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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brenn-Punkte
Die Situation deutscher Theater
Gläserne Bürger der Zukunft?
Private Vervielfältigung und Kulturförderung
Ein klärendes Wort ist nötig
Gärtnerplatz-Intendant Klaus Schultz zur Tarifdiskussion um sein Theater
Marktlücke in der Chormusik
Kurt Suttner über die „Tage der neuen Chormusik“
„Wenn der Ankleider droht“
Deutschlands Theater im Würgegriff der Gewerkschaften von Reinhard Wengierek
„Wen die Drohung kleidet“
Polemische Attacken von Reinhard Wengierek
Stefan Meuschel antwortet

Portrait
Ich habe ja alles erreicht
Christoph Forsthoff im Gespräch mit der Sängerin Anja Silja

Berichte
Kernstück der Opern-Moderne
Poulencs „Dialog der Karmeliterinnen“ in Hamburg
Fast wie Wagner
Lustige Nibelungen in Chemnitz und Tannhäuser-Keilerei in Hof
Unzumutbare Wahrheiten
Wolfgang Rihms Oedipus in Mönchengladbach

Alles, was Recht ist
Aktuelles
Gewerkschaftsbeitrag: Werbungskosten – Entfernungspauschale: Wir bieten Rechtsschutz – Mutterschutz: Änderungen bei Ausfall-Zeiten


Der stets grollende Maestro
Stenographische Umarmung

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Anmerkungen zum Gagentarifvertrag 2003/05 / Werner Hecker wurde achtzig / Wir gratulieren / Nachrichten des Musikmagazins des Bayerischen Rundfunks und der nmz „taktlos“

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Kulturpolitik

Brenn-Punkte

Die Situation deutscher Theater

Altenburg-Gera

Zwar ist der Vertrag zwischen dem Freistaat Thüringen und den Rechtsträgern der fusionierten Altenburg-Gera Theater GmbH unterschrieben, der dem Haus die im Jahr 2003 zu zahlenden Betriebskosten in Höhe von 9,7 Millionen Euro auch für die Jahre 2004 bis 2008 zusichert, zwar haben auch die Stadt Altenburg (0,9 Millionen Euro), der Landkreis Altenburg (1,7 Millionen Euro) und die Stadt Gera (4,0 Millionen Euro) Zuschussgarantien abgegeben – doch wie es tatsächlich weitergehen soll, ist ebenso unklar wie umstritten.

Fest steht nur, dass Kostensteigerungen bei Personal- und Sachmitteln angesichts der gedeckelten Etats nicht aufgefangen werden können, zumal mit wesentlichen Mehreinnahmen aus Eintrittskartenverkauf schon deshalb nicht gerechnet werden kann, weil das Theaterhaus in Gera technisch totalsaniert werden muss. Für fast zwei Jahre ist man dort auf Auswärtsspielstätten angewiesen. Fest steht aber auch, dass die Stadt Gera weder mit dem neuen Gesellschaftervertrag noch mit dem vom Geschäftsführer und Generalintendanten Serge Mund vorgelegten Spar-Konzept einverstanden ist, das als erster Schritt zur Auflösung des Musiktheaters gewertet wird (O&T berichtete in Ausgabe 6/02, S.8). Die Stadt Gera hat Mund aufgefordert, bis Mitte März 2003 ein verändertes Konzept vorzulegen.

Ein wichtiger Anlass für das Umdenken der Politik war das Ergebnis einer von den Vorständen des Opernchores und des Philharmonischen Orchesters durchgeführten Mitarbeiter-Befragung: 2,8 Prozent der Beschäftigten sprachen sich für das Sparkonzept der Theaterleitung aus, 4,6 Prozent enthielten sich der Stimme und 92,1 Prozent der Beschäftigten stimmten einer vom Betriebsrat entwickelten Haustarif-Variante für die Jahre 2004 bis 2008 zu, die Personalstärke und Spartenvielfalt des Theaters (Musiktheater, Konzerte, Ballett und Schauspiel) auf dem Stand des Jahres 2003 beinhaltet.

Betriebsrat, Opernchor- und Orchestervorstand sowie der Geraer Stadtrat (in einem Beschluss vom 23. Januar 2003) gehen davon aus, dass das neu vorzulegende Theaterkonzept die Spartenvielfalt erhält und mit einem „minimalen Personalabbau“ auskommt, der im wesentlichen durch Personalfluktuation erzielt werden kann.

