVB derzeit belastet
und verzögert. Die nächste Verhandlungsrunde ist für
Mitte März 2003 anberaumt; es kann nicht ausgeschlossen werden,
dass der neue Gagentarifvertrag erst im April zu Stande kommt mit
dem Ergebnis rückwirkenden Inkrafttretens und verspäteter
Einmalzahlungen.
Berliner Tarifkonflikt
Die Tarifparteien des öffentlichen Dienstes in Berlin haben
sich nach einer ersten Verhandlungsrunde am 26. Februar 2003, ohne
ein Ergebnis erzielt zu haben, getrennt; die Fortsetzung der Gespräche
wurde für den 19. März vereinbart. Das Land Berlin fordert
in einem Positionspapier vom 17. Januar den Ausschluss von Tarifsteigerungen
bis 2006 bei gleichzeitigem Verzicht auf Urlaubsgeld und Kürzung
des Weihnachtsgeldes bis 2005, um jährlich rund 500 Millionen
Euro Personalkosten einzusparen. Die Gewerkschaften IG Bau, GdP,
GEW und ver.di sind bereit, bis zum 31. Januar 2005 die Gehaltsanhebungen
in Freizeit umzuwandeln, erwarten aber gleichzeitig zum 1. Februar
2005 die Rückführung der Berliner Tarife auf das Tarifniveau
des Bundes und der Länder sowie die sofortige Anhebung der
Ost-Anwendungstarifverträge auf Westniveau.
Dieser Konflikt gibt einen Vorgeschmack auf die im „Bündnis
für die Bühnen“ anstehenden Verhandlungen.
Altersteilzeit
Die VdO hat den Deutschen Bühnenverein aufgefordert, die
im November 2001 unterbrochenen Verhandlungen über Altersteilzeitarbeit
wieder aufzunehmen.
Der DVB hat sich hierzu bereit erklärt, nachdem im Tarifvertrag
für die Musiker in Kulturorchestern (TVK) mit Wirkung zum 1.
Februar 2003 geregelt worden ist, dass „der Tarifvertrag zur
Regelung der Altersteilzeitarbeit im öffentlichen Dienst vom
5. März 1998 in seiner jeweils geltenden Fassung im Blockzeitmodell
sinngemäß angewandt werden kann“.
Werner Hecker wurde achtzig
Er gehört zum Urgestein der VdO. Seit 1954 Mitglied des Hamburgischen
Staatsopernchors, war er nach der Gründung der VdO im Jahr
1959 maßgeblich am Aufbau des dortigen Ortsverbandes beteiligt,
wurde er zum Ortsdelegierten und Chorobmann gewählt, später
auch zum Vorsitzenden des VdO-Landesverbandes Nord. Bis zu seinem
Ausscheiden aus dem Opernsängerberuf – Stimmgruppe 1.
Tenor – gehörte er zugleich dem Bundestarifausschuss
an; manche Bestimmung im Normalvertrag Chor, manche Honorarvereinbarung
trägt seine Handschrift.
Am 18. Januar 1923 in Dresden als Lehrerssohn geboren, begann er
nach dem Abitur 1941 das Gesangsstudium am Dresdner Konservatorium,
das er erst – unterbrochen von unfreiwilliger soldatischer
Tätigkeit – nach dem Krieg abschließen konnte.
In Rostock und Görlitz hatte er seine ersten Engagements, 1953
floh er aus der DDR.
Neben dem Operngesang sind Aerosole seine große Leidenschaft;
als Werner Hecker 1989 aufhörte zu singen, entwickelte er weiter
in einer von ihm gegründeten Firma Spray-Produkte für
Mechanik und Elektronik.
Die erfolgreiche Firma existiert noch heute und der rüstige
Achtziger mixt munter vielerlei Schmierstoffe. Bundesvorstand und
„Oper & Tanz“ gratulieren dem Träger der Goldenen
Ehrennadel der VdO.
