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Aktuelle Ausgabe

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Kulturpolitik
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Zur Situation deutscher Theater und Orchester
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Chorsingen in Deutschland
Das Laienchorwesen wieder im Aufschwung
Die Intonation im Chor
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Portrait
Alarmglocken trotz Fusionserfolg
Das Theater Plauen-Zwickau

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Vergebliche Skandal-Erwartung
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Die Salzburger Festspiele 2005
Wortspiel und Video
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Kulturpolitik

Brenn-Punkte

Zur Situation deutscher Theater und Orchester

Aachen und andere

Auf Einladung des nordrhein-westfälischen Kultusministers Dr. Michael Vesper haben sich die Kulturdezernenten und Intendanten der Städte Aachen, Dinslaken, Moers, Neuss sowie Krefeld und Mönchengladbach in Düsseldorf zu Gesprächen über die Möglichkeiten zukünftiger verstärkter Zusammenarbeit getroffen. Einer Pressemitteilung zufolge wurde vereinbart, über den Austausch von Inszenierungen, über wechselseitige Orchesteraushilfen und über gemeinsame technische Investitionen Verhandlungen aufzunehmen.

Flensburg/Rendsburg/Schleswig

Nachdem es 2002/03 gerade noch gelungen war, die Auflösung der Schleswig-Holsteinischen Landestheater und Sinfonieorchester GmbH zu verhindern, drohte diese Gefahr im Frühjahr 2004 erneut. Die Stadt Flensburg, Produktionsstätte für die Oper und einer der wesentlichen Geldgeber und Gesellschafter, hatte beschlossen, ihren Betriebszuschuss ab 2006 von bisher 2,43 Millionen Euro auf 1,688 Millionen Euro zu kürzen. Die anderen Gesellschafter, 16 Städte, Kreise und Gemeinden im Westen und Norden Schleswig-Holsteins, hätten daraufhin von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen können.

Wohl unter geschickter Moderation der Landesregierung in Kiel gelang es, einen Kompromiss zu finden, der dem Theater Planungssicherheit bis zum Ende der Spielzeit 2010/11 geben soll: Die Stadt Flensburg realisiert ihre Zuschusskürzungen nicht in vollem Umfang ab 2006, sondern in drei Stufen bis 2011, dabei dennoch das vorgesehene Einsparvolumen in Höhe von 3,26 Millionen Euro erreichend. Die anderen Gesellschafter dürfen nach der neuen Vereinbarung ihre Zuwendungen „deckeln“. Aufgehen kann diese Rechnung nur, wenn nicht erneut ein Gesellschafter ausbricht und wenn die Beschäftigten bereit sind, haustarifvertraglich durch Lohn- und Gagenverzicht die Flensburger Zuschusskürzungen ebenso auszugleichen wie die zu erwartenden Tarifanhebungen. Grundsätzliche Bereitschaft hat die Belegschaft hierzu erklärt. Generalintendant Michael Grosse meint, dann sogar ohne betriebsbedingte Kündigungen beziehungsweise Nichtverlängerungen auszukommen, „wenn der Haustarif von den Tarifpartnern akzeptiert wird“.

Die Moderation der Landesregierung war nicht zuletzt deshalb erfolgreich, weil sie mit 12,26 Millionen Euro der wichtigste Zuwendungsgeber ist.

Schleswig-Holstein, das kein Staatstheater unterhält, unterstützt die drei Theater im Lande (neben dem Landestheater die Bühnen der Stadt Kiel und das Theater Lübeck) mit jährlich 34,3 Millionen Euro, die sie als Vorwegabzug den Landeszuweisungen nach dem Finanzausgleichgesetz entnimmt. Das macht die Zuwendung zum einen relativ sicher, führt zum anderen zu einer jährlichen Steigerungsrate von drei Prozent.
Die Haustarifvertrags-Verhandlungen werden am 20. Oktober 2004 beginnen. Viel Spielraum bleibt den Tarifpartnern angesichts dieses Szenariums nicht.

