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Kulturpolitik
Neues aus der Kulturpolitik
Erneute Kostensteigerung in Köln
Eine „never ending story“? Die aktuelle Kostenprognose für die Sanierung der Kölner Bühnen ist ein weiteres Mal gestiegen. Am 31.12.2022 wurden die Baukosten auf einen Betrag zwischen 664,9 Millionen Euro und 673,5 Millionen Euro geschätzt. Es handelt sich dabei um die Baukosten inklusive Baunebenkosten. Die Kosten für das inzwischen bereits Jahre andauernde Interim und die Finanzierungskosten sind in dieser Prognose nicht enthalten. Das ursprüngliche Budget für die Sanierung hatte im Jahr 2011 bei 253 Millionen Euro gelegen. Im Herbst 2022 begründete das Haus die damals auf 636 Millionen gestiegenen Kosten mit Inflation, Ukrainekrieg und der damit verbundenen „getriebenen Kostenentwicklung bei Energie und Material“. Der Termin für die Schlüsselübergabe soll aber beibehalten werden. Geplant ist dafür der 22. März 2024.
Ärger um Anna Netrebko
Bereits mehrfach gab es in der letzten Zeit aus dem Hessischen Staatstheater Wiesbaden negative Meldungen. Über Konflikte im Haus und innerhalb der Führungsetage wurde mehrfach berichtet. Der Vertrag von Intendant Uwe-Eric Laufenberg, der 2024 ausläuft, wurde nicht verlängert. Nun bringt Laufenberg sein Haus wiederum in die Schlagzeilen. Der Intendant hat die umstrittene Opernsängerin Anna Netrebko für zwei Konzerte im Rahmen der Internationalen Maifestspiele Wiesbaden engagiert. Der Magistrat der Stadt Wiesbaden als Gastgeber der Festspiele und auch die Hessische Landesregierung haben sich deutlich gegen den Auftritt Netrebkos ausgesprochen. In einer gemeinsamen Erklärung von Stadt und Land heißt es dazu: „Der Künstlerische Leiter der Internationalen Maifestspiele widmet die Internationalen Maifestspiele 2023 denjenigen, die aufgrund ihrer Meinung im Gefängnis sitzen. Er erwähnt hierbei unter anderem den russischen Aktivisten Alexei Anatoljewitsch Nawalny. Das Land, in dem er im Gefängnis sitzt, führt derzeit einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Täglich sterben Menschen. Angesichts dieser Tatsachen, ist es unseren ukrainischen Freundinnen und Freunden nicht zu vermitteln, weshalb die Opernsängerin Anna Jurjewna Netrebko bei den Internationalen Maifestspielen auftreten soll. Dieses Verhalten ist höchst unsensibel. Netrebko steht auf einer Sanktionsliste der Ukraine und hat sich bis heute nicht von Putin und seinem Regime distanziert. Wir haben den Intendanten gebeten auf Frau Netrebko zu verzichten. Leider erfolglos.“ Laufenberg zeigte sich empört über diese Einlassung und erklärte, es gelte die Kunstfreiheit, Netrebko sei politisch nichts vorzuwerfen. Er hält am Auftritt der weltbekannten Opernsängerin fest. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein reagierte: Er will seine Schirmherrschaft für die Festspiele ruhen lassen.
Gute Nachrichten aus Halle
Der Finanzausschuss im Stadtrat von Halle hat die Fortführung der Finanzierung der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOOH) beschlossen. Damit soll die Finanzierung von Thalia Theater, Oper, Staatskapelle, Puppentheater und Neues Theater bis 2028 gesichert werden. Nun muss mit dem Land Sachsen-Anhalt verhandelt werden. Die Stadt Halle trägt zwei Drittel der Kosten, ein Drittel kommt von Land. Insgesamt fließen 137 Millionen Euro aus der Stadtkasse in den Jahren 2024 bis 2028. Die Mittel steigen Jahr für Jahr an, denn eine Dynamisierung ist enthalten – diese umfasst Kostensteigerungen und steigende Personalkosten. Eric Eigendorf, Vorsitzender der SPD-Fraktion, erklärte zum anstehenden Beschluss: „Die Theater, Oper und Orchester GmbH ist ein kultureller Leuchtturm der Stadt, der in das Land und darüber hinaus strahlt. Mit dem vorgelegten Konzept wird eine sehr gute Grundlage für die nächsten Jahre gelegt. Das ist vor allem vor dem Hintergrund wichtig, da die Häuser durch die Corona-Pandemie und durch die Energiekrise in schwieriges Fahrwasser geraten sind. Die Folgen werden sich auch noch auf den Betrieb der nächsten Jahre auswirken. Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, dass der Stadtrat den Häusern frühzeitig Planungssicherheit gibt. Mit dem anstehenden Beschluss des Stadtrates kann die Stadt nun auch die Verhandlungen zur Co-Förderung des Landes angehen. Das Land muss – wie die Stadt es tut – seinerseits die dynamische Finanzierung absichern, um Preisentwicklungen, die bereits jetzt prognostiziert werden können, abzusichern.“ Der bestehende Fördervertrag für die Bühnen in Halle läuft Ende 2023 aus.
Corona-Hilfen in Hamburg
Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (zugleich Präsident des Deutschen Bühnenvereins) hat angekündigt, dass Hamburg die Wirtschaftlichkeitshilfen für Kulturveranstalter in der Hansestadt fortsetzen wird. Ein entsprechendes Programm des Bundes ist Ende 2022 ausgelaufen. Die Veranstalter leiden aber nach wie vor unter den Folgen der Corona-Krise; das Publikum ist weiterhin zögerlich beim Besuch von Kulturveranstaltungen. Hamburg stellt daher 9 Millionen Euro für private Kultureinrichtungen zur Verfügung, die diesen eine gewisse Planungssicherheit ermöglicht. Die Hilfe kann dann in Anspruch genommen werden, wenn die Veranstaltung aufgrund geringer Publikumsnachfrage nicht kostendeckend durchgeführt werden kann.
Stärkung der freien Theaterszene
Das Land Niedersachsen will die freie Theater- und Tanzszene stärken. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstützt in diesem Jahr 19 Spielstätten der professionellen freien Theater- und Tanzszene mit insgesamt 497.600 Euro, zudem werden 31 Produktionen mit 497.000 Euro gefördert. Niedersachsen habe eine sehr aktive und kreative freie Theater- und Tanzszene, die eine wichtige Säule der professionellen Theaterlandschaft im Land sei, erklärte Niedersachsens Kulturminister Falko Mohrs. „Mit ihren vielfältigen Produktionen setzen die freien Theater künstlerische und gesellschaftspolitische Impulse.“
Nun wäre es an der Zeit, auch in der öffentlich geförderten Theaterszene die auskömmliche Finanzierung inklusive Dynamisierung zu gewährleisten.
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