Wir gratulieren
zum 25-jährigen Jubiläum
Karin Astermann, Staatsoper Dresden
Eva Ullmann, Staatstheater am Gärtnerplatz München
Nachrichten des Musikmagazins des Bayerischen
Rundfunks und der nmz „taktlos“
Erfurt. Auf einer geheimen Sitzung der Ministerpräsidenten
der Neuen Bundesländer wurde einstimmig beschlossen, sämtliche
Kultusministerien abzuschaffen. „Denn wo nichts ist, gibt
es auch nichts zu verwalten oder zu administrieren,“ meinte
der thüringische Ministerpräsident Bernhard Vogel. Das
auf diese Weise eingesparte Geld wolle man jetzt zur Hälfte
an die Kultur-Produktionsfirma Endemol, zur anderen an private Sponsoren
umverteilen. Die Verantwortung für so genannte Hochkultur übernehmen,
wie im Falle der Semperoper bereits erfolgreich realisiert –
die Sponsorabteilungen von Radeberger, Hasseröder und Wernesgrüner.
Berlin: Wolfgang Schäubles Forderung, die Drohkulisse gegen
den Irak zu verstärken, trägt maßgeblich zur Sanierung
der drei Berliner Opernhäuser bei. Verteidigungsminister Struck
hat für einen vierstelligen Millionenbetrag die im Fundus befindlichen
Requisiten und Kulissen aller Wagner-Opern aufgekauft. Mit ihnen
sollen die amerikanischen Konsulate und die Botschaft in Berlin
wirkungsvoll getarnt werden.
München: Um den Rückgang der Erträge –
verursacht durch den Einbruch beim Tonträgerverkauf –
auszugleichen, will die GEMA sämtliche Fussballvereine der
ersten und zweiten deutschen Bundesliga zur Kasse bitten. Statt
bisher 250.000 Euro pro Verein und Jahr verlangt die GEMA ab der
Saison 2003/2004 750.000 Euro. „Das lassen wir uns natürlich
nicht bieten,“ meinte der Sprecher des Ligaausschusses, „wir
werden daher demnächst nur noch die Hits des 17. bis 19. Jahrhunderts
spielen: Pachelbels Canon, Bachs ‘Mit Fried und Freud fahr
ich dahin’ sowie Mahlers Zehnte. Der GEMA-Vorschlag ist ein
typisches Eigentor.“
Berlin: Angesichts knapper Kassen will Berlins Finanzsenator
Thilo Sarrazin (SPD) auch die Kulturförderung komplett auf
den Prüfstand stellen. Der Staat müsse sich überlegen,
was ihm die Kultur an staatlichen Zuschüssen wert ist, sagte
Sarrazin der „Leipziger Volkszeitung“. „Was hätten
alternde Staatsschauspieler mit drei Auftritten im Monat zu tun
mit Kultur?“ – meinte Sarrazin und teilte gleichzeitig
mit, er hätte seinen Kultursenator Thomas Flierl „für
eine Handvoll Euro“ an die Beratungsfirma McKinsey verkauft.
Im Gegenzug lease er dafür Kulturmanagement-Kompetenz.
Köln. Die Skandale um die RTL-Soap-Show „Deutschland
sucht den Superstar“ reißen nicht ab. Psychologen im
Superstar-Team haben sämtliche verbliebenen Teilnehmer auf
Wochen krank geschrieben, so dass erstmals die vorsichtshal-ber
gefertigten Klone der Kandidaten zum Zuge kommen. Ob – aus
Paritätsgründen – auch Moderatoren und Juroren auf
diesem Wege erneuert werden, wollte der Sender nicht bestätigen.
Die nächste Folge wird live aus dem Karaoke-Keller des BMG-Jurors
Thomas M. Stein gesendet, der schon oft an verschiedenen Orten gleichzeitig
gesichtet wurde.
|