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Über die Notwendigkeit der Kunst

Verborgene Potenziale
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Spannend bis zum Schluss
Händels „Alcina“ in Bonn

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Berichte

Spannend bis zum Schluss

Händels „Alcina“ in Bonn

Spannend bis Ende gut, alles gut. Dieses Sprichwort bewahrheitete sich bei der Premiere von Georg Friedrich Händels Oper „Alcina“ am Theater Bonn einmal mehr. Denn fast bis zur letzten Minute stand deren Gelingen auf des Messers Schneide. Charlotte Quadt, die Darstellerin des Ruggiero, war nicht in Form. Stimmlich ging es ihr gut, doch hatte sie die Befürchtung, die rund drei Stunden auf der Bühne körperlich nicht durchstehen zu können. Der aus Wien eilends herbeigerufene Ersatz Ray Chenez konnte Bonn nur unter höchst verwickelten und abenteuerlichen Umständen erreichen – und leider auch zu spät. Bei Premierenbeginn saß er noch im ICE Richtung Bonn. Quadt hatte sich deshalb bereiterklärt, ihre Rolle so lange zu übernehmen, bis der Ersatz vom Bühnenrand aus hätte übernehmen können. Regisseur Jens-Daniel Herzog wäre in diesem Falle die Aufgabe zugefallen, die Figur auf der Bühne zu markieren.

Stefan Sbonnik, Gloria Rehm, Chor des Theater Bonn, Marie Heeschen, Charlotte Quadt. Foto: Bettina Stöß

Soweit kam es dann aber gar nicht, denn es bewahrheitete sich, was Generalintendant Bernhard Helmich schon hypothetisch angedeutet hatte: dass eine gehörige Dosis Premierenadrenalin dafür sorgen könne, dass Quadt eventuell durchhält. Sie spielte und sang – wie im Übrigen das gesamte Ensemble – mit großartiger Präsenz und einigem Nachdruck. Am Ende des Abends blieb deshalb ein einhelliges Fazit: Glück gehabt, auch wenn der schon sichtbar am Bühnenrand positionierte Ersatzmann letztlich vergebens nach Bonn geeilt war. Das positive Fazit ließ sich auch auf den gesamten Abend übertragen, denn Händels Zauberoper rund um allerlei Verwicklungen, um Liebe, Verlust und Treue gestaltete sich als durchweg vergnügliches und spannendes, wenn auch recht komplexes und verwirrendes Drama, das vor allem aufgrund der musikalischen und darstellerischen Leistungen von Ensemble und Orchester punkten konnte. Allen voran das in kleiner Besetzung spielende Beethoven Orchester Bonn, das von Alte Musik-Spezialistin Dorothee Oberlinger mit großer Durchschlagskraft regelrecht durch den Abend getrieben wurde. Man hörte den Musikerinnen und Musikern an, dass sie Erfahrung mit Alter Musik haben, so lebendig, frisch und packend wie sie spielten. Das zeigte sich  im Schwung, mit dem sie sich von Oberlinger durch den Abend tragen ließen, an schöner Detailarbeit, wenn etwa sauber und konsequent – aber eben nicht penetrant – abphrasiert wurde oder hier und da auch Kadenzen und Verzierungen eingebaut wurden. Auch das Zusammenspiel mit dem Ensemble auf der Bühne funktionierte bis auf ein paar wirklich haarige Koloraturen, bei denen Sänger sehr weit weg vom Orchester positioniert waren, weitgehend reibungslos.

Großer Pluspunkt war die sängerische Besetzung, allen voran Marie Heeschen als Alcina. Sie zeigte darstellerisch überaus vielfältige Facetten der Hauptfigur, von der lasziv die Treppe herunterspazierenden Femme fatale über den eiskalten Racheengel bis zum armen Würstchen, das von allen verlassen und seiner Kräfte beraubt ist. Sängerisch herausragend waren am Premierenabend auch Nicole Wacker als Oberto, die sich als ausgesprochen koloratursicher mit klangvoller Höhe und sauberem Timbre empfahl, und Anna Alàs i Jové, die die Bradamante ebenso quirlig wie energisch gab. Auch Gloria Rehm als Morgana, Stefan Sbonnik als Oronte und Pavel Kudinov als Melisso standen diesen außerordentlichen stimmlichen wie darstellerischen Leistungen in nichts nach.

Über die Inszenierung von Jens-Daniel Herzog kann man im besten Falle sagen, dass sie ebenso routiniert wie schnörkellos ist, auf vordergründige Knalleffekte verzichtet und das tut, was eine Inszenierung soll: das Geschehen dramaturgisch nachvollziehbar auf die Bühne bringen. Warum er dafür ein Art-decoAmbiente (Bühne: Mathis Neidhardt) nebst ebensolchen Kostümen (Sibylle Gädeke) gewählt hat, erschloss sich weniger. Es störte aber auch nicht weiter, so dass man dies einfach als individuelle inszenatorische Setzung hinnehmen musste. Ein kleines Tanzensemble sorgte für ein paar ebenso schneidige wie unterhaltsame Balletteinlagen (Choreografie: Ramses Sigl) und auch der Chor (Einstudierung: André Kellinghaus) sang ausgezeichnet. Nur der pastose und reichlich voluminöse Ensembleklang war für Barockmusik, die dann doch ein eher schlankeres Klang­ideal hat, etwas zu angefettet.

Guido Krawinkel

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