Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brenn-Punkte
Zur Situation deutscher Theater
Berlins Ballette ohne Lobby
Die Antwort des kommissarischen Intendanten der Komischen Oper
Aufatmen in den Chefetagen
Der ARD-Wettbewerb in München
Die Kunst des Chorklangs
Chordirigenten-Forum des Bayerischen Rundfunks
Zwischen Kunst und Pädagogik
Symposium zu Perspektiven der Gesangskunst
Inhaltlich neu und zukunftweisend
Die RuhrTriennale in ihrem zweiten Jahr
Verona in Thule (Teil 2)
Nordische Oper und Chortradition

Berichte
Neues Stuttgarter Opernlabor
Forum Neues Musiktheater mit „Im Spiegel wohnen“
Umbruchssignal
Peter Aderholds Oper „Luther“ in Erfurt
Viel Schicksal, Geister ohne Zahl
„Freischütz“ am Staatstheater Darmstadt

Otello auf dem Luxus-Dampfer
Neue Opern-DVD
Für Sänger: Music minus Voice
Intelligentes Gesangstrainingspaket auf CD

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Entfernungspauschale beim Bundesverfassungsgericht // Verschiebung des Gehaltszahlungstermins... // ... und entsprechende Verschiebung des Beitragseinzugs // VddB-Geschäftsbericht liegt vor // Wir gratulieren
„Aufgestellt“ für die Spielzeit 2003/04
Die deutschen Operntheater und ihre Chöre

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Wettbewerbe 2003
Spielpläne 2003/2004

 

Für Sänger: Music minus Voice

Intelligentes Gesangstrainingspaket auf CD

Die Idee ist so gut, dass man sich fragt, warum niemand früher darauf gekommen ist. Nicht gerade wenige angehende und professionelle Sänger eignen sich neue Partien über das wiederholte Anhören einer Aufnahme an und nehmen dabei gravierende Risiken in Kauf, denn unvermeidlich „lernen” sie mit dem Notentext zugleich die fixierte Interpretation der Aufnahme und den Stimmklang der jeweiligen Sänger mit.

Natürlich sind auch längst Aufnahmen nach dem Music-Minus-One-Prinzip auf dem Markt, viele Verlage bringen Arien-Sammlungen, Liederbände und selbst Oratorien-Klavierauszüge für Chorsänger mit Übe-CDs heraus, doch von unterschiedlicher Qualität. Die italienische Reihe „Cantolopera“ etwa, auf deren CDs jeweils eine Auswahl von Arien mit Gesang und Orchester, gefolgt von der Orchesterbegleitung allein zu hören sind, ist schlicht indiskutabel. Viele der Stimmen nerven mit einem ausladenden Vibrato, der Notentext ist nicht immer exakt wiedergegeben. Das Klangbild ist verrauscht, häufig hallig und von Nebengeräuschen gestört.

„Coach Me“ verfolgt einen neuen Ansatz und wie die meisten guten Ideen entstand er direkt aus der Praxis. Die meisten Korrepetitoren haben schon einmal für ihre Sänger „mal eben“ die Gesangslinie einer schwierigen Arie auf Kassette aufgezeichnet. Genau diese Hilfe und einiges mehr zum Erarbeiten eines Stückes oder einer kompletten Rolle erhalten Sänger mit „Coach Me“ in einer ausgearbeiteten Form und dem Klangbild, wie es ihnen von der Korrepetition her vertraut ist. Zu jeder CD gehört ein Booklet mit dem vollständigen Text des Librettos in der Originalsprache sowie mit wörtlichen Übersetzungen ins Deutsche, Englische, Italienische, Französische und Spanische und eine Übertragung in die internationale Lautschrift. Die erste Nummer zu einer Szene enthält jeweils den Originaltext vorgetragen von einem Muttersprachler. Als zweites ist die Lernfassung zu hören, gespielt auf dem Klavier und sparsam ergänzt mit Stichnoten zur rhythmischen und harmonischen Orientierung. Bei schwierigen Partien, etwa Koloraturen, wird zusätzlich eine Lernfassung im reduzierten Tempo angeboten. Hat man Text und Melodie einstudiert, kann man mit der darauf folgenden vollständigen Begleitung üben.

