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Anhörung mit Unterhaltungswert
Diskussion im Berliner Abgeordnetenhaus über die Berliner
Opernwelt Am 14. April 2008 führte der Unterausschuss für kulturelle
Angelegenheiten des Abgeordnetenhauses Berlin eine Anhörung
zur Gesamtthematik „Stiftung Oper in Berlin“ durch,
an der auch der Regierende Bürgermeister und Kultursenator
Klaus Wowereit teilnahm. Eingeladen waren unter anderen Stefan
Rosinski, kommissarischer Generaldirektor der Stiftung, Christiane
Theobald, stellvertretende Intendantin des Staatsballetts, Kirsten
Harms, Intendantin der Deutschen Oper Berlin, Andreas Homoki, Intendant
der Komischen Oper Berlin, und Peter Mussbach, Intendant der Staatsoper
Unter den Linden.
„
Oper & Tanz“ zitiert nachstehend aus dem Wortprotokoll
der Anhörung, bei der noch nicht bekannt war, dass Peter Mussbachs
Vertrag sofort, nicht erst 2010 enden würde, und dass Andreas
Homoki 2012 nach Zürich gehen werde (Wortprotokoll Kult 16/24).
Stefan Rosinski
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Regierender Bürgermeister!
Sehr geehrte Damen und Herren! – Das einzige Mal in der Geschichte
der Stiftung, von dem ich weiß, dass der Versuch einer programmatischen
Diskussion im Vorstand unternommen wurde, war unter der Ägide
Michael Schindhelms und endete mit der Schreierei zwischen zwei
Häusern und der Drohung eines der Betroffenen, die Veranstaltung
zu verlassen. Dieses Ereignis und der spätere Abgang des ersten
Generaldirektors, der sich gern „Geschäftsführender
Intendant“ genannt hätte, wirkt offenbar wie ein Trauma
nach, so dass bis heute bei der Frage „Warum die Stiftung?“ die
logischste aller Antworten die am stärksten tabuisierte ist:
Natürlich, um die großartige Ressource dreier Opernhäuser
professionell zu steuern! – Warum versteht das eigentlich
jeder außerhalb Berlins, aber kaum einer in Berlin? Aufgefordert, heute zum Thema Stellung zu nehmen, und zwar – wie
es hieß – mit einer Redezeit von nicht länger
als fünf Minuten, sehe ich drei Aspekte:
Erstens: Wer über die Profile von Opernhäusern nachdenken
möchte, muss die Situation von Oper in unserer Zeit gründlich
in den Blick nehmen. Das wäre bedauerlicherweise – und
hier zeigt sich die Überforderung durch das Thema zumindest
für die Logik dieses Ortes hier und heute – eine Art
musikwissenschaftliches Proseminar. Zweitens: Nur eine vertiefte Kenntnis des Machbaren ist aber
die Voraussetzung, in eine Reflexion über das Wünschbare
einzutreten. Hier wird Ästhetik zur Politik, und zwar einer
Politik, die sich als interventionistisch versteht und Kultur – nicht
Kunst – systematisch, das heißt rational nachvollziehbar,
prägt.
Drittens: Sind die strategischen Fragen des Machbaren und Wünschbaren
beschrieben, dann erst entsteht die Frage nach der Umsetzbarkeit,
nach dem operativen Geschäft. Verfügt die politische
und mentale Verfasstheit unserer Gesellschaft überhaupt über
das Instrumentarium in Form politischer Entscheidungsträger
und ihrer Bürokratien, das erkannte Ziel auf den Weg zu bringen?
…
Es gibt – so weit ich sehe – eine Obsession, sich über
das Medium der Oper nicht vertieft austauschen zu wollen, sich
der Anstrengung des intervenierenden Denkens nicht aussetzen zu
wollen. Ohne eine Strategie aber bleibt das Operative willkürlich.
Vielleicht tröstet es, dass die Oper hier nur Symptom einer
Zeit ist, die nach dem 68er-Schock alle wesentlichen Diskurse ins
Privatistische verschoben hat, in einen Polytheismus der Werte:
anything goes – von der Schlossfassade bis zur sozialen Segregation. Dieser Zeitgeist entlastet auf wunderbare Weise die verantwortlichen
Kulturpolitiker, die sich mit keiner ihrer Entscheidungen mehr
an regulativen Prinzipien gemessen sehen lassen müssen.
Christiane Theobald … Das Staatsballett Berlin ist ein Kind der Stiftung Oper in Berlin. Uns
hätte es sonst nicht gegeben. Herr Malakhov lässt sich heute ausdrücklich
entschuldigen, denn er ist in Proben für Forsythes „The Vertiginous“ und „Schwanensee“,
das er am Samstag tanzt. Das zeigt im Grunde genommen auch schon das künstlerische
Profil des Staatsballetts in Kürze, nämlich die große Klassik
auf der einen Seite und die modernen Zeitgenossen auf der andere Seite. Aber
gehen wir etwas chronologisch vor!
Sie haben in den ersten vier Jahren vielleicht bemerkt, dass
das Staatsballett Berlin einen sehr klassisch orientierten Schwerpunkt
gelegt hat. Das war
auch nötig, um die Zuschauer zu binden. Wir hatten ja die Aufgabe, aus den
drei Opernhäusern heraus zu entstehen und ein eigenes Image aufzubauen.
Das ist Dank Vladimir Malakhovs künstlerischer Idee gelungen. Natürlich
gibt es immer noch weitere Herausforderungen, die wir leisten müssen.
Eine hundertprozentige Auslastung wäre unser Wunsch, und wir arbeiten
daran…
Die kommende Spielzeit bringt drei Uraufführungen für das Staatsballett
Berlin und für Berlin. Das, glaube ich, ist das Wichtige. Wir brauchen
Produktionen, die dem Staatsballett Berlin eigen sind, also die das absolute
Alleinstellungsmerkmal zeigen. Aber immer wieder