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Ausgabe 2001/01

Editorial

Götz Friedrich
Laudatio Harry Kupfer
Dankesrede Götz Friedrich
Pressemitteilung der Deutschen Oper
Oper als großes Menschentheater

Kulturpolitik
Ein kulurelles MacPomm?
Karlsruhe: Pierre Wyss neuer Ballettchef

Portrait
Kiel als Musikstadt

Berichte
Zwei mal „Boris Godunow“
„Pelleas et Melisande“ in Leipzig

Alles, was Recht ist
Konzert-Rechtssprechung
Gesetz über Teilzeitarbeit
Irreführende Berichterstattung
Ungerechte Entfernungspauschale
Betriebsverfassungsgesetz novellieren

Rezensionen
Rettich: Zwischen Kunst und Politik
Neue Opereinspielungen

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Nachrichten

Kartengruß

 

Alle Jahre wieder werden wir von Kartengrüßen zum neuen Jahr überschwemmt. Eine besonders gelungene erreichte uns vom Staatstheater Cottbus. Dort werden Zeichen gesetzt gegen Fremdenhass und für ein tolerantes Umgehen mit den Mitmenschen:

„Menschen erachte ich für den größten Reichtum. Und kämen Heiden und Türken und wollten das Land bevölkern, ich wollt’ ihnen Moscheen baun.“
Mit diesem Zitat Friedrichs II. wünscht uns Intendant Christoph Schroth ein gutes neues Jahr. Nachahmenswert!
Zugleich weist der Kartengruß auf die nächste Cottbuser „Zonenrandermutigung“ im Juni hin: eine Gemeinschaftsveranstaltung von Schauspiel, Musiktheater, Ballett und Philharmonischem Orchester unter dem Motto „Rührt euch - Preußen 300“.

Würzburger Debakel

   

Würzburger „Cavalleria Rusticana“ mit Chor. Foto: Winkelhardt

 

Was aus ihrem Theater wird, wissen auch zu Beginn des neuen Jahres weder die Würzburger noch die Beschäftigten des Hauses.
Seit dem handstreichartigen Beschluss des Stadtrates, das Mainfranken-Theater in ein Bespieltheater umzuwandeln, der am 23. November 2000 gefasst, angesichts des Protestes der Bevölkerung und der Hilfszusagen des Freistaates Bayern aber auf Eis gelegt wurde (vgl. Oper & Tanz, Ausgabe 6/2000, S.4 und 7), ist nur wenig geschehen, die Zukunft des Theaters zu sichern.

Oberbürgermeister Jürgen Weber, der in der Stadt als der für die Schließungspläne Verantwortliche angesehen wird, ließ zwar von seiner Absicht ab, den Kirchenmusikdirektor und verdienstvollen Leiter des Würzburger Bach-Chores, Christian Kabitz, zum Generalintendanten (des zu schließenden Theaters?) zu berufen, setzte aber im Schnellverfahren die Umwandlung des Theaters in einen städtischen Eigenbetrieb mit Wirkung zum 1. Januar durch. Die beschlossene Betriebssatzung ist wenig geeignet, Misstrauen auszuräumen: In ihrem § 2 ist gesagt, dass die Pflege der Kunstgattungen „auch in Zusammenarbeit mit anderen Theatern wahrgenommen“ werden kann, und ihr § 7 bestellt den Oberbürgermeister zum Alleinherrscher: „Der Oberbürgermeister erlässt anstelle des Stadtrats und des Werksausschusses für den Betrieb dringliche Anordnungen...“!
Das für den 31. Januar 2001 geplante „Strukturgespräch“ zwischen der Stadt und Bayerns Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ist auf Anfang März vertagt worden, nachdem in Sondierungsgesprächen, die der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair mit OB Jürgen Weber geführt hatte, weiterer Klärungsbedarf zu Tage trat. Denn die Notlage des Würzburger Theaters ist nur die Spitze des Eisberges des allgemeinen Würzburger Finanzdebakels: Die Stadt sitzt auf einem Schuldenberg in Höhe von fast 350 Millionen Mark.

Die Überbrückungshilfen des Freistaates sind da nur Momentlösungen. Erforderlich ist die Verbesserung des kommunalen Finanzausgleichs, eine stärkere Beteiligung Bayerns an den kommunalen Bildungseinrichtungen und eine gleichgewichtige Förderung der staatlichen und der kommunalen Bühnen. Zudem muss die Trägerschaft des Würzburger Theaters auf eine breitere Grundlage gestellt werden; dem Vernehmen nach haben die Landkreise Kitzingen und Main/Spessart Hans Zehetmair ihre Bereitschaft signalisiert, sich zu beteiligen, wenn auch der Freistaat seine Betriebszuschüsse erhöht. Im Gespräch ist die Errichtung einer von Freistaat, Stadt und Landkreisen grundfinanzierten Stiftung, die das Theater als Trägerin übernehmen soll. Die Beschäftigten werden weitere Wochen im Stand der Verunsicherung Theater spielen müssen.

