
Neue Regelungen im Normalvertrag Bühne
Zeitlich parallel zum Gagenapassungstarifvertrag 2008, dessen
wichtigste Ergebnisse wir in „Oper & Tanz“ (Ausg.
3/2008, S. 32) bereits veröffentlicht haben, treten auf der
Grundlage eines weiteren (dritten) Änderungstarifvertrages
zum Normalvertrag Bühne zum 1. August 2008 folgende Neuregelungen
in Kraft.
Rechteübertragungen
§
8 Abs. 1 enthält bereits die Einwilligung für die Verwertung
der künstlerischen Leistungen in Online-Diensten. Präzisiert
wird jetzt, dass bei „Online-Angeboten mit Downloadmöglichkeit
der Download“ (also der Mitschnitt) „nur unentgeltlich
erfolgen, die Wiedergabedauer 15 Minuten nicht überschreiten
und nicht mehr als ein Viertel des Werkes umfassen“ darf.
Außerdem wird klargestellt, dass die Werbezwecke des Arbeitgebers
auch die Abgabe von Tonträgern (z.B. CDs) sowie Bildtonträger
(z.B. DVDs) umfasst, sofern sie unentgeltlich oder nur gegen eine
Schutzgebühr erfolgt. Die Tarifparteien sind sich darüber
einig, dass die Entwicklung des elektronischen Markts, vor allem
des Internets, alsbald eine Neuregelung der Rechteübertragungbestimmungen
erfordert.
Lebenspartner sterbegeldberechtigt
Anspruch auf Sterbegeld nach § 32 Abs. 1 hat bei Tod des Mitglieds
neben dem überlebenden Ehegatten auch der „überlebende
eingetragene Lebenspartner“.
Proben nach einer Aufführung
Ruhezeiten zwischen einer Aufführung und einer Probe kannte
der NV Bühne bisher nicht. § 56 Abs. 2 (Ruhezeiten Solo)
wird jetzt wie folgt formuliert: „Zwischen zwei Proben und
vor einer Probe, die nach einer Aufführung stattfindet, ist
dem Solomitglied eine angemessene Ruhezeit einzuräumen.“ Und
in die Ruhezeiten-Regelung für Opernchormitglieder in § 73
wird ein weiterer Unterabsatz eingefügt: „(Das Opernchormitglied
hat Anspruch auf die folgenden Ruhezeiten: ) ... zwei Stunden vor
einer Probe, die nach einer Aufführung stattfindet, wobei
sich die Ruhezeit auf drei Stunden verlängert, soweit in der
Aufführung eine große Choroper oder ein großes
Chorwerk (Anlage 7) aufgeführt wurde.“
Lage der acht beschäftigungsfreien Sonntage
Ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts hatte den Zweck der zur
Abgeltung der Sonn- und Feiertagsarbeit zu gewährenden acht beschäftigungsfrei
zu haltenden Sonntage pro Spielzeit vor allem im sozialen Bereich
gesehen, so dass die Auffassung, diese Sonntage dürften überwiegend
in den Spielzeitferien liegen, ins Wanken geriet. Mit der neuen
Formulierung in § 57 (Freie Tage-Solo), § 66 (Bühnentechnik), § 74
(Opernchor) und § 87 (Tanzgruppe) glauben die Tarifpartner
eine vernünftige Lösung gefunden zu haben; sie lautet: „Diese
acht freien Sonntage müssen überwiegend außerhalb
der Theaterferien gewährt werden. Dabei sind künstlerische
und betriebliche Gründe zu berücksichtigen.“
Anhebung der Mindestgage
Die Mindestgage, geregelt in § 58 (Vergütung-Solo) und
in § 67 (Vergütung-Bühnentechniker) wird ab dem
1. Januar 2009 von bisher 1.550 Euro monatlich auf 1.600 Euro angehoben.
Zeitraum-Bezeichnungen: Jahr/Spielzeit
Den §§ 61, 69 und 96 (Nichtverlängerungsmitteilung
Solo, Bühnentechniker und Tanz) wird jeweils eine Protokollnotiz
zu ihren Absätzen 2 und 3 angefügt, mit der die tarifrechtliche
Gleichstellung des Zeitraum-Umfanges der Bezeichnungen „Jahr“ und „Spielzeit“ vereinbart
wird. Sie hat folgenden Wortlaut: „Soweit bei Angaben von
Zeiträumen die Bezeichnung „Jahr (Spielzeit)“ oder
die Bezeichnung „Jahre (Spielzeiten)“ verwendet werden,
ist es unerheblich, ob die Spielzeit bzw. die Anzahl der Spielzeiten
in Kalendertagen kürzer oder länger als ein Jahr bzw.
die entsprechende Anzahl von Jahren sind.“
Anlass für diese Klarstellung war die Streitfrage, ob eine
Spielzeit von z.B. zwölf Monaten und acht Tagen eine Spielzeit
i.S. des Tarifrechts ist oder ob mit den acht Tagen bereits eine
neue Zeiteinheit begonnen hat.
Regelung der Orchestersitzproben
Dem § 72 Abs. 1 (Proben-Chor) wird ein Unterabsatz angefügt: „Chorproben
mit Orchester, die nicht Bühneproben im Sinn von Abs. 2 sind
(Orchestersitzproben), sollen zweieinhalb Stunden nicht überschreiten.
Dienen diese Proben ausschließlich den Proben des Chorgesangs,
findet Unterabsatz 1 entsprechend Anwendung.“ Werden also
beispielsweise die Chorpartien bei der Orchestersitzprobe zusammengelegt,
darf die Probe zwei Stunden nicht überschreiten.
Kompensationstage wie Urlaub
Werden den Opernchor- oder Tanzgruppenmitgliedern zustehende
Sondervergütungen
nach § 79 oder § 92 im Einvernehmen mit dem jeweiligen
Vorstand durch die Gewährung von Freizeit kompensiert, so
finden die Urlaubsregelungen des § 36 entsprechende Anwendung,
d.h. sie wird im Fall der Erkrankung des Mitglieds nachgewährt. § 79
und § 92 werden jeweils um folgende Sätze ergänzt: „Bei
der Gewährung von Freizeitausgleich findet § 36 Abs.
1 entsprechende Anwendung. Die ärztliche Bescheinigung ist
bereits am ersten Tag der Erkrankung vorzulegen.“
Zusammenhängende oder geteilte Tanzprobe
§
85 Abs. 1 in Verbindung mit § 86 Abs. 1 wird ergänzt
um den Hinweis, dass die an vorstellungsfreien Tagen mögliche
siebenstündige Probe zusammenhängend oder geteilt sein
kann, wobei zwischen den Probenteilen eine vierstündige Ruhezeit
einzuhalten ist: („Die Probenzeit)… kann für diese
zusammenhängende Probe oder für zwei Proben genutzt werden.
Der Arbeitgeber gibt Umfang und Lage der Proben in den Arbeitsplänen
(§ 6) bekannt.“
Redaktionelle Anpassungen
In § 12 wird die bisher nur in einem Begleittarifvertrag dem
Arbeitgeber eingeräumte Möglichkeit tarifiert, den Gehaltszahltag über
den 15. des Monats hinaus zu verschieben, wenn er das, beginnend
mit dem Monat Dezember, für alle bei ihm dauerhaft beschäftigten
Arbeitnehmer tut. Ferner wird geregelt, dass nicht in Monatsbeträgen
vereinbarte Sondervergütungen mit der Vergütung des übernächsten
Monats zu zahlen sind. Der Regelung in den Tarifverträgen
des öffentlichen Dienstes entsprechend, wird § 14 Abs.
3 (Ergänzungsbetrag zur Zuwendung gem. Bundeskindergeldgesetz)
ersatzlos gestrichen. § 58 enthält den Hinweis, dass
mit Solo-Mitgliedern auch andere besondere Vergütungen als
nur Spielgelder und Übersinghonorare vereinbart werden können.
M.
Eine neue Auflage der Tarifrechtsbroschüre der VdO, in die
sowohl die Bestimmungen des Tarifvertrags zur Durchführung
der Anpassungsvorschriften des NV Bühne als auch des Tarifvertrages
zur Änderung des NV Bühnen eingearbeitet sind, befindet
sich in Vorbereitung.
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