Der Schalk zwischen den Ritzen
Klaus Obermayer zum 65. Geburtstag · Von Reinhard Schulz Am 20. April 2008 kann der Komponist, Pädagoge und Musikverleger
Klaus Obermayer seinen 65. Geburtstag feiern. Vielen dürfte
der ständig etwas – worüber auch immer – grantelnde
und bärbeißige, dabei auch meist gut gelaunte und freundliche
Bayer bestens bekannt sein. Das verschmitzte, hinter der Tarnkappe
des Mürrischen versteckte Wesen, das gerne lacht über
den guten oder schlechten Lauf der Dinge, ist Grundzug seines Charakters.
Passauer
durch und durch
Klaus Obermayer wurde 1943 im niederbayerischen
Passau geboren. Nicht umsonst ist dieser Ort eines der Zentren
der deutschen Kabarett-Szene:
dort, wo der Katholizismus und die mit ihm verbandelte bayerische
Partei ihre konservativsten Waffen zücken, um einen eventuell
aufflammenden Aufbruchsgeist – denn auch er gehört zu
Passau, wo drei Flüsse aus unterschiedlichsten Regionen zusammenfließen
und den Blick zum Schwarzen Meer richten – im Keime zu ersticken.
Etwas von dieser Melange steckt auch in Klaus Obermayer.
Schon bald hatte der Musiker mit Kompositions- und privatem Fagottstudium
den steinigen Weg des freischaffenden Künstlers für sich
gewählt. Und da man in diesem Metier kaum nur auf einem Fuß stehen
kann, schlug er sich als Komponist und Instrumentalpädagoge
durch, trat dem Tonkünstlerverband bei, wo er schon bald mit
höheren Funktionen betraut wurde. So sorgte er für kritischen
Diskurs und für die Wahrung der Rechte des freiberuflichen
Musikers: ein Gebiet, wo Klaus Obermayer zum kompetenten Ansprechpartner
wurde. Er betreute das Archiv handgeschriebener Partituren von
Verbandsmitgliedern und sorgte auf diese Weise für Aufführungen
dieser Kompositionen. Komponist und Verleger
1993 gründete schließlich Klaus Obermayer den k.o.m.
bühnen- und musikverlag München, wo eigene Arbeiten und
viele Werke von Verbandsmitgliedern aufgelegt wurden. Obermayer
scheute die große Mühe nicht, die Werke eigenhändig
am Computer zu setzen, mittlerweile betreut der Verlag Werke von über
40 Komponistinnen und Komponisten.
Die größte Liebe Klaus Obermayers gehört selbstverständlich
dem eigenen Schaffen. Seinen größten Erfolg errang er
fraglos mit seiner Oper „Lola“, die 1986 in seiner
Heimatstadt Passau mit durchschlagendem Erfolg uraufgeführt
wurde und etliche Nachfolgeaufführungen erlebte. „Resultat
dieses löblichen Bemühens ist eine Partitur von hohem
parodistischem Reiz, gespickt mit Anspielungen, witzigem Klanggetümmel,
grotesk verfremdeten Zitaten. Dass die Anklänge nicht nur
Vergangenheit beschwören, sondern auch musikalische Gegenwart,
verdoppelt den Spaß“, war damals in der Süddeutschen
Zeitung zu lesen. Das Libretto dieser „Königlichen Moritat
in 21 Szenen“ hatte der Justizbeamte, Schriftsteller und
Freund Herbert Rosendorfer verfasst, ein Wurf war gelungen. Und
es gelang Obermayer auch, Rosendorfer zu eigenem Komponieren zu
ermuntern, mit den Worten: „Es klingt, gut gespielt, immer
besser als selbst erwartet.“
Die Parodie steht immer wieder im Zentrum des Komponierens. So
finden sich unter seinen Arbeiten für Klavier auch eine „Sauwald-Toccata“,
eine „Mar(t)inade für zwei Hände und einen mittelgroßen
Radiergummi“ oder das Klavierstück „Ein Hundeleben“.
Gerne schreibt Obermayer landläufige Tänze, durchzogen
von Zitatanklängen und witzigen Wendungen, in denen immer
der Schalk des Musikanten durch die Ritzen lugt. Auf dieser Basis
entstanden und entstehen etliche Stücke, die für Kinder
und Jugendliche gedacht sind. Doch auch eine größere,
betont schlicht gehaltene Herz-Jesu-Messe ist im Werkverzeichnis
zu finden und markiert einen weiteren Pol seines künstlerischen
Schaffens. Dieses ist bis heute ungebrochen, und es bleibt nur
zu wünschen, dass auch weiterhin noch viel Querständiges,
Heiteres, Besinnliches und Nachdenkliches aus seiner Feder fließen
wird. Reinhard Schulz
|