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Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester Cottbus
Die brandenburgische Kulturstiftung Cottbus, die das letzte im
Lande Brandenburg verbliebene – im Übrigen gerade
erst zum hundertjährigen Bestehen durch den Bundespräsidenten
geehrte – Dreispartenhaus betreibt, strebt offensichtlich
dauerhaft die Abkoppelung der tariflichen Entwicklung vom öffentlichen
Dienst an. Trotz der Bereitschaft der verhandelnden Künstlergewerkschaften
zum Abschluss entsprechender Haustarifverträge mit langen
Laufzeiten und zeitlich langen Verhandlungsoptionen ist die Stiftung – wohl
gezwungen durch die verantwortlichen Zuschussgeber – nicht
bereit, sich perspektivisch einer flächentariflichen Bezahlung
nach 2012 zu öffnen. Die VdO sieht sich – gemeinsam
mit GDBA und DOV – nicht in der Lage, diese tarifrechtswidrige
Konstruktion dauerhaft mitzutragen. Sollte sich in dieser Frage
keine eindeutige Bewegung in Richtung einer tarifrechtskonformen
Regelung zeigen, sehen sich die Künstlergewerkschaften gezwungen,
sämtliche Mittel auszuschöpfen – zur Not auch
das des Arbeitskampfes –, um eine dauerhafte Abkoppelung
der Stiftung von den Tarifbewegungen des öffentlichen Dienstes
des Landes Brandenburg zu verhindern. Chemnitz
Nach dem neuesten Vorschlag für einen Haustarifvertrag sollen
unterschiedliche Regelungen und Verzichtsleistungen für die
nach NV Bühne-Beschäftigten vereinbart werden. Der letzte
gemeinsam erreichte Verhandlungsstand blieb nahezu unberücksichtigt.
Durch den Kämmerer Herrn Nonnen wird nun wieder die Keule
des Stadtratsbeschlusses mit einem darin vorgesehenen Stellenabbau
in Höhe von 59 Stellen geschwungen und versucht, einen Keil
zwischen die verhandelnden Gewerkschaften zu treiben. Die Forderung
der VdO, die immer wieder ihre Offenheit für – auch
alternative – Lösungsansätze signalisiert hat,
ist, dass bei einem Abschluss zumindest der Verzicht der verschiedenen
Beschäftigungsgruppen innerhalb des NV Bühne vergleichbar
sein muss – und dies bei einer angemessenen Kompensation
durch Freizeit. Staatsoperette Dresden
Bei der Staatsoperette Dresden scheinen die Verhandlungen nunmehr
in die richtige Richtung zu gehen. Da das mit dem ursprünglichen
Haustarifvertrag verfolgte und bisher einzigartige Ziel der durch
Gehaltsverzicht der Beschäftigten zu realisierenden Mitfinanzierung
einer Spielstätte in Form eines Neubaus am Wiener Platz nicht
realisiert werden konnte, ist ein neuer Haustarifvertrag erforderlich
geworden für den nunmehr im Kraftwerk Mitte geplanten Neubau,
in den auch das Theater der jungen Generation einziehen soll. Dieser
soll nun mit einem zwar erheblichen Gehaltsverzicht von acht Prozent
und der beachtlichen Laufzeit bis zum Jahre 2021 umgesetzt werden,
gewährleistet aber die konstante Ankoppelung an die flächentariflichen
Entwicklungen, so dass im Gegensatz zum vorigen Haustarifvertrag
garantiert ist, dass am Ende der Laufzeit nicht eine unüberbrückbare
Distanz zur Fläche entsteht und die Belastung des einzelnen
Beschäftigten sich in zumutbaren Grenzen hält, Detailfragen
sind noch zu klären. Plauen/Zwickau
Im Theater Plauen/Zwickau herrscht eine raue Stimmung
im Vorfeld des Antritts des designierten Intendanten May. Nachdem
zunächst
brachial im Bereich Solo und Tanz Nichtverlängerungen ausgesprochen
wurden (die zwar zwischenzeitlich zum größten Teil wiederbesetzt
worden sind), ist nun offensichtlich auch ein systematisches Unterschreiten