Anhaltisches Theater Dessau

Das Theater, ein hälftig vom Land Sachsen-Anhalt und von Dessau bezuschusster städtischer Eigenbetrieb, hat die Gewerkschaften um Aufnahme von Haustarifvertragsverhandlungen ersucht. Ziel ist der Abbau eines in den Jahren 2001 und 2002 entstandenen Haushaltsdefizits von rund 960.000 Euro. Land und Stadt erwarten vom Theater, dass es bis zum Ende des bis 2004 laufenden Zuwendungsvertrages wieder einen ausgeglichenen Haushalt vorlegt. Die Landesregierung in Magdeburg hat in Anerkennung der künstlerischen und regionalen Ausstrahlung des Theaters ihren Betriebszuschuss um rund 1,1 Millionen Euro auf 8,6 Millionen Euro für das Haushaltsjahr 2003 angehoben.

Berlin

 
 

Thilo Sarrazin. Foto: Archiv

 

Der Senat hat am 4. Februar 2003 Folgendes beschlossen: Er nimmt das vom Kultursenator entwickelte Strukturkonzept „Oper in Berlin“ zustimmend zur Kenntnis. Die Realisierung dieses Konzeptes, das darauf abzielt, die drei Opernhäuser in einer Stiftung öffentlichen Rechts als künstlerisch und wirtschaftlich selbstständige Betriebe in Form mehrerer GmbHs zu erhalten, ist an die Bedingungen geknüpft, dass der Gesamt-Opernetat ab 2004 durch strukturelle Maßnahmen um 9,6 Millionen Euro dauerhaft abgesenkt und dass ferner durch eine Vereinbarung mit dem Bund der Kulturetat Berlins ebenfalls ab 2004 dauerhaft und haushaltswirksam um rund 20 Millionen Euro entlastet wird. Dies kann durch Übernahme Berliner Kultureinrichtungen durch den Bund geschehen oder durch unmittelbare Beteiligung des Bundes an den strukturellen Maßnahmen.

Sollte eine entsprechende Vereinbarung mit dem Bund bis zum Zeitpunkt der Aufstellung des Bundeshaushaltes 2004 nicht zu Stande kommen, können, so der Senatsbeschluss, die drei Opernhäuser in ihrer bisherigen Form nicht weitergeführt werden. In diesem Fall werden die Staatsoper Unter den Linden und die Deutsche Oper Berlin zu einem leistungsstarken Opern-
betrieb (mit einem Intendanten, einem Orchester, einem Opernchor, einem Ballett, zwei Spielstätten) fusioniert. Vorsorglich wird der Kultursenator beauftragt, auch das Fusionsszenarium zu entwickeln.

Mit seiner Entscheidung hat der Senat zum einen ein klares Nein zu den zwei alternativen Modellen (Weizsäcker-Vorschlag: „Kulturforum Mitte“; Opern-Konferenz-Vorschlag: „Freier Markt dreier Häuser“ – vgl. O&T Ausgabe 6/02, S.6) ausgesprochen, zum anderen hat er sich selbst und alle Beteiligten unter kurzfristigen Zugzwang gesetzt: Die drei Opernhäuser, denen er ins Stammbuch schreibt, dass „weder im Bewusstsein der Berliner noch überregional Berlin als Opernstadt wahrgenommen“ werde, den Bund, bei dem er die Wahrnehmung seiner „historischen und politischen Verantwortung für die Bundeshauptstadt“ anmahnt und nicht zuletzt die Sozialpartner, die in einem „Bündnis für die Bühnen“ alle Personalkostensteigerungen verhindern sollen.

Die Uhr läuft: Im Frühsommer 2003 werden der Bundeshaushalt 2004 und der Berliner Landeshaushalt 2004/05 aufgestellt. Berlins Finanzsenator Thilo Sarrazin lauert nur darauf, im Fusionsfalle mehr als nur die 9,6 Millionen Euro im Opernetat einsparen zu können.

Nordhausen

Die Gesellschafter der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sonderhausen GmbH haben beschlossen, die Sparte Schauspiel zum Ende der Spielzeit 2002/03 zu schließen und sich auf Musiktheater, Ballett und Konzerte zu beschränken. Eine Kooperation mit dem nach dem Ausscheiden Eisenachs nur noch aus Rudolstadt und Saalfeld bestehenden Thüringer Landestheater ist in Form der Übernahme dortiger Schauspielproduktionen vorgesehen. Auch Nordhausen ist angesichts der bis 2008 gedeckelten Betriebszuschüsse auf Haustarifverträge angewiesen, die Gehaltsverzicht der Beschäftigten zum Ziel haben.

 

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