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Neue Kunst-Ministerin in Sachsens Regierung
Eine
rundum erfreuliche Nachricht: Barbara Ludwig (SPD), 42-jährige
Bildungs- und Kulturpolitikerin aus Chemnitz, wurde in Dresdens
neu gebackener CDU/SPD-Koalition Ministerin für Wissenschaft
und Kunst. Die studierte Pädagogin, geschieden, Mutter einer
erwachsenen Tochter, Mitbegründerin des reformorientierten
„Chemnitzer Schulmodells“, die schon von 1994 bis 2001
Mitglied des Landtags war, dort Oppositionselend und die Wahl zur
„Miss Landtag“ über sich ergehen ließ, war
zuletzt in ihrer Heimatstadt Bürgermeisterin für Gesundheit,
Soziales und Kultur. Ihr Engagement hat viel zum aufstrebenden,
allmählich auch von höheren Gewerbesteuereinnahmen gestützten
Kulturleben in Chemnitz beigetragen. Für die Oper, insbesondere
für deren Ballett, und für die städtischen Kunstsammlungen
mit ihren auch überregional beachteten Ausstellungen zeitgenössischer
Kunst setzte sie sich erfolgreich ein. Der CDU/SPD-Koalitionsvertrag
verrät dort, wo es um die Fragen der Hochschulautonomie und
um die Fortschreibung des sächsischen Kulturraumgesetzes samt
Aufstockung der vom Freistaat zur Verfügung gestellten Mittel
geht, unverkennbar ihre Handschrift. Vom Fernsehrat des ZDF wurde
sie in dessen Verwaltungsrat gewählt.
Tänzer und Choreograf Uwe Scholz gestorben
Er
überforderte sich ständig selbst, seit er 1984 seine Stuttgarter
Tanz-Familie verlassen und das Ballett in Zürich übernommen
hatte. 1990 holte ihn Udo Zimmermann als Ballettdirektor an die
Oper Leipzig, die er mit Ende der Spielzeit 2005/2006 verlassen
sollte: Seine Krankheit hatte ihn derart geschwächt, dass eine
regelmäßige Arbeit ihm kaum noch möglich war.
Schon in Stuttgart hatte sich sein atemberaubendes tänzerisches
und komödiantisches Talent und seine stupende Begabung gezeigt,
großes abstraktes Ballett zu choreographieren; mehr als 100
Ballette hat er bei Marcia Haydée, in Zürich und Leipzig,
auch als Gastchoreograf in Mailand, Monte Carlo und Wien geschaffen.
1998 erhielt er den Bayerischen Theaterpreis, im Jahr darauf den
deutschen Tanzpreis. Im Alter von nur 45 Jahren ist der im hessischen
Jugenheim geborene Großmeister des neoklassischen Balletts
jetzt gestorben.
Tankred Dorst inszeniert 2006 in Bayreuth
Nach
Heiner Müller („Tristan und Isolde“, 1993) hat
Wolfgang Wagner jetzt zum zweiten Mal einen zwar als Opernregisseur
unerfahrenen, aber in der europäischen Mythologie und Geschichte
beheimateten Literaten für Bayreuth engagiert: Der 78-jährige
Tankred Dorst, geborener Thüringer, dessen wohl schönstes
Theaterstück „Merlin oder das wüste Land“
(1981) ein Weltendrama wagnerscher Dimension ist, wird für
den Festspielsommer 2006 den „Ring des Nibelungen“ inszenieren.
Dorst ersetzt den dänischen Filmregisseur Lars von Trier, der
den Inszenierungsauftrag zurückgegeben hatte. Das Dirigat bleibt,
wie vorgesehen, bei Christian Thielemann, dem neuen Chef der Münchner
Philharmoniker. Frank Philipp Schlößmann, der opernerfahrene
Bühnenbildner, und Bernd Skodzig, junger Ausstatter aus dem
Umfeld Jürgen Roses, werden Dorst samt seiner Ehefrau und Mitarbeiterin
Ursula Ehler zur Seite stehen. Dorst, Autor von mehr als 50 Theaterstücken
und Opernlibretti, hatte zuletzt am Schauspielhaus Bochum sein Stück
„Ich, Feuerbach“ in Szene gesetzt.
Kultur als Staatsziel
Kulturstaatsministerin
Christina Weiss hat anlässlich der Haushaltsdebatte im Deutschen
Bundestag erneut gefordert, Kultur als Staatsziel in das Grundgesetz
aufzunehmen. Sie sei „sehr dafür, dass wir der Kultur
in unserem Grundgesetz den ihr gebührenden Platz einräumen,
nämlich im Artikel 20 b mit dem Satz: ‚Der Staat schützt
und fördert die Kultur“. Dies habe auch die Enquete-Kommission
„Kultur in Deutschland“ vorgeschlagen. Weiss sagte weiter:
„Kultur ist eine der lebensnotwendigen Grundlagen unseres
Zusammenlebens. Wir können nicht einerseits den Werteverlust
unserer Gesellschaft beklagen und andererseits die Kultur mit ihrer
prägenden Kraft im Grundgesetz unerwähnt lassen!“
Natürlich dürfe man sich von einer Staatszielbestimmung
nicht zu viel versprechen. Niemand könne daraus ableiten, dass
der Gesetzgeber oder die Exekutive ganz bestimmte Maßnahmen
der Förderung treffen müssten.
Orchester-Unterstützung
Das
Deutsche Symphonie-Orchester (DSO) Berlin hat unter der Leitung
von Kent Nagano ein Benefizkonzert für die vom Aus bedrohten
Berliner Symphoniker gegeben. Der Reinerlös des Konzerts beläuft
sich auf etwa 8.000 Euro. Alle beteiligten Musiker hatten auf ein
Honorar verzichtet. Die Philharmonie verlangte nicht die volle Saalmiete.
Der Senat hatte den Symphonikern die staatlichen Zuwendungen gestrichen.
Das Deutsche Symphonie-Orchester will künftig einmal im Jahr
ein solches Benefizprogramm für die Symphoniker geben. In einer
Erklärung des DSO-Orchestervorstands wird die Basisarbeit der
Symphoniker in den Schulen gewürdigt. „Vor allem aber
wollen wir das musikinteressierte Publikum darauf aufmerksam machen,
dass die Berliner Symphoniker nach dem Wegfall der staatlichen Gelder
einzig dann eine Überlebenschance haben werden, wenn sie durch
private Initiativen und Spenden unterstützt werden.“
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