Neuer Staatsopern-Intendant?
Michael Schindhelm, Direktor des Theaters in Basel, ist offenbar als neuer Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden im Gespräch. Bis zum Sommer 2002 läuft der Vertrag des derzeitgen Intendanten Georg Quander. Schindhelm wurde 1960 in Eisenach geboren. In den 90er-Jahren begann die erfolgreiche Theaterkarriere des Quantenmechanikers am Theater Gera, über Nordhausen bis zum Direktor in Basel. Erst kürzlich geriet Schindhelm in die Schlagzeilen, als er sich in der „Zeit“ zu seiner informellen Stasi-Mitarbeit bekannte und so quasi selbst anzeigte. Er sei zur Mitarbeit erpresst worden und habe niemandem Schaden zugefügt.

Sackgasse bei Verhandlungen um Bayreuther Festspiele
Die Nachfolgefrage bei den Bayreuther Festspielen steckt in der Sackgasse. Während der Bayerische Kunstminister Hans Zehetmair von einem Scheitern der Verhandlungen mit Wolfgang Wagner spricht, sieht der derzeitige Festspielleiter selbst noch Chancen für eine weitere Sachdiskussion. Wolfgang Wagner ist zur Zeit alleiniger Geschäftsführer der Bayreuther Festspiele GmbH mit einem Vertrag auf Lebenszeit.
Streitpunkt bleibt der Wunsch des Bayreuther Intendanten, seine zweite Ehefrau Gudrun zu seiner Nachfolgerin zu machen. Dagegen bekräftigte Zehetmair seine Vorstellung, nur Wolfgang Wagners Tochter aus erster Ehe, Eva Wagner-Pasquier, komme für die Leitung der Festspiele in Frage.
Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin kritisierte die Haltung Wagners und erklärte in Berlin, „durch seine Einseitigkeit und Verweigerungshaltung“ schade er den Festspielen.
Die 55-jährige Eva Wagner-Pasquier hatte Anfang Dezember vorigen Jahres nach einem zwischenzeitlichen Rückzug erklärt, sie stehe unter der Bedingung zur Übernahme des Bayreuther Indendantenamtes bereit, dass der Wechsel am „Grünen Hügel“ spätestens zur Jahreswende 2002/03 vollzogen werde.

Aus für Justus Frantz in Marl
Nach der Streichung des Bundeszuschusses steht die „Philharmonia Hungarica“ in Marl offensichtlich vor dem Aus: Die Dezember-Gehälter konnten nicht mehr bezahlt werden. Das erste angekündigte Abo-Konzert in Marl fand nicht statt. Auch die Hoffnung auf Rettung durch Name-Dropping erwies sich als trügerisch: Der Vertrag mit dem als Chefdirigenten verpflichteten Justus Frantz wurde mittlerweile ziemlich stillschweigend „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst.

Siemens-Musikpreis
Der mit 250.000 Mark dotierte Siemens-Musikpreis wird in diesem Jahr an Reinhold Brinkmann verliehen. Der Musikwissenschaftler Brinkmann, seit 1985 Professor of Music an der Harvard University, war in den späten 60er-Jahren, zusammen mit Carl Dahlhaus und Rudolf Stephan, maßgeblich an der Um- und Aufwertung der bis dahin von der Wissenschaft tabuisierten musikalischen Moderne beteiligt. Die Auszeichnung wird am 31. Mai in München überreicht.

Neunter Gesangswettbewerb „Neue Stimmen“
Die Bertelsmann Stiftung veranstaltet vom 16. bis 19. Mai 2001 in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Rundfunk den neunten Internationalen Gesangswettbewerb „Neue Stimmen“. Der 1987 von Liz Mohn, Präsidiumsmitglied der Bertelsmann Stiftung, gegründete Sängerwettstreit gilt inzwischen als eine der weltweit wichtigsten Talentbörsen für das Opern- und Operettenfach. Die internationale Jury unter Vorsitz von Kammersänger René Kollo wird die Preisträger bei dem Finalkonzert am 19. Mai ermitteln. Die ersten drei Preise sind mit 15.000, 10.000 und 5.000 Mark dotiert.

Zuschuss für „Tanztheater International“
Das Festival „Tanztheater International“ in Hannover erhält vom Land Niedersachsen im kommenden Jahr einen Zuschuss von 80.000 Mark - wegen des Erfolges und Publikumszuspruches doppelt soviel wie in den Vorjahren.

 

 

 

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