Halberstadt/Quedlinburg

„Das war die düsterste Stunde in meiner gesamten Amtszeit. Wir sind jetzt an der untersten seriösen Grenze angelangt“, zitierte die Mitteldeutsche Zeitung den Intendanten des Nordharzer Städtebundtheaters, Kay Metzger. Die Spielzeit 2004/05 sei zwar noch gesichert, dann aber werde es angesichts der Kürzungen des Betriebszuschusses durch Land und Zweckverband kritisch (Oper & Tanz berichtete in Ausgabe 3/2004, S. 6). Rund 40 der 210 Beschäftigten werden gehen müssen. Die Schreckensmeldung: Auch Intendant Kay Metzger, der das Haus mit Geschick erfolgreich geleitet hat, wird gehen. Er tritt schon zum Jahresbeginn 2005 die Nachfolge Ulf Reihers als Intendant des Landestheaters Detmold an.

Hamburg

Die Hamburger Staatstheater, Staatsoper, Thalia und Deutsches Schauspielhaus sind bei den Beratungen über den Doppelhaushalt der Jahre 2005/06 mit einem blauen Auge davongekommen. Von den drei Millionen Euro, mit denen sich die Kulturbehörde am Konsolidierungsprogramm des Senats der Hansestadt beteiligen muss, treffen nur 370.000 Euro die Bühnen. „Trotz der teilweise gravierenden Einschnitte – vor allem bei der Filmförderung und den öffentlichen Bücherhallen – bin ich der Ansicht, dass unser Haushaltsentwurf – auch im Vergleich mit anderen Städten – eine gute Grundlage für eine verantwortliche Kulturpolitik der nächsten Jahre bietet“, erklärte Kultursenatorin Karin von Welck.

Lübeck

 
Gefahr droht dem Lübecker Theater. Foto: Theater
 

Gefahr droht dem Lübecker Theater. Foto: Theater

 

Das Theater Lübeck steht, dem Landestheater in Flensburg vergleichbar, ebenfalls vor dem Problem, eine von der Stadt beschlossene Kürzung des Betriebszuschusses um rund eine Million Euro ab 2005 verkraften zu müssen. Da der Landeszuschuss in Höhe von rund 9,8 Millionen Euro damit die festgelegte Grenze von 60 Prozent überschritten hat, droht auch er, gekürzt zu werden. Personalabbau? Abgruppierung der Philharmoniker? Schließung der Sparte Schauspiel, nachdem 1995 bereits das Ballett – gleichsam als Gegenleistung für die Restaurierung des 1908 von Martin Dülfer errichteten Jugendstil-Theaters – aufgelöst worden war? Der Deutsche Bühnenverein soll eine Sparpotentiale aufzeigende Studie vorlegen.

Magdeburg

 
Ebenfalls deftige Kürzungen sind in Magdeburg zu erwarten. Foto: Theater
 

Ebenfalls deftige Kürzungen sind in Magdeburg zu erwarten. Foto: Theater

 

Der Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt hat mitgeteilt, dass die Zuschüsse des Landes für die Magdeburger Theater ab 2005 um 6 Prozent gesenkt werden sollen. Das entspricht einem jährlichen Minus von 523.000 Euro. Das Theater Magdeburg erklärte, das Minus lasse sich nur durch eine Einsparung von Personalkosten ausgleichen; Entlassungen im künstlerischen und technischen Bereich seien die unmittelbare Folge. Die Chorstärke (Magdeburg 36, Chemnitz 44, Halle 41, Dessau 42) habe die untere Grenze dessen erreicht, was künstlerisch vertretbar sei. Das Magdeburg Ballett (Magdeburg 18, Chemnitz 24, Halle 20) sei für ein klassisches Ballett ebenfalls minimal besetzt. Theaterleitung und Verwaltung sind infolge der Fusion der Magdeburger Theater verkleinert worden. Folge der Etatsenkung wäre aus Sicht der Theaterleitung deshalb die Verkleinerung der Magdeburgischen Philharmonie und des Stammes der technischen Arbeitskräfte. Die Theaterleitung und die Landeshauptstadt Magdeburg haben das Kultusministerium aufgefordert, die Finanzierung auf der Höhe des derzeitigen Niveaus fortzusetzen.

