Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brenn-Punkte
Die Situation deutscher Theater
Gläserne Bürger der Zukunft?
Private Vervielfältigung und Kulturförderung
Ein klärendes Wort ist nötig
Gärtnerplatz-Intendant Klaus Schultz zur Tarifdiskussion um sein Theater
Marktlücke in der Chormusik
Kurt Suttner über die „Tage der neuen Chormusik“
„Wenn der Ankleider droht“
Deutschlands Theater im Würgegriff der Gewerkschaften von Reinhard Wengierek
„Wen die Drohung kleidet“
Polemische Attacken von Reinhard Wengierek
Stefan Meuschel antwortet

Portrait
Ich habe ja alles erreicht
Christoph Forsthoff im Gespräch mit der Sängerin Anja Silja

Berichte
Kernstück der Opern-Moderne
Poulencs „Dialog der Karmeliterinnen“ in Hamburg
Fast wie Wagner
Lustige Nibelungen in Chemnitz und Tannhäuser-Keilerei in Hof
Unzumutbare Wahrheiten
Wolfgang Rihms Oedipus in Mönchengladbach

Alles, was Recht ist
Aktuelles
Gewerkschaftsbeitrag: Werbungskosten – Entfernungspauschale: Wir bieten Rechtsschutz – Mutterschutz: Änderungen bei Ausfall-Zeiten


Der stets grollende Maestro
Stenographische Umarmung

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Anmerkungen zum Gagentarifvertrag 2003/05 / Werner Hecker wurde achtzig / Wir gratulieren / Nachrichten des Musikmagazins des Bayerischen Rundfunks und der nmz „taktlos“

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Wettbewerbe 2003
Festspielvorschau 2003
Spielpläne 2002/2003

 

Berichte

Fast wie Wagner

Lustige Nibelungen in Chemnitz und Tannhäuser-Keilerei in Hof · Von Werner Wolf

Opernparodien sind selten geworden. Dass sie aber noch Vergnügen bereiten, ist jetzt im Opernhaus Chemnitz und im Theater Hof zu erleben. Den Stoff der Parodien bilden beide Male Werke Richard Wagners. Die Verfahrensweise der Verfasser und noch mehr die Umsetzung durch die Interpreten unterscheiden sich aber weitgehend. Für ihre burleske Operette „Die lustigen Nibelungen“ übernahmen der sich Rideamus nennende Librettist Fritz Oliven und der Komponist Oscar Straus zu den wenigen Gestalten der Wagnerschen „Götterdämmerung“ weitere, hier komisch ausstaffierte aus dem Nibelungenlied, so Gunthers hageren Papa Dankwart und dicke Mama Ute, die Recken Volker und Giselher nebst Verwandt- und Dienerschaft. Das ernste Geschehen der „Götterdämmerung“ kippt immer wieder ins satirische um. Vom gespannt erwarteten Drachentöter Siegfried weiß man, dass er sein Vermögen auf der Rheinbank angelegt hat und man nur auf raffinierte Weise darankommen kann. Oscar Straus komponierte 1902 pfiffige, an Offenbach orientierte Couplets, verleugnete in Tanzszenen seinen großen Namensvetter Johann nicht und wusste virtuos mit Wagnerschen Gesten umzugehen.

 
 

Reiner Spaß: Tannhäuser-Keilerei in Hof. Foto: SFF Fotodesign Hof

 

