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Niedersachsen kündigt KMK-Mitarbeit
Überraschend
hat das Land Niedersachsen angekündigt, dass es aus der Kultusministerkonferenz
austreten will. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) erklärte,
mit diesem Schritt eine Reform des Gremiums bewirken zu wollen.
Das Gremium sei auch zukünftig notwendig, um Eingriffe des
Bundes in die Bildungskompetenz der Länder abzuwehren. In der
derzeitigen Zusammensetzung sei die KMK dazu aber kaum in der Lage.
Wulff plädiert für eine verschlankte „schlagkräftige“
KMK. Der CDU-Politiker schlug vor, das bisher gültige Einstimmigkeitsprinzip
durch ein Mehrheitsprinzip zu ersetzen. Künftig sollten die
Beschlüsse von zwölf oder 13 Ländern der insgesamt
16 Mitglieder bindend sein. Aktueller Anlass für den Schritt
Niedersachsens sei, so Wulff, die zunehmende Einmischung des Bundes
in Länderkompetenzen. Außerdem sei das Gremium zu bürokratisch
und zu teuer. Die Reaktionen auf die Ankündigung Wulffs fielen
unterschiedlich aus. Doris Ahnen, Bildungsministerin von Rheinland-Pfalz
und Präsidentin der KMK, kritisierte den Schritt ebenso wie
die Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,
Eva-Maria Stange. Kritik kommt auch aus den (unions-)eigenen Reihen,
zum Beispiel von Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus.
Lob für die Initiative erntete Wulff hingegen von der FDP und
dem Deutschen Kulturrat. Die Länder hätten nur unzureichend
auf die gestiegenen Anforderungen an die Kultur- und Bildungspolitik
in Deutschland reagiert, heißt es in einer Stellungnahme des
Kulturrates. Das räche sich jetzt.
Neuer Chef in Salzburg
Neuer
künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele wird von 2007
an Jürgen Flimm. Ihm zur Seite im Dreierdirektorium verbleiben
als bewährte Kräfte die Präsidentin Helga Rabl-Stadler
und der kaufmännische Direktor Gerbert Schwaighofer. Da der
jetzt sechzigjährige Flimm in den letzten drei Jahren schon
Schauspieldirektor in Salzburg war, darf man ihn allerdings auch
ruhig zu den „Alten“ zählen. Nebenbei: Jürgen
Flimm leitet bis 2007 die Ruhrtriennale.
Konzertbranche klagt
Die
wirtschaftliche Lage der deutschen Konzertbranche bleibt angespannt.
Während das Publikum Rock- und Pop-Events nach wie vor vergleichsweise
gut annimmt, halten die Einbrüche bei Klassik-Veranstaltungen
unverändert an. In diesem Segment sind die Besucherzahlen in
den vergangenen drei Jahren zwischen 12 und 15 Prozent zurückgegangen.
Hauptgrund für diese Entwicklung sei eine Überalterung
der Besucher.
Albin Hänseroth gestorben
Kann
man den Beruf „Theaterintendant“ studieren? Nicht direkt,
aber vielleicht so: Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften,
Promotion über empirische Theaterforschung, Professor für
Soziologie und Pädagogik der Massenmedien, Forschungen in diesem
Bereich sowie des Theaters, Musikkritiker für diverse in- und
ausländische Zeitungen. Auf diese Weise gut gerüstet,
gelang es Albin Hänseroth, als künstlerischer Direktor
das marode Opernhaus in Barcelona zu konsolidieren und dem einst
renommierten Gran Teatre de Liceu wieder zu internationalem Ansehen
zu verhelfen. Danach übernahm Hänseroth (1997) die Intendanz
der Hamburgischen Staatsoper. Gemeinsam mit Ingo Metzmacher als
Generalmusikdirektor bewahrte Hänseroth dem Haus den Ruf eines
avancierten modernen Musiktheaters, wofür vor allem die Uraufführung
von Helmut Lachenmanns erster Oper „Das Mädchen mit den
Schwefelhölzern“ steht. Konflikte mit der Hamburger Kulturbehörde
vor allem wegen drastischer Etatkürzungen ließen Albin
Hänseroth das Angebot aus Köln annehmen, ab 1999 als Nachfolger
Franz Xaver Ohnesorgs die Intendanz der Kölner Philharmonie
zu besetzen. Hier konnte Hänseroth beweisen, dass es für
ein großes Musikhaus in einer Zeit von Events und großen
Namen wichtig ist, ein eigenständiges, ästhetisches Profil
zu entwickeln, der allgemeinen Flachköpfigkeit energisch entgegenzuarbeiten.
Nicht nur für die kulturpolitisch miserabel geführte Stadt
Köln, für das ganze deutsche Musikleben bedeutet Albin
Hänseroths plötzlicher Tod eine Katastrophe. Albin Hänseroth
erlag am 9. September 2004 in Köln einem Krebsleiden. (g.r.)
Kultur in Frankreich
Im
Haushalt 2005 wird, teilte Kulturminister Donnedieu de Vabres mit,
der Kulturetat um 5,9 Prozent, das sind 155 Millionen Euro, steigen.
En Drittel davon kommt den französischen Theatern zugute, denen
die dauerhafte Beschäftigung der „intermittents de spectacle“
ermöglicht werden soll (vgl. O&T, Ausg. 2/04, S. 8). Der
Haushaltstitel Kulturerbe, der Pflege historischer Bausubstanz gewidmet,
wird ebenfalls um 13 Prozent angehoben.
Hessen vorn
Das
Land Hessen und die Stadt Darmstadt haben für die Restaurierung
des Großen Hauses des Staatstheaters rund 75 Millionen Euro
zur Verfügung gestellt. Während der Bauzeit spielt die
Oper im Kleinen Haus, das Schauspiel in den bereits fertig gestellten
neuen Kammerspielen.
Kürzung in Niedersachsen
Die
niedersächsische Landesregierung hat eine Einsparung in der
Kulturförderung von 2,6 Millionen Euro beschlossen. Die staatlichen
Kultureinrichtungen müssen mit 1,2 Millionen Euro weniger auskommen.
Die so genannte freie Kultur erhält 1,4 Millionen Euro weniger
als bisher.
Ironie
William
Forsythe wurde kurz vor der Schließung seiner Compagnie „Ballett
Frankfurt“ zum Ehrenmitglied der Städtischen Bühnen
Frankfurt ernannt.
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