Meiningen

Die Theater-Ehe Eisenach-Meiningen ist zunächst gescheitert; Oper & Tanz hat ausführlich berichtet (siehe zuletzt Ausgabe 1/2004, S. 6 und Ausgabe 6/2003, S. 6). Ein Haustarifvertrag für „Das Meininger Theater“, gestrickt in etwa nach dem Dessauer Muster, steht vor dem Abschluss, das Ballett in Meiningen, der Opernchor in Eisenach sind aufgelöst worden, Eisenach hat mit Dr. Michael Winrich Schlicht wieder einen eigenen Intendanten. Doch in Meiningen droht neues Ungemach. Intendant Res Bosshart teilte mit, dass die Auslastung des Hauses seit seinem Amtsantritt von 89 Prozent auf 77 Prozent gesunken sei, dass in der Spielzeit 2003/04 1.380 Abonnenten gekündigt hätten, nur 114 neue seien hinzugekommen. Bosshart führt den Publikumsschwund auf den Programm- und Paradigmenwechsel zurück, den er nach Christine Mielitz‘ Weggang nach Dortmund eingeleitet habe; er und sein neues Leitungsteam, zu dem auch der Regietheater-Star Sebastian Baumgarten gehört, seien angetreten, junges, avantgardistisches Theater zu machen, das eine Lern- und Gewöhnungsphase des Publikums einkalkuliere. Offen bleibt, was geschehen soll, wenn der wirtschaftliche Niedergang und das Gewinnen neuen Publikums – in der gerade noch 24.000 Einwohner zählenden Provinzstadt – weiter im bisherigen Tempo verlaufen? Der Theater-Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen verfügte immerhin über eine wohlgefüllte Privat-Schatulle...

München: Gärtnerplatztheater

Skeptiker sahen von Anfang an einen Zusammenhang zwischen der dem Bayerischen Staatstheater am Gärtnerplatz auferlegten Kürzung der Zuwendung um rund eine Million Euro und den Kosten der Ballettcompagnie des Hauses, die sich in etwa in der gleichen Größenordnung bewegen. Ganz gezielt waren schon vor der Verabschiedung des Spar-Haushalts durch den Landtag Behauptungen lanciert worden, die künstlerisch hoch angesehene Compagnie, die sich unter der Leitung Philip Taylors zeitgenössischem Tanztheater verschrieben hat, käme beim Publikum nur unzureichend an und „rechne sich nicht“.

Staatsintendant Klaus Schultz hat jetzt termingerecht die sogenannten Nichtverlängerungs-Gespräche zu beginnen veranlasst; Ende Oktober 2004, wenn die tarifvertraglichen Nichtverlängerungsfristen enden, wird sich weisen, ob der 28 Tänzerinnen und Tänzer zählenden Truppe Taylors die Auflösung zum Ende der Spielzeit 2004/05 droht.

Plauen-Zwickau

Und schon kurz nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe von Oper & Tanz, nämlich am 30. September 2004 wird der Rat der Stadt Zwickau darüber befinden, ob das fusionierte Theater Plauen-Zwickau überhaupt noch eine Zukunft hat. Unter dem Druck der Auflagen des Regierungspräsidenten in Chemnitz hat die Verwaltung der Stadt Zwickau eine Vorlage erarbeitet, die „unter Inkaufnahme der Insolvenz“ eine Kürzung der Betriebszuschüsse für das Theater um eine Million Euro im Haushaltsjahr 2005, um je 1,5 Millionen Euro in den Folgejahren vorsieht. Aufgrund des bereits in Oper & Tanz (Ausgabe 3/2004, S. 6) beschriebenen „Domino-Effekts“, also der entsprechenden prozentualen Kürzung der Zuschüsse der drei weiteren Zuwendungsgeber, hätte dies Einnahmeminderungen von zunächst 3,6 Millionen Euro, dann rund 5 Millionen Euro zur Folge. Das wäre nahezu ein Drittel des Gesamtetats.

Ein kleiner Lichtblick in finsteren Zeiten: Der Oberbürgermeister der kulturbewussten Vogtland-Stadt Plauen, Ralf Oberdorfer, ließ verlauten, in Plauen werde jedenfalls weiter Theater gespielt (siehe hierzu auch das Porträt Theater Plauen-Zwickau, S. 14 dieser Ausgabe).

Schwerin

Das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin muss eine Reduzierung der ihm von Stadt und Land gewährten Zuwendungen um rund eine Million Euro in der Spielzeit 2005/06, um rund 1,6 Millionen Euro in den Folgespielzeiten in Kauf nehmen. Generalintendant Joachim Kümmritz hat den Deutschen Bühnenverein und den kommunalen Arbeitgeberverband gebeten, mit den Tarifparteien entsprechende Verhandlungen aufzunehmen.


 

 

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