Der stets grollende Maestro
Stenographische Umarmung, ConBrio Verlag Regensburg 2002, 157
S., Euro 14,80.
Eine von Stefan Piendl und Thomas Otto herausgegebene Zitatensammlung
„Stenographische Umarmung. Sergiu Celibidache beim Wort genommen“
lässt den von seinen Fans liebevoll „Celi“ genannten
berühmten Dirigenten als einen bissigen, sarkastischem, teils
auch überheblichen Zeitgenossen erscheinen, der sich selbst
als „radikale Persönlichkeit“ bezeichnet.
Es gibt wenig, was vor seinen strengen Augen Gnade findet (eine
der wenigen Ausnahmen ist sein Lieblingskomponist Anton Bruckner).
Dagegen hält er Kritiker für „Parasiten ohne Daseinsberechtigung“,
die Wiener Philharmoniker für ein „mittelmäßiges
Orchester“, Gustav Mahler für „eine der peinlichsten
Erscheinungen der Musikgeschichte“; mit Ausnahme von Wilhelm
Furtwängler sind alle Dirigenten-Kollegen „Allesmacher
und Nichtskönner“. Schallplatten als solche sind in seinen
Augen „Tönende Pfannkuchen, Dreck, Onanie“ (nach
1948 durfte keine seiner Aufnahmen als Schallplatte oder CD herausgegeben
werden) und in den Rundfunkanstalten sitzen meist „freundliche
Verbrecher, die statt Musik auch Zigaretten oder Klopapier verkaufen
könnten“. Theodor W. Adorno heißt er „den
intelligentesten Schwätzer der Musikgeschichte“ –
immerhin.
Es gibt wenige Künstler, über die er sich gnädiger,
manchmal sogar bewundernd äußert; dies sind die großen
Ausnahmen: Tschaikowsky („ein echter Symphoniker“) oder
Arturo Benedetti Michelangeli („Er ist ein Genius“).
Über sich selbst kommt der Maestro zu der bescheidenen Erkenntnis:
„Man kann mich nicht mit normalen Maßstäben messen...“.
Dies dürfte jedoch nicht nur für ihn, sondern für
fast jeden großen Künstler gelten.
Die Leser dieses Buches werden sich nie langweilen, sich teils
amüsieren, teils sicher auch ärgern, aber das dürfte
absolut in „Celis“ Sinne sein und schließlich
sind alle Kritiker: siehe oben...(!).
Monika
von Loeben
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