Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Ärzte und Pädagogen aller Länder...
Leipziger Symposium zur Kinder- und Jugendstimme
StaatsoperGerette Dresden
Gefährdung einer Traditionskultur

Portrait
Lost Violet statt Violetta
Das Junge Musiktheater Hamburg
Erkundungen der Wirklichkeit
Musik für Kinder und Jugendliche in Magdeburg
Eine Diva als Gesamtkunstwerk
Ein Gespräch mit Jessye Norman
Lebhaft und zupackend
Henning Paar, Tanzchef am Gärtnerplatztheater
Der Schalk zwischen den Ritzen
Klaus Obermayer zum 65. Geburtstag

Berichte
So poetisch können Orakel sein
Experimentelles
Musiktheater bei bonn chance!
Einklang von Tanz und Musik
„Für Uwe Scholz 2008“ in Leipzig
Gemischte Gefühle
„Maria Stuarda“ an der Mailänder Scala
Ein singender Wald
Francois Narbonis „Au Bois lacté“ in Metz uraufgeführt
Das Unerhörte bleibt vor der Tür
„Nabucco“ an der Münchner Staatsoper
Atemberaubende Tanzdarbietung
Das Nederlands Dans Theater II auf Tour

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Streik im öffentlichen Dienst der Kommunen – Tarifloses Hessen – Abschlagszahlungen bei den Staatstheatern – Sinkende Kaufkraft kommt bei den Menschen an – Wir gratulieren …

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Stellenmarkt
Spielpläne 2007/2008
Festspielvorschau

 

Berichte

Einklang von Tanz und Musik

„Für Uwe Scholz 2008“ in Leipzig · Von Vesna Mlakar

Noch strömt das Publikum ins Theater, wenn Choreografien des „ausdrucksstarken Neoklassikers mit der wunderbaren Gabe, Musik sichtbar zu machen“ auf dem Programm stehen. Denn was Uwe Scholz auszeichnete, war seine große Liebe zur Musik: Sie ist Fundament und Leitfaden seiner zahlreichen Ballette, die er rund um den Erdball und – quasi als prägender kreativer Motor – während seiner 13-jährigen Direktionszeit von 1991 bis zu seinem frühen Tod am 21. November 2004 an der Spitze „seines“ Leipziger Balletts erarbeitete. Dabei verstand er es, hochkomplexe Orchester-Partituren in fließend getanzte Bilder umzusetzen. Ein ewig-lebendiges „Scholz-Museum“ soll jedoch nicht Ziel des Leipziger Balletts sein! Christine Villinger, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Haus, ist überzeugt: „Auch wir hier müssen mit der Zeit gehen, den jungen Tänzern Neues bieten und können die rasante Entwicklung im choreografischen Bereich nicht einfach negieren.“ Dem fünften Jahrestag von Uwe Scholz’ Tod 2009 sieht sie deshalb ganz locker entgegen. Eine größere Gala ist bisher nämlich nicht geplant…

 
„Für Uwe Scholz 2008“, Suite für zwei Klaviere . Foto: Andreas Birkigt
 

„Für Uwe Scholz 2008“, Suite für zwei Klaviere . Foto: Andreas Birkigt

 

