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Musikwirtschaft im Krieg
Die
Fronten zwischen der GEMA und den Vertretern der Phonoverbände
in Deutschland verhärten sich. Wie ein Paukenschlag ging die
Ankündigung der Deutschen Landesgruppe der IFPI, die die großen
Tonträgerfirmen vertritt, durch das Musikwirtschaftsleben:
Zukünftig wollen sie den Tarif für Tonträgerlizensierungen
an die GEMA von 9,009 auf 5,6 Prozent absenken. Die Zahlung für
jede hergestellte CD an die GEMA unterliegt einer vertraglichen
Vereinbarung, die 2000 ausgelaufen war, aber nicht neu verhandelt,
sondern stillschweigend weiter geführt wurde. Das ist nun zu
Ende. Der GEMA entgehen auf diese Weise rund 40 Millionen Euro Einnahmen
pro Jahr. Dementsprechend protestierten nicht nur die Verwertungsgesellschaft,
sondern auch der Deutsche Musikverlegerverband sowie die Komponistenverbände
gegen den Vorstoß der CD-Hersteller. Das von der GEMA eingeleitete
Schiedsverfahren kann sich Jahre hinziehen.
Im Vorfeld der Cebit krachte es erneut. Diesmal geht es um die neue
Online-Download-Plattform „Phonoline“, die von Bundeskanzler
Gerhard Schröder auf der Computer-Messe in Hannover eröffnet
weden sollte. Der GEMA-Vorstand verhinderte dies durch einen offenen
Brief an den Bundeskanzler, in dem die rechtmäßige Lizensierung
der auf der Plattform angebotenen Titel in Frage gestellt wurde.
Dies sei ein „Zeichen dafür, dass seitens der so genannten
Musikindustrie die Rechte der Urheber nicht so im Vordergrund stehen,
wie die Urheber dies wünschen.“Die Phonoverbände
sagten daraufhin einen „Runden Tisch“ mit Vertretern
der Musikverleger und der GEMA ab. „Der Vorstand der Phonoverbände
hat vor allem das Vertrauen darin verloren, dass der GEMA-Vorstand
noch die Interessen aller seiner Mitglieder vertritt,“ heißt
es dazu in der Pressemeldung der Phonoverbände. Der Bundeskanzler
übrigens eröffnete nicht – sondern schaute nur zu!
Symphoniker am Ende
Schon
zwei Mal drohte den Berliner Symphonikern, einem jetzt noch 57 Musiker
zählenden Orchester, das sich vor allem durch seine Arbeit
in und mit Berliner Schulen hervorgetan hat, das Ende: 1993 und
1998 wurden sie jeweils gerade noch durch Parlamentsentscheidung
gerettet. Den neuerlichen Senatsbeschluss, die Betriebszuschüsse
von jährlich rund 3,3 Millionen Euro für das Orchester
zu streichen, was faktisch seine Auflösung bedeutet, mochte
die SPD/PDS-Regierungskoalition nicht wieder kippen: Bei der Verabschiedung
des Berliner Doppelhaushalts 2004/05 fand ein entsprechender Antrag
der Oppositionsparteien im Abgeordnetenhaus keine Mehrheit.
Neue Kultursenatorin in Hamburg Karin von Welck
Karin
von Welck ist neue Kultursenatorin der Stadt Hamburg. Bürgermeister
Ole von Beust (CDU) präsentierte bei der Vorstellung seines
neuen Senatsteams auch die bisherige Generalsekretärin der
Kulturstiftung der Länder (KSL). Karin von Welck studierte
in Hamburg und Köln unter anderem Germanistik, Politische Wissenschaften
und Ethnologie. Wichtige berufliche Stationen waren wissenschaftliche
und Leitungs-Aufgaben an verschiedenen völkerkundlichen Museen.
Von 1990 bis 1998 war sie Direktorin des Reiss-Museums der Stadt
Mannheim, um dann zur Kulturstiftung der Länder in Berlin zu
wechseln. Seit 1994 ist Karin von Welck außerdem Honorarprofessorin
der Universität Mannheim. Die parteilose Kulturpolitikerin
löst ihre glücklose Vorgängerin Dana Horakova ab,
die während ihrer ganzen Amtszeit auf viel Kritik an ihrer
Arbeit und ihren Entscheidungen stieß.
Ergebnis der Sparpolitik: Mit dem Auto in die Oper
Die
Haushaltssanierungspolitik der Bayerischen Staatsregierung zeitigt
Seltsames: Um eine Million Euro zu sparen, haben die drei Bayerischen
Staatstheater mit Wirkung zum 1. September 2004 ihre Vereinbarung
mit dem Münchner Verkehrsverbund gekündigt, wonach die
Eintrittskarten zu kostenloser Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel
berechtigten. Rund 60 Prozent der Theaterbesucher hatten vom Kombiticket
Gebrauch gemacht. Eine Anhebung der Eintrittspreise um einen Euro
wollten die Staatstheater ihren Besuchern nicht zumuten; der MVV
war zu einer Absenkung der Pauschale nicht bereit. Ein Theaterbesucher
aus dem Münchner Umland muss für die Fahrt mit öffentlichen
Verkehrsmitteln bis zu 16 Euro berappen.
Glückwunsch
Seinen
60. Geburtstag feierte am 9. Februar 2004 der Bundesvorsitzende
der VdO, der seit 1978 dem Opernchor des Nationaltheaters Mannheim
angehörende Bassist Winfried Knoll. Als Sohn eines Sängerehepaares
1944 in Görlitz geboren – sein Vater war dort als Heldentenor
engagiert – gab es nur einen Berufswunsch: selbst Sänger
zu werden. Nach abgeschlossenem Studium in Stuttgart führte
ihn sein Berufsweg über den Bayreuther Festspielchor und das
Staatstheater Darmstadt nach Mannheim. Dort singt er nicht nur –
er arbeitet seit 1982 auch als Obmann des Opernchores. 1990 wurde
er in den Bundesvorstand der VdO gewählt, seit 1994 ist er
ihr Vorsitzender.
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