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Verband der deutschen Kritiker vergibt Preise 2002
Der
Verband deutscher Kritiker hat seine diesjährigen Kritikerpreise in acht Sparten vergeben. Mit dem Preis
für Musik wurde Claudio Abbado ausgezeichnet. Die Jury würdigte den Dirigenten damit für seine
Lebensleistung, vor allem aber sein verdienstvolles 13-jähriges Wirken an der Spitze des Berliner Philharmonischen
Orchesters. Weiter heißt es in der Begründung: Aus der wieder vereinigten deutschen Hauptstadt,
von der vor Jahrzehnten verheerende Kriege ausgingen, hat Claudio Abbado die Botschaft in die Metropolen der
Welt in Ost wie West tragen helfen, dass die Hege und Pflege der humanistischen Werte helfen kann bei der Bewahrung
unseres gefährdeten Planeten. In der Sparte Tanz wurden Gregor Seyffert und Raimondo Rebeck ausgezeichnet.
Bremen privatisiert Staatsorchester
Das
Philharmonische Staatsorchester Bremens wird in eine GmbH umgewandelt und zugleich mit 87 Planstellen wieder
zu einem A-Orchester aufgestockt. Der niederländische Dirigent Lawrence Renes übernimmt mit einem
Fünfjahresvertrag die Position des GMD. Gesellschafter mit je 26 Prozent werden die schon vor 175 Jahren
von Bremer Bürgern gegründete Philharmonische Gesellschaft, ein Zusammenschluss der Orchestermusiker
selbst und die Hansestadt Bremen. Die übrigen 22 Prozent übernimmt das Bremer Theater, das mit rund
160 Vorstellungen im Jahr des Orchesters wichtigster Arbeitsplatz ist.
Einigung über Kulturstiftung rückt näher
Die
Bundesländer sind bereit, die Kulturförderung von Bund und Ländern langfristig zusammenzuführen.
Das bedeutet de facto den Einstieg in die Bundeskulturstiftung. Allerdings brauche es dazu eine klare Kompetenzabgrenzung
im Kulturbereich, sagte Saarlands Regierungschef Peter Müller. Die Aufgaben des Bundes müssten sich
auf die Bereiche auswärtige Kulturpolitik, Förderung von Bonn und Berlin, Gedenkstättenarbeit,
Förderung der im Einigungsvertrag festgelegten Einrichtungen sowie der Weltkulturerbestätten beschränken.
Siemens-Preis 2002 an Harnoncourt vergeben
Der
österreichische Dirigent, Cellist und Musikforscher Nikolaus Harnoncourt erhält den internationalen
Ernst von Siemens Musikpreis 2002, der mit 150.000 Euro dotiert ist. Die Auszeichnung wird Harnoncourt am 28.
Mai im Münchner Cuvilliéstheater überreicht. Nikolaus Harnoncourt, 1929 in Berlin geboren,
studierte Musik in Wien, unter anderem Cello bei Paul Grümmer. Seine reformerische Tätigkeit begann
1953, als er zusammen mit seiner Frau, der Geigerin Alice Hoffelner, den auf alte Musik spezialisierten Concentus
Musicus Wien gründete. Der Zürcher Monteverdi-Zyklus und der sich anschließende Mozart-Zyklus,
von ihm dirigiert und von Jean-Pierre Ponnelle inszeniert, errangen Weltruhm. Harnoncourts Auseinandersetzung
mit Beethovens Sinfonik, für die er sich mit dem European Chamber Orchestra verbündete, gehört
zu den Großtaten in der modernen Beethoven-Interpretation. Die Siemens-Stiftung hat auch wieder Förderpreise
in Höhe von 1.150.000 Euro ausgesetzt. Drei Komponistenpreise gehen an Mark André, Charlotte Seither
und Jan Müller-Wieland.
Auch in Hamburg eine Philosophin
München,
Berlin, Hamburg woran liegt es, dass politisch Verantwortliche für Kunst und Kultur gerde in den
Kulturhauptstädten so schwer zu finden sind? Nur daran, dass das Regieren auf dem Kultursektor, der einerseits
zu den wenigen echten Kompetenzen der Länder und Kommunen gehört, wo aber andererseits genau diese
Kompetenzen durch die Finanz- und Sozialpolitik des Bundes arg behindert werden, kein Regieren mehr ist, sondern
eine Mangelverwaltung?
Die parteilose, 1947 geborene Deutsch-Tschechin Dana Horáková hatte den Mut, sich finden zu lassen:
Als Nachfolgerin von Christina Weiss übernimmt sie das Amt der Hamburger Kultursenatorin in Ole von Beusts
CDU/FDP/PRO-Koalition, die seit Oktober 2001 amtiert.
Horáková hat in Prag Philosophie studiert und über Meister Eckhart als Vorgänger
Martin Heideggers promoviert, gehörte zum Umfeld der Charta 77, verlor deshalb ihre Stellung als
Verlagslektorin und übersiedelte 1979 mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, dem Filmregisseur Pavel Juracek,
in die Bundesrepublik.
Als (Kultur-)Redakteurin arbeitete sie dort für Radio Free Europe/Radio Liberty, Westermanns Monatshefte,
die Bunte und die BZ. 1992 übernahm sie das Kulturressort der Bild-Zeitung, 1999 wechselte sie als stellvertretende
Chefredakteurin zur ebenfalls zum Springer-Verlag gehörenden Welt am Sonntag. Seit 2001 war sie freie Autorin
wieder bei Bild, wo sie in ihrer Kolumne Danas Kulturstücke zum Beispiel mit ihrem Verdikt
über Michael Thalheimers Inszenierung des Liliom Position bezog: Ich bin es satt, das
prahlerische Konzepttheter, das selbst Klassikertexte schreddert, ertragen zu müssen. Ex-Bürgermeister
Klaus von Dohnanyi dürfte ihr zugestimmt haben.
Da Hamburgs Theater-Leuchttürme nach dem Fortgang der Intendanten Jürgen Flimm (Thalia),
Frank Baumbauer (Schauspielhaus) und Albin Hänseroth (Staatsoper) derzeit eher Stör- als Orientierungsfeuer
streuen, wird Dana Horáková die ihr zugesprochene Durchsetzumgsfähigkeit benötigen;
gewünscht sei ihr bei ihrem Wechsel von der Presse in die Politik, mit der Kultur-Behörde
der Hansestadt und mit den gedeckelten Etats zurecht zu kommen. Programmatisches aus ihrem Munde zu Oper und
Tanz ist noch nicht an die Öffentlichkeit gedrungen, nur so viel war zu lesen: Pavarotti sei der Mann,
der seit mindestens zwanzig Jahren ihre Seele baumeln ließe.
Das ist doch schon etwas!
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