Für die aus Chemnitz, aus dem Umland und auch zahlreich von weiter her kommenden Besucher des Opernhauses bereitet die Aufführung erhöhtes Vergnügen, weil der „Ring“-Regisseur Michael Heinicke es sich nicht nehmen ließ, diese Burleske mit dem hauseigenen Nibelungen-Ensemble verschmitzt und wo sinnvoll auch zugespitzt zu inszenieren. Als Siegfried darf André Riemer mit blonder Thomas-Gottschalk-Mähne in knallbuntem Anzug den Deppen spielen. Wieland Müller reagiert als „grimmer Hagen“ dessen Mordgelüste humorvoll ab. Der „Götterdämmerungs“-Gunther Dietrich Greve spielt die Hilflosigkeit König Gunthers gewitzt aus. Weitere Solisten und die in verschiedenen Gestalten lebendig agierenden Chorsänger (musikalische Einstudierung Pablo Assante) lösen ihre Aufgaben souverän. Insgesamt wird pointiert und kultiviert gesungen. Eckehard Stier musiziert mit der Robert-Schumann-Philharmonie schwungvoll und kostet auch die motivischen und instrumentatorischen Reize der Partitur voll aus. Der vergnügliche Abend löst Beifall aus wie eine Wagner-Oper.

Während die Oper Chemnitz all ihre künstlerischen und technischen Möglichkeiten nutzt, beschränkt sich das Theater Hof bei seiner Inszenierung von Johann Nestroys Parodie „Tannhäuser und die Keilerei auf der Wartburg“ auf eine Einrichtung im Studiosaal des Hauses auf kleiner Bühne und einer seitlichen Spielfläche. Der Regisseur Klaus Straube vertraut der witzigen Handlungsführung und den humorvollen, teils abgewandelten und auch aktualisierten Versen Nestroys von 1857. Die stützen sich übrigens auf eine umfangreichere Parodie des Breslauer Arztes Hermann Wollheim. Nestroy hat diesen Text gestrafft und gewürzt. Der tüchtige Theaterkapellmeister Carl Binder schuf eine gekonnt mit Motiven Wagners jonglierende Partitur, die immer wieder ins Wienerische, auch in parodierte Banalitäten gleitet und zumal Kennern der Wagnerschen Musik Vergnügen bereiten kann.

Statt der dafür geforderten klassischen Orchesterbesetzung wartet das Theater Hof mit „Tannhäusers Höllenfahrts Kapelle“ auf, bestehend aus Flöte, Trompete, Flügelhorn, Kontrabass, Klavier, Akkordeon. Aus Binders Partitur werden nur Fragmente geboten. Dafür wird textlich und musikalisch eine Menge aus heute gängigen Repertoireopern einbezogen. Warum soll Tannhäuser auf des Landgrafen Purzels Frage „Na, wo bist du denn gewesen“ heute nicht mit (dem 1857 in Wien noch unbekannten) Lohengrin singend antworten: „Nie sollst du mich befragen“ und Purzel erwidern „Nie soll mir die Frage kommen“. Die Theaterbesucher haben auch großen Spaß daran, dass auf des Landgrafen Ruf mit dem Jägerchor aus Webers „Freischütz“ geantwortet wird, Papagenos Vogelfänger-Lied oder Marthas „Letzte Rose“ angesungen werden. Der Thüringer Herbert Roth dürfte noch im Grab schmunzeln, dass der von Purzel verstoßene Gesangverein im dritten Akt mit dem unverwüstlichen Rennsteig-Lied aufzieht. Der kleine, 20 Mitglieder umfassende, international besetzte, von Michel Roberge vorbereitete Chor hat auch sonst noch allerlei zu tun, als Gesangverein im ersten Aufzug, beim Einzug und bei der „Keilerei“ auf der Wartburg im zweiten. Das lebt er spielfreudig und wandlungsfähig, locker singend aus.

Klaus Straube lässt alles, nicht zuletzt den Sängerkrieg, als deftige Gaudi spielen und die Akteure kosten das weidlich aus: Karsten Jesgarz als Tannhäuser in Lederhosen, Regula Rosin als Elisabeth im Dirndlkleid, Peter Stöckigt als Landgraf, Jürgen Schulz als Wolfram, weitere Solisten und der Chor. Die Musikanten und zuweilen auch die Sänger nehmen es mit ihren Aufgaben nicht allzu genau. Aber das gehört mit zum Spaß dieser Inszenierung, die viel Beifall auslöst.

Werner Wolf

 

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner