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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Immer wieder: Der Ring
Weshalb Richard Wagners Tetralogie so oft inszeniert und gespielt wird
Freiheit des privaten Kopierens gefährdet
Die Geräte-Industrie will Kopierverbot und Einzelabrechnung
Notstand Bildungspolitik
Ein Kommentar von Inge-Susann Römhild
Ein bildungspolitischer Avantgardist
Neuer Generalsekretär des Deutschen Musikrates

Portrait
Neuen Spielorten auf der Spur
Die Nürnberger Pocket Opera Company und ihr künstlerischer Leiter
Ein Theaterleben
Rolf Mares im Gespräch


Eine Kämpfernatur
Zum 100. Geburtstag von Gret Palucca

Berichte
Lebenshoffnung im Tod
„Bevor wir alle ertrunken sind“ von Kalevi Aho
Entdeckung in Chemnitz
Der „Fliegende Holländer“ in der Urfassung
Heldenhaftes Kammerspiel
„Cleopatra e Cesare“ in Wuppertal

Alles, was Recht ist
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Schlagzeilen

Verband der deutschen Kritiker vergibt Preise 2002
Der Verband deutscher Kritiker hat seine diesjährigen Kritikerpreise in acht Sparten vergeben. Mit dem Preis für Musik wurde Claudio Abbado ausgezeichnet. Die Jury würdigte den Dirigenten damit für „seine Lebensleistung, vor allem aber sein verdienstvolles 13-jähriges Wirken an der Spitze des Berliner Philharmonischen Orchesters.“ Weiter heißt es in der Begründung: „Aus der wieder vereinigten deutschen Hauptstadt, von der vor Jahrzehnten verheerende Kriege ausgingen, hat Claudio Abbado die Botschaft in die Metropolen der Welt in Ost wie West tragen helfen, dass die Hege und Pflege der humanistischen Werte helfen kann bei der Bewahrung unseres gefährdeten Planeten.“ In der Sparte Tanz wurden Gregor Seyffert und Raimondo Rebeck ausgezeichnet.

Bremen privatisiert Staatsorchester
Das Philharmonische Staatsorchester Bremens wird in eine GmbH umgewandelt und zugleich mit 87 Planstellen wieder zu einem A-Orchester aufgestockt. Der niederländische Dirigent Lawrence Renes übernimmt mit einem Fünfjahresvertrag die Position des GMD. Gesellschafter mit je 26 Prozent werden die schon vor 175 Jahren von Bremer Bürgern gegründete Philharmonische Gesellschaft, ein Zusammenschluss der Orchestermusiker selbst und die Hansestadt Bremen. Die übrigen 22 Prozent übernimmt das Bremer Theater, das mit rund 160 Vorstellungen im Jahr des Orchesters wichtigster Arbeitsplatz ist.

Einigung über Kulturstiftung rückt näher
Die Bundesländer sind bereit, die Kulturförderung von Bund und Ländern langfristig zusammenzuführen. Das bedeutet de facto den Einstieg in die Bundeskulturstiftung. Allerdings brauche es dazu eine klare Kompetenzabgrenzung im Kulturbereich, sagte Saarlands Regierungschef Peter Müller. Die Aufgaben des Bundes müssten sich auf die Bereiche auswärtige Kulturpolitik, Förderung von Bonn und Berlin, Gedenkstättenarbeit, Förderung der im Einigungsvertrag festgelegten Einrichtungen sowie der Weltkulturerbestätten beschränken.

Siemens-Preis 2002 an Harnoncourt vergeben
Der österreichische Dirigent, Cellist und Musikforscher Nikolaus Harnoncourt erhält den internationalen Ernst von Siemens Musikpreis 2002, der mit 150.000 Euro dotiert ist. Die Auszeichnung wird Harnoncourt am 28. Mai im Münchner Cuvilliéstheater überreicht. Nikolaus Harnoncourt, 1929 in Berlin geboren, studierte Musik in Wien, unter anderem Cello bei Paul Grümmer. Seine reformerische Tätigkeit begann 1953, als er zusammen mit seiner Frau, der Geigerin Alice Hoffelner, den auf alte Musik spezialisierten „Concentus Musicus Wien“ gründete. Der Zürcher Monteverdi-Zyklus und der sich anschließende Mozart-Zyklus, von ihm dirigiert und von Jean-Pierre Ponnelle inszeniert, errangen Weltruhm. Harnoncourts Auseinandersetzung mit Beethovens Sinfonik, für die er sich mit dem European Chamber Orchestra verbündete, gehört zu den Großtaten in der modernen Beethoven-Interpretation. Die Siemens-Stiftung hat auch wieder Förderpreise in Höhe von 1.150.000 Euro ausgesetzt. Drei Komponistenpreise gehen an Mark André, Charlotte Seither und Jan Müller-Wieland.

Auch in Hamburg eine Philosophin
München, Berlin, Hamburg – woran liegt es, dass politisch Verantwortliche für Kunst und Kultur gerde in den Kulturhauptstädten so schwer zu finden sind? Nur daran, dass das Regieren auf dem Kultursektor, der einerseits zu den wenigen echten Kompetenzen der Länder und Kommunen gehört, wo aber andererseits genau diese Kompetenzen durch die Finanz- und Sozialpolitik des Bundes arg behindert werden, kein Regieren mehr ist, sondern eine Mangelverwaltung?
Die parteilose, 1947 geborene Deutsch-Tschechin Dana Horáková hatte den Mut, sich finden zu lassen: Als Nachfolgerin von Christina Weiss übernimmt sie das Amt der Hamburger Kultursenatorin in Ole von Beusts CDU/FDP/PRO-Koalition, die seit Oktober 2001 amtiert.
Horáková hat in Prag Philosophie studiert und über „Meister Eckhart als Vorgänger Martin Heideggers“ promoviert, gehörte zum Umfeld der Charta 77, verlor deshalb ihre Stellung als Verlagslektorin und übersiedelte 1979 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, dem Filmregisseur Pavel Juracek, in die Bundesrepublik.
Als (Kultur-)Redakteurin arbeitete sie dort für Radio Free Europe/Radio Liberty, Westermanns Monatshefte, die Bunte und die BZ. 1992 übernahm sie das Kulturressort der Bild-Zeitung, 1999 wechselte sie als stellvertretende Chefredakteurin zur ebenfalls zum Springer-Verlag gehörenden Welt am Sonntag. Seit 2001 war sie freie Autorin wieder bei Bild, wo sie in ihrer Kolumne “Danas Kulturstücke“ zum Beispiel mit ihrem Verdikt über Michael Thalheimers Inszenierung des „Liliom“ Position bezog: „Ich bin es satt, das prahlerische Konzepttheter, das selbst Klassikertexte schreddert, ertragen zu müssen.“ Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi dürfte ihr zugestimmt haben.
Da Hamburgs „Theater-Leuchttürme“ nach dem Fortgang der Intendanten Jürgen Flimm (Thalia), Frank Baumbauer (Schauspielhaus) und Albin Hänseroth (Staatsoper) derzeit eher Stör- als Orientierungsfeuer streuen, wird Dana Horáková die ihr zugesprochene Durchsetzumgsfähigkeit benötigen; gewünscht sei ihr bei ihrem Wechsel von der Presse in die Politik, mit der Kultur-„Behörde“ der Hansestadt und mit den gedeckelten Etats zurecht zu kommen. Programmatisches aus ihrem Munde zu Oper und Tanz ist noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, nur so viel war zu lesen: Pavarotti sei der Mann, der seit mindestens zwanzig Jahren „ihre Seele baumeln“ ließe.
Das ist doch schon etwas!

 

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