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Editorial von Tobias Könemann

Kulturpolitik

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Zur Situation deutscher Theater und Orchester

Auf ein Wort mit Antje Valentin
Im Gespräch mit Tobias Könemann, Rainer Nonnenmann und Gerrit Wedel

Kafka und die Musik
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Portrait

Bedingungslos präzise Menschenbilder
Die Opern von Aribert Reimann (1936–2024)

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Die Ausstellung „Puccini, Ricordi und der Aufstieg der modernen Unterhaltungsindustrie“

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Elektronische Reifezeit ohne physischen Chor
Roman Haubenstock-Ramatis „Amerika“ zum Kafka-Jahr an der Oper Zürich

Eine bipolare Störung?
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Musikdramatisch packender Appell
„LES MISÉRABLES“ IM GÄRTNERPLATZTHEATER MÜNCHEN

Mordsmäßig verknallt
Komödiantische und tragische Elemente in „Romeo und Julia“ der neuen Ulmer Tanztheaterdirektorin Annett Göhre

Eine musikalische Sternstunde
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Erotische Energie, psychische Power
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Mieczysław Weinbergs „Die Passagierin“ an der Bayerischen Staatsoper

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Beethoven-Montage
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Joana Mallwitz
Feuer und Sensibilität: die Dirigentin in einer aktuellen Filmbiografie

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Rezensionen

Joana Mallwitz – Feuer und Sensibilität: die Dirigentin in einer aktuellen Filmbiografie

„Momentum – Joana Mallwitz“. Ein Film von Günter Atteln, 2024, 88 Min. déjà-vu film UG Hamburg

Nach Hollywood-Star Cate Blanchett als Dirigentin „Tár“ wären äußerlich naheliegende „blonde“, aber eben showy inszenierte Parallelen zu befürchten.

Stattdessen der Haupteindruck: ein ehrlicher Film. Gleich anfangs kommt das Mallwitz-Bekenntnis, dass sie bis vor kurzem „Angst vor vielen Leuten und großen Räumen“ hatte. Offen spricht sie aus, dass die „Aufregung immer die gleiche ist“ – und lässt sich mehrfach beim Gegenmittel filmen: Atemübungen vor der Tür zum Auftritt. Klar wird dann auch viel Realität einer Dirigentin: In der Ausbildung schon mal die Warnung angesichts ihrer Sensibilität; zentral sichtbar die Doppelbelastung mit dem kleinen Sohn und dem von der Agentin vertretenen „unregelmäßigen Kalender“; Mallwitz setzt nur den gesetzlichen Mutterschutz aus, Tenor-Ehemann Simon Bode ist eine Stütze, auch die Eltern – eben: „Man braucht ein Team“; sichtbar der gehetzte Aufbruch zum Interview – und beim dazwischengeschobenen Telefon-Interview schnauzt sie schon mal das Handy an: „Nun ruf schon an!“

Foto: déjà-vu film

In locker gereihten musikalischen, kurzen, aber oft expressiven Ausschnitten fol­gen Stationen der Entwicklung und Karriere. Da sitzt 1989 die dreijährige Joana neben der Mutter am Klavier und spielt nach dem Gehör kleine Melodien. Beide Akademiker-Eltern erkennen die Begabung und bringen den Teenager in die Frühförderung. Dann Joanas Begegnung mit Schuberts „Unvoll­endeter“: diese Musik, die „wie aus dem Jenseits klingt“, wollte sie unbedingt dirigieren.

Unausgesprochen, aber aus den Stationen deutlich: Sie fiel nicht als Star in den medialen Hype – vielmehr bodenständige Praxis ab 2006 als Solorepetitorin in Heidelberg, dann Zweite Kapellmeisterin mit ersten Dirigierverpflichtungen und Premieren, 2014 Berufung zur jüngsten Generalmusikdirektorin in Erfurt, vier Verpflichtungen am „Opernhaus Nr. 1“ in Frankfurt, 2018 dann „Generalin“ am Staatstheater Nürnberg – und in all diesen Jahren schon Gastkonzerte in Europa und ganze Opernproduktionen zwischen Zürich und Kopenhagen, Amsterdam und Riga, schließlich Salzburger Festspiele. Mallwitz durfte mit ersten Regisseuren wie Christof Loy oder Claus Guth arbeiten – doch zu „Musik und Szene“ sagt sie leider nichts. Kurz erkennbar wird ihre verbale Begabung bei kleinen Werkkommentaren zu Konzertbeginn und den ganzen Nürnberger „Gesprächskonzerten“. Sie gründet im frischgekürten Staats­theater ein Jugendorchester und ihr musikalischer Abschied von dort findet open air vor 65.000 Besuchern im Park statt.

Seit 2023 ist Joana Mallwitz als erste Frau Chefdirigentin und künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin. Ihre herausragende Begabung wird dort im schicken Berliner Plakat-Konterfei mit dem Slogan „Gänsehaut kennt keine Grenzen“ vorgestellt. Sachlich ruhig kommentiert sie die wiederholt gestellte Frage nach „Frau am Pult“ mit „Wir sind noch nicht da, dass man über die Sache, die Musik spricht“ – und als sie nach der Kita-Situation gefragt wird, will sie auch mal nicht antworten, weil kein Dirigent das gefragt würde. Das Berliner Eröffnungskonzert mit Mahlers 1. Sinfonie „Der Titan“ endet im Triumph – und als ihr Mann sie abseits des Premierentrubels umarmt und gesteht, dass ihm am Ende die Tränen gekommen seien, fragt sie „Obwohl die 1. Violinen nicht zusammenwaren?“ Also viel Ehrliches und eben auch Mitreißendes in aller von Mallwitz dirigierten Musik des Films.

Zusätzliche Aktualität bekommt der Film durch die derzeit brodelnde Nachfolge-Diskussion an der Bayerischen Staatsoper: Neben Victor Schoner als Intendanten-Kandidat von der Saison 2026/27 an wird Joana Mallwitz als mögliche erste Generalmusikdirektorin im Münchner Nationaltheater genannt. Das lohnt das Hin-Hören und -Schauen einmal mehr.

Wolf-Dieter Peter

 

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