der im Haustarifvertrag zugesicherten Stellenanzahl für den
Chor geplant. Zwar ist eine Klausel im Haustarifvertrag vorgesehen,
die dem Theater eine gewisse flexible Handhabung bei der Wiederbesetzung
unerwartet frei gewordener Stellen ermöglicht. Dies ist jedoch
dem Bedürfnis geschuldet, dass dem Theater die Möglichkeit
eingeräumt werden soll, das für eine Neubesetzung erforderliche
Bewerbungs- und Auswahlverfahren ordnungsgemäß durchführen
zu können. Diese Klausel darf jedoch nicht dazu genutzt werden,
schon systematisch aus finanziellen Gründen eine faktische
Stellenkürzung durchzuführen, da das dem Sinn und Zweck
der entsprechenden Klausel zuwiderläuft. Sollte das Theater
dennoch diese faktische Stellenkürzung vornehmen, sehen wir
uns gezwungen, dagegen mit allen gebotenen Schritten vorzugehen. Magdeburg
In Magdeburg wurde an die Gewerkschaften erneut die Bitte herangetragen, über
einen weiteren Haustarifvertrag zu verhandeln, da die verabschiedeten
Zuschüsse des Landes überraschenderweise geringer als
erwartet ausgefallen sind, so dass kein ausgeglichener Haushalt
zu erreichen sei. Die Landeshauptstadt hatte in der Vergangenheit
immer wieder betont, dass nach Auslaufen des jetzigen Haustarifvertrages
künftig kein weiterer mehr angestrebt sei.
Im einem Sondierungsgespräch am 1.April war die Bereitschaft
der verhandelnden Gewerkschaften dementsprechend nicht gegeben, über
einen weiteren Haustarifvertrag zu verhandeln. Eine solche Bereitschaft
könne nur dann erwogen werden, wenn seitens der verantwortlichen
Zuschussgeber eine verbindliche Zusage gegeben werde, dass über
2009 hinaus die Rückkehr in den Flächentarif garantiert
wird. Berlin
In Berlin hat der Regierende Bürgermeister der Forderung der
künstlerisch Beschäftigten der Stiftung Oper in Berlin
nach tariflicher Anpassung der seit 2001 eingefrorenen Vergütungen – entgegen
ersten Signalen des Senats in der Sondierungsrunde am 8. September
2008 – eine deutliche Absage erteilt. Für die Künstler
soll es – anders als für das nichtkünstlerische
Personal – in Zukunft keinen Cent mehr geben mit der Begründung,
dass erst vor Kurzem eine Zuschusserhöhung in Höhe von
20 Millionen Euro erfolgt sei. Dabei verschweigt er, dass dies
im Grunde keine Erhöhung darstellte, sondern lediglich die
dringend erforderliche Rücknahme der ursprünglich beabsichtigten
Zuschusssenkungen, ohne die an ein Überleben der Institution
insgesamt nicht zu denken wäre. Schon jetzt spürt Berlin
bei der Suche nach qualifiziertem künstlerischen Personal
die zunehmend mangelnde Attraktivität im Vergleich zu anderen
deutschen Standorten, die denselben Stellenwert im Lande beanspruchen.
Die VdO hat – gemeinsam mit der GDBA – den Deutschen
Bühnenverein und damit das Land Berlin noch einmal zur Aufnahme
von Verhandlungen aufgefordert mit dem Ziel, zumindest für
2008/09 mit dem im Land Berlin beschäftigten nichtkünstlerischen
Personal gleichzuziehen (vergl. O&T 01/09, S. 8) und ab 2010
den NV Bühne in seiner derzeit geltenden Fassung zu übernehmen. Sollte sich das Land in dieser Frage nicht bewegen, so muss die
VdO darauf drängen, Berlin tarifrechtlich so zu stellen, dass
endgültig keine Friedenspflicht mehr besteht und angemessene
Bedingungen gegebenenfalls durch Arbeitskampfmaßnahmen erzwungen
werden können. In keinem Falle kann in Berlin eine dauerhafte
Abkoppelung von der allgemeinen Tarifentwicklung geduldet werden.
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