Als im August 2005 Paul Chalmer die Scholz-Nachfolge antrat, entschied er allerdings, neben großen Klassikereinstudierungen und Neuaufträgen für das Ensemble auch das künstlerische Erbe seines international geschätzten Vorgängers auf der Bühne präsent zu halten. Ausgehend von einer ersten Gala mit dem Titel „Für Uwe Scholz“ im Juni 2005 verankerte er ab dem folgenden Jahr jeweils einen Premieren-abend mit Scholz-Werken fest im Repertoire. Die so entstandene Tradition ermöglicht es den Tänzern, aufs Engste mit dem Oeuvre des verstorbenen Meisters verbunden zu bleiben. Am 13. Januar konnte Chalmer mit „Für Uwe Scholz 2008“ in der Oper Leipzig nun bereits die vierte – und vielleicht konzentrierteste – Ausgabe eines Ballettabends zu Ehren des Choreografen präsentieren. Der Fokus war dabei ganz auf den russischen Komponisten Sergej Rachmaninow gerichtet. Die Wiedereinstudierung zeigte, mit welcher Sensibilität Scholz zum einen Rachmaninows virtuose Tonschöpfungen zu analysieren und zum andern darin aufgespürte Spielideen und Bildlandschaften in die Sprache des Balletts und der getanzten Geometrie zu übersetzen wusste. Sein Ansatz war dabei sowohl in der Suite für zwei Klaviere Nr. 2 op. 17 als auch beim Klavierkonzert Nr. 3 d-moll op. 30 gleich: Schnelligkeit, Leichtigkeit und Präzision, gekoppelt mit ein wenig Witz (z. B. zwei Männer in der Suite, die sich solistisch beweisen, dabei aber dem Kollegen beflissen-höflich den Vortritt lassen wollen) sowie ungewöhnliche Figuren und viel formvollendete Elegie. Hier sei die Erste Solistin Maiko Oishi hervorgehoben, die – unter anderem fabelhaft gepartnert von Jean-Sébastien Colau – Scholz’ eleganten, bisweilen pointierten Stil in jeder Faser ihres biegsamen Körpers verinnerlicht zu haben scheint. So kraftvoll und scheinbar mühelos, wie sie ihren grazilen Körper im Griff hat, ist sie der Eyecatcher, der Anfang und Ende dieses sehenswerten Ballettabends mit verhaltener Munterkeit und Bewegungstemperament verknüpft.

Beide Werke leben von Emotionen, die sich aus der Situation ergeben und in wirbelnder Technik zwischen Soli, Duetten und fulminanten Trios aufgehen, von Stimmungen, die ihren Nährboden in immer wieder neuen Gruppenformationen, musikgestützten Reprisen, dezenten Lichtwechseln und wohlgesetzten Akzenten finden. Und davon, dass bei aller brodelnden Dynamik sowohl der Solisten wie des ganzen Corps sich Wogen der Unruhe im choreografisch wohldurchdachten Spannungsbogen zu einer Harmonie fügen, die das Fehlen jeglicher Gefühlskonflikte oder narrativer Elemente vergessen lässt. Gerade hierfür aber steht das Pas de deux „Sonate“ zum dritten Satz aus Rachmaninows Sonate für Violoncello und Klavier c-moll op. 19. Zelebriert wird der Weg eines Paares, das in der Bühnenmitte aus dem vorgegeben Lichtflur ausbricht und sich erregter Momente besinnt. Die Frau zuckt kraftvoll mit den Ellbogen und fällt ihrem Partner, den Handrücken gedankenversonnen zur Stirn führend, mit einer sentimentalen Weichheit im Rücken in die Arme, wie man sie sonst den ganzen Abend über nicht zu sehen bekommt. Befindlichkeiten der Seele und des Herzens geben hier den Ton an, ohne dass sie in allzu komplizierten Hebungen verloren zu gehen drohen.

Vom Orchestergraben aus begleitete das Gewandhausorchester (Leitung: Ivan Anguélov) gemeinsam mit den Solisten Wolfgang Manz und Julia Goldstein-Manz am Klavier sowie Veronika Wilhelm am Violoncello die Tänzer nach bester Leipziger Manier – also fast schon vorbildhaft. Es vereinigten sich konzertgleicher Hörgenuss mit Scholz’ impulsiv-originellen Bewegungsfindungen zu einem nachhaltigen Gesamteindruck. Trotz eines eher geringen Abwechslungsreichtums reagierte das Publikum beglückt. Und nicht zu vergessen: Der Abend stellte eine schöne Herausforderung für die erst nach Scholz’ Ableben engagierten jüngeren Compagniemitglieder dar.

Vesna Mlakar

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner