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Empörung über Kürzungen in Dessau
Das Kultusministerium von Sachsen-Anhalt hat kurz vor Spielzeitbeginn eine Kürzung der Mittel des Anhaltischen Theaters um 205.000 Euro bekannt gegeben. Die Ankündigung sorgte in Dessau-Roßlau für heftige Empörung. Generalintendant André Bücker bezeichnete den Vorgang als skandalös. Auch die Finanzdezernentin der Stadt, Sabrina Nußbeck, kritisierte die Kürzung und kündigte an, den Theater-Vertrag derzeit nicht unterschreiben zu wollen, da der fehlende Betrag von der Kommune übernommen werden müsste. Das Kultusminis-terium begründete die Kürzung damit, dass dem Ministerium in 2013 rund 7 Millionen Euro weniger zur Verfügung stünden. Kürzlich erst hatte Sachsen-Anhalts Kultusminister angekündigt, die Finanzierungsvereinbarungen mit den Orchestern und Theatern um ein Jahr zu verlängern. Das Anhaltische Theater Dessau wird gemeinsam von Stadt und Land finanziert. Der Gesamtetat beträgt 17,8 Millionen Euro. Davon übernehmen Stadt und Land jeweils 7,5 Millionen Euro, eine Vereinbarung zur Bespielung der Region sichert dem Theater darüber hinaus weitere 1,1 Millionen Euro.
(s. auch VdO-aktuell, S. 27)

John Neumeier sorgt sich um Hamburg Ballett
John Neumeier, Hamburgs Ballett-Intendant, hat seine Sorgen um die anstehenden faktischen Kürzungen für Staatsoper und Hamburg Ballett zum Ausdruck gebracht. „Mein Herz ist schwer: Ich frage mich, wie viele Ballett-Tage wird es noch geben?“, schreibt Neumeier in seiner Stellungnahme. Hintergrund ist der Beschluss des Senats, die anstehenden Tariferhöhungen von voraussichtlich insgesamt 6,3 Prozent in 2012/2013 durch eine Etat-Erhöhung von lediglich 1,5 Prozent zu kompensieren. Faktisch bedeute dies eine Kürzung von etwa 5 Prozent. Ein Defizit von über 5 Millionen Euro könne nicht mehr kompensiert werden, so Neumeier. „Das bedeutet 50 Mitarbeiter weniger für den gesamten Betrieb, woran sich das Ballett mit einem Drittel beteiligen muss.“ Neumeier beendet sein Statement mit einem Seitenhieb auf die Hamburger Elbphilharmonie: „Ich kann mir ein Bild Hamburgs als Musikstadt nicht so recht vorstellen, wenn Oper und Ballett in der zweitgrößten Stadt mit dem ältesten bürgerlichen Opernhaus Deutschlands (!) schrumpfen sollen, während gleichzeitig ein gigantisches Konzerthaus entsteht, in dem Bestreben, Hamburg als Musik- und Kulturgroßstadt zu profilieren. Wie soll das zusammenpassen?“

Theater ist keine Behörde
In einer Resolution im Rahmen seiner Jahreshauptversammlung hat der Deutsche Bühnenverein (DBV) den Versuch der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die künstlerischen Mitarbeiter der Theater in den öffentlichen Dienst zu überführen, scharf gerügt. Das Theater sei ein Kunstbetrieb, keine Behörde, heißt es in dem Papier. Der Bühnenverein fordert deshalb die kommunalen Arbeitgeberverbände auf, den ver.di-Forderungen in den der Gewerkschaft zugesagten Verhandlungen in keinem Punkt nachzugeben, zumal diese Verbände für die Verhandlungen über das künstlerische Theaterpersonal ebenso wenig zuständig seien wie die Dienstleis-tungsgewerkschaft ver.di.
Der DBV erwarte von ver.di, diese Attacke gegen die Tarifbedingungen der Künstler aufzugeben und zu einem konstruktiven Miteinander aller Beteiligten zurückzukehren. Vor allem sei eine Solidarität mit den Künstlergewerkschaften GDBA und VdO gefragt, statt diese mit einer Strategie der Einheitsgewerkschaft zerstören zu wollen. Diese Künstlergewerkschaften hätten große Verdienste um den sozialen Schutz der künstlerischen Theatermitarbeiter erworben, so der DBV.

Zum Tod von Graham Jackson
Graham Jackson gehörte zu jener Generation von Dirigenten, deren Berufs- und Selbstbild sich nicht mehr an einem Entwurf von „Herrschaft“ orientierte, sondern am Dialog auf gleicher Augenhöhe. An seiner eigenen Person, um die der Generalmusikdirektor des Theaters Krefeld-Mönchengladbach nie Aufhebens gemacht hat, wird ablesbar, was sein kulturpolitisches Credo war: Aufklärung zu leisten. Musik zu machen, das war seine eine Leidenschaft. Menschen nachhaltig für Musik zu begeistern, das war die andere.
1967 in England geboren, studierte Jackson zunächst Mathematik in Cambridge, bevor er sich für das Dirigierstudium in Manchester entschied. Als junger Dirigent arbeitete er an der Welsh National Opera in Cardiff, bevor er im Jahr 2000 als Erster Kapellmeister ans Theater Bremen ging. Von Beginn an interessierte er sich, neben dem romantischen Repertoire, stets auch für das Randständige. Die künstliche Trennung in Anerkanntes und Nichtetabliertes war ihm fremd. Als GMD kam er 2003 ans Theater Krefeld-Mönchengladbach. Mit „seiner“ Stadt und „seinem“ Haus fühlte er sich eng verbunden. In seiner Abschiedsrede am 5. Juli 2012 betonte Jackson, was ihn als Briten an der deutschen Kulturlandschaft am meisten begeistere: die Idee des Stadttheaters. Kultur von der regionalen Zelle aus zu denken und sie von dort – ohne künstlerischen Kompromiss – den Menschen nahezubringen. Auch in Mönchengladbach war ihm übrigens die Neue Musik, die gestaltete Gegenwart, ein aufrichtiges Anliegen. Er war es, der die Ressourcen bündelte, um für jede Spielzeit ein neues, 30-minütiges Orches-terwerk beauftragen zu können. Mit Komponisten, die er schätzte, blieb er in engem Kontakt, lud sie immer wieder ans Haus, schuf Nachhaltigkeit und Kontinuität. Das Publikum schätzte ihn und ließ sich gerne überzeugen. So kann gelungener Kulturauftrag aussehen. Am 23. Juli 2012 ist Graham Jackson im Alter von 45 Jahren in Cambridge einem Krebsleiden erlegen.
Aufklärung lässt sich weiterführen. Wo auch immer der eigene Platz ist, dort lässt sich auch ein Kulturauftrag verwirklichen. [Charlotte Seither]

 

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