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Rau für stärkeres Kultur-Engagement
Angesichts der alarmierenden Finanzsituation an den Theater-
und Opernbühnen werden umfassende Reformen in der Kulturlandschaft
gefordert. Bundespräsident Johannes Rau sagte beim Kongress
„Bündnis für Theater “, er sei zuversichtlich,
dass Oper und Theater die Kraft hätten, „sich zu wandeln,
sich zu erneuern und sich ihrer selbst zu vergewissern“. An
dem von Rau initiierten Kongress nahmen Vertreter von Theatern,
Kommunen, Ländern und des Bundes teil. Rau plädierte zugleich
für ein stärkeres Kultur-Engagement in Deutschland. Wenn
er sich „etwas wünschen könnte, dann wäre es
die Verankerung von Kultur als Pflichtaufgabe auf allen staatlichen
Ebenen“, sagte er. Nur wenn die Kultur und die für sie
Verantwortlichen auf einer Stufe mit anderen wichtigen Aufgaben
stünden, rückten sie in die erste Reihe, wo sie hingehörten.
Rau betonte, das von ihm angeregte „Bündnis für
Theater“ halte er „für nötiger denn je“.
Er wolle nicht, dass jetzt auch im Theater fast nur noch über
Wirtschaftspläne statt über Spielpläne diskutiert
werde. Der Abbau von Arbeitsplätzen allein sei noch keine Reform,
wenn die Strukturen nicht verbessert oder neue Formen der Zusammenarbeit
gefunden würden. „Eine Strukturreform, die sich gewollt
oder ungewollt gegen den Inhalt, also gegen die Kunst selber richtet,
ist der sichere Weg auf das Sterbebett – ohne Umweg über
die Intensivstation“, sagte Rau. Gesprochen werden muss nach
Ansicht des Bundespräsidenten jedoch über die Höhe
der Gagen und Intendanteneinkommen, „bevor anderen, die mit
viel weniger auskommen müssen, Gehaltsverzicht verordnet wird“.
Zugleich forderte er die Bühnen auf, das Potential aller Zuschauergruppen
auszuschöpfen. So müssten sie angesichts des demographischen
Wandels mit ihrem Angebot mehr auf Einwanderer und junge Menschen
eingehen.
Rotstiftpolitik in Nordrhein-Westfalen kritisiert
Die
Kulturpolitische Gesellschaft fordert „deutliche Korrekturen“
im Kulturhaushalt des Landes Nordrhein-Westfalen. „Wenn die
Politik den Entwurf der Landesregierung nicht korrigiert, verabschiedet
sich Nordrhein-Westfalen von der gemeinsamen Verantwortung von Land
und Städten für die kulturelle Grundversorgung“,
sagte der Präsident der Gesellschaft, Oliver Scheytt, mit Blick
auf die geplanten Kürzungen. Es könne nicht sein, dass
die landeseigenen Einrichtungen und Festivals „nahezu ungeschoren“
davon kämen, während Kommunen und nichtstaatliche Träger
die Hauptlast der Kürzungen zu tragen hätten. Kulturminister
Michael Vesper hatte zuvor drastische Kürzungen angekündigt.
In den nächsten zwei Jahren soll bei der institutionellen Kulturförderung
um 40 Prozent, bei den kulturellen Projekten um 68 Prozent gekürzt
werden.
Professor Zehelein
Klaus
Zehelein, Präsident des Deutschen Bühnenvereins und noch
Intendant der Staatsoper Stuttgart, wurde in Würdigung seiner
„großen Verdienste um das Musiktheater“ von Baden-Württembergs
Ministerpräsident Erwin Teufel der Professoren-Titel verliehen.
Zehelein geht 2006 als Präsident der Bayerischen Theaterakademie
nach München.
Verlängert Märki?
Stephan
Märki, Generalintendant und Geschäftsführer des DNT
Weimar, soll auf Wunsch des Aufsichtsrates der neu gegründeten
gGmbH bis 2010 in Weimar bleiben. Oberbürgermeister Volkhardt
Germer und Märki bestätigten, dass Verhandlungen aufgenommen
wurden. Märkis Vertrag läuft bis 2005; Stadt und Belegschaft
sähen in Märkis Bleiben ein Bekenntnis zur Zukunftsträchtigkeit
des so genannten „Weimarer Modells“.
„Echo-Klassik“ 2003 in Dormund
vergeben
Im
Konzerthaus Dortmund wurden die diesjährigen „Echo Klassik“-Preise
vergeben. Die Dirigenten Sir Simon Rattle und Nikolaus Harnoncourt
freuten sich über die Auszeichnung. Simon Rattle wurde zum
„Dirigenten des Jahres“ gekürt. Weitere Preisträger
sind der Dirigent Daniel Barenboim, sowie die Geigerin Anne-Sophie
Mutter und die New Yorker Philharmoniker mit Kurt Masur. „Sängerin
und Sänger des Jahres 2003“ sind die bulgarische Mezzosopranistin
Vesselina Kasarova und der italienische Tenor Salvatore Licitra.
Der Deutsche Musikpreis „Echo Klassik“ der Deutschen
Phono-Akademie wird in 20 Kategorien an herausragende Künstler
verliehen, „die sich mit ihrer Arbeit in besonderem Maße
um die klassische Musik verdient gemacht haben“. Sängerin
Anneliese Rothenberger erhält den Preis für ihr Lebenswerk.
Mit einem Sonderpreis würdigt die Phono-Akademie das herausragende
Engagement von Bundespräsident Johannes Rau für die musikalische
Bildung in Deutschland und sein Projekt „Musik für Kinder“.
Geschickte Geldbeschaffung in Nürnberg
Das
Theater Nürnberg wird viertes Bayerisches Staatstheater; stufenweise
bis 2008 wird der Freistaat die Hälfte der Betriebskostenzuschüsse
übernehmen. Zusätzliche Einnahmen fließen dem Theater
aus seinem im September 2003 zum zweiten Mal durchgeführten
Opernball „Albrecht Dürer“ zu, der einen sechsstelligen
Erlös brachte, und aus erfolgreichem Werben um Sponsoren. Die
Mercedes-Benz Niederlassung Nürnberg wird das Staatstheater
schon ab diesem Jahr mit jährlich 50.000 Euro bezuschussen;
die städtische Sparkasse, die Nürnberger Versicherung
und das Bekleidungshaus Hirmer aus München konnten als weitere
Sponsoren gewonnen werden.
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