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Berlin: Mussbach und Vierthaler sollen gehen…
Das laut vernehmbare Knirschen im Gebälk der Stiftung Oper
in Berlin verriet schon seit dem Ende 2007 zwischen Bund und Berlin
ausgehandelten Finanzierungskompromiss (vgl. O&T Ausg. 6/07,
S. 6), dass der Haussegen in Schräglage geraten war. Die Deutsche
Staatsoper, die fast die Hälfte der jährlich 20 Millionen
Euro erhält, die Berlin ab 2008 zusätzlich der Stiftung
zur Verfügung stellt, während die Deutsche Oper (rund
fünfeinhalb Millionen), die Komische Oper (rund vier Millionen)
und das Staatsballett (rund eine halbe Million) sich die andere
Hälfte teilen, erwies sich mit solcher Deutlichkeit als die
Gleichste unter den Gleichen, dass nichts anderes übrig bleibt,
als an den weltberühmten Maestro und Pianisten Daniel Barenboim,
den Generalmusikdirektor der Staatsoper, zu erinnern, um zu erklären,
weshalb die Schräglage der Stiftung nicht zu deren Einsturz
führt.
Der Chef des Nahost-Jugendorchesters West-Eastern-Divan, der Klavierbegleiter
der Bartoli, der Initiator des Musik-Kindergartens Berlin schiebt
sich auch dann übergroß ins Bild, wenn die Suche nach
einer Begründung anhebt, warum ausgerechnet in der Staatsoper
jetzt das Gebälk brach. Denn was auch immer den vom Regierenden
Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit geleiteten
Stiftungsrat bewogen haben mag, dem Intendanten der Staatsoper,
Peter Mussbach, und zugleich dem Geschäftsführenden Direktor,
Georg Vierthaler, die Nichtverlängerung ihrer Verträge
zum Ende der Spielzeit 2009/2010 auszusprechen – ohne Daniel
Barenboims Billigung und Wissen ist das gewiss nicht geschehen. Über
die wahren Gründe dieser Personalentscheidungen darf spekuliert
werden; die Zwistigkeiten zwischen Intendant und Direktor über
den Haushalt 2008 der Staatsoper waren sicherlich nur die Spitze
des Eisbergs.
Nachfolge-Entscheidungen hat der Stiftungsrat jetzt rasch zu treffen:
Nach bisheriger Planung zieht die Staatsoper im Sommer 2010 für
fast vier Jahre in ihr Ausweichquartier im Schiller-Theater um,
damit die Sanierung des maroden Knobelsorff-Baus Unter den Linden
beginnen kann. Und im Jahr 2012 endet der Vertrag des dann 70-jährigen
Daniel Barenboim.
Halle: … und Stiska soll kommen
Geschäftsführer der gemeinnützigen Kultur-GmbH Halle
soll der ehemalige Generalintendant der städtischen Theater
Chemnitz, Rolf Stiska, werden. Pressemeldungen zufolge wird Halles
Oberbürgermeisterin, Dagmar Szabados, diesen Vorschlag dem
Stadtrat vorlegen, nachdem die interne Abstimmung mit der mit der
GmbH-Gründung befassten Expertengruppe erfolgt ist. Beabsichtigt
ist, die bisher eigenständigen Regiebetriebe Opernhaus, Staatskapelle,
Kulturinsel und Thalia Theater in der Rechtsform einer gGmbH zu
einem Mehrspartenhaus unter zentraler kaufmännischer Leitung
zusammenzufassen.
Lärmschutz im Orchestergraben
Seit dem 15.
Februar gilt europaweit die neue EU-Lärmschutzrichtlinie.
Damit dürfen angestellte Musiker im Wochendurchschnitt nicht
mehr als einer Lautstärke von 87 Dezibel ausgesetzt werden.
Diese Verordnung hat nach Angaben der Deutschen Orchestervereinigung
(DOV) Folgen für die deutschen Opernhäuser, wo im Orchestergraben
auch mal bis zu 120 Dezibel erreicht werden. Schätzungen zufolge
hat ein Viertel der Musiker irreparable Hörschäden. Die
Arbeitgeber müssen laut DOV nun Schallmessungen machen. Wird
der Grenzwert von 87 Dezibel überschritten, stehen bauliche
oder organisatorische Veränderungen an – zum Beispiel
eine andere Orchesteraufstellung. Auch Gehörschutz ist theoretisch
möglich. .
Konwitschny kehrt heim
Dem kommissarischen Intendanten der Oper Leipzig, Alexander von
Maravicc, ist es gelungen, Peter Konwitschny zurück in seine
Heimatstadt zu holen. Er wird ab August 2008 für sechs Jahre
Chefregisseur des Hauses. Peter Konwitschny wird pro Spielzeit
jeweils zwei Produktionen selbst betreuen und in Fragen der Spielplangestaltung
und bei Besetzungen mitentscheiden. Derzeit nimmt Konwitschny
selbst seine Inszenierung von „La Bohème“ an
der Oper Leipzig wieder auf. Für die kommende Saison ist
vorerst eine Neuinszenierung vorgesehen.
Laut einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ soll
Alexander von Maravicc außerdem Intendant der Oper und damit
Nachfolger von Henri Maier werden. Im April solle der Stadtrat über
eine Abfindung Maiers entscheiden. Die Nachricht der Intendantennachfolge
war von der Oper bei Redaktionsschluss noch nicht bestätigt.
Christa Ludwig wurde 80
Nicht nur für den Dirigenten Leonard Bernstein war sie die
Beste. Fast 50 Jahre lang begeisterte Christa Ludwig ihr Publikum.
Mit ihrem gewaltigen Stimmumfang beherrschte die Sängerin
ein Repertoire, das vom Alt bis in die Sopranlagen reichte. Beethovens
Leonore und die Marschallin aus dem „Rosenkavalier“ sang
sie genauso wie Mozarts Dorabella oder die Färberin aus der „Frau
ohne Schatten“. Darüber hinaus war sie eine begnadete
Liedsängerin. Am 16. März feierte die Wahl-Wienerin ihren
80. Geburtstag.
1945 hatte sie ihr erstes Engagement in Gießen, ein Jahr
später schon an der Oper in Frankfurt. Da war sie gerade mal
18 Jahre alt. Neben Bernstein buchten sie auch so unterschiedliche
Dirigenten wie Karl Böhm oder Herbert von Karajan immer wieder.
1994 hat sie endgültig mit dem Singen aufgehört. In diesem
Jahr erhielt sie den MIDEM Classical Awards für ihr Lebenswerk.
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