Der Notentext ist auf den „Coach Me“-Aufnahmen mit musikalischem Puls und äußerst exakt wiedergegeben; die Klavierbegleitung bietet eine gute Unterstützung und ist sanglich, mit Gespür für sängerische Bedürfnisse, eingespielt. Seine natürlichen Grenzen als Einstudierhilfe findet „Coach Me“ bei längeren Generalpausen oder rubatoreicher Musik, hier werden bei der Begleitfassung jeweils die ersten Noten einer neuen Phrase als Orientierungshilfe mitgespielt. Für die Vorbereitung dieser Aufnahmen vergleicht die Künstlerische Leiterin des Projektes, die Amerikanerin Denette Whitter, die jeweils wichtigsten Einspielungen, um Anschluss an die gängige Aufführungspraxis bieten zu können. Ohne eine Interpretationsweise festzulegen, bieten die Aufnahmen so eine gute Arbeitsgrundlage für den professionelle Gebrauch. Wünschenswert wäre, dass die jeweils verwendeten Klavierauszüge angegeben werden. Für Mozart-Opern etwa wird seit Jahren schon vermehrt auf Aufführungsmaterial der neuen Bärenreiter-Ausgabe zurückgegriffen, die sich schon allein textlich von den älteren Ausgaben des Peters-Verlages unterscheidet.

Die Aussprache ist hervorragend und unterscheidet etwa im Italienischen jederzeit deutlich zwischen langen und kurzen, offenen und geschlossenen Vokalen. Angesichts der erfreulichen Tatsache, dass vermehrt in der Originalsprache aufgeführt wird, legt Whitter großen Wert auf die korrekte Aussprache und die wörtlichen Übersetzungen: „Ein Sänger muss in jedem Moment wissen, was er singt. In einem modernen Handwörterbuch finden Sie aber viele Begriffe eines Da Ponte-Librettos überhaupt nicht, wenn Sie das selbst übersetzen wollen“. So werden etwa auch die Besonderheiten des Bühnen-Französisch genau berücksichtigt, das bis zu den Werken von Ravel auch die Artikulation von im Alltagsfranzösisch unbetonten Wortbestandteilen verlangt. Whitter, die bislang alle Aufnahmen der Reihe einspielte, leitete unter anderem die Longwood Opera in Massachusetts, korrepetierte am Opernstudio in Zürich, begleitete Meisterkurse von Sängerinnen und Sängern wie Gwyneth Jones und Carlo Bergonzi und unterrichtet derzeit an den Hochschulen in Würzburg, Nürnberg und Augsburg – viel Bühnenerfahrung, die den Aufnahmen zugute kommt.

Inzwischen liegen Mozarts „Zauberflöte“ und „Figaro“, „Die Fledermaus“, Rossinis „Barbier“ und Verdis „Rigoletto“ als vollständige Partiensätze vor; Ariensammlungen verschiedener Komponisten für alle Stimmlagen; die häufig zu Unterrichtszwecken verwendete „Arie Antiche“ sowie der „Messias“ und Bachs Weihnachtsoratorium. Neben dem Opernrepertoire wird sich Famiro demnächst den Mozart-Liedern und den wichtigsten Liedzyklen der Romantik von Schubert und Schumann zuwenden.

Interessant wird es dann, sollten irgendwann einmal Strauss, Hindemith und Alban Berg erarbeitet werden. Einen Mozart-Klavierauszug kann man sich mit einem Klavier-Nebenfach-Abschluss vielleicht noch ansatzweise erarbeiten, Opern dieser Komponisten sicher nicht.

Fazit: ein sehr gutes Arbeitsinstrument für professionelle Sänger, Gesangsstudenten und ambitionierte Laien, das sich sicher durchsetzen wird. Es kann und soll keine Korreptitionsstunden ersetzen, aber wirkungsvoll dafür sorgen, dass diese effizient für die musikalische Arbeit genutzt werden können. Vertrieb über den Musikalienhandel, Informationen unter www.famiro.de.

Johannes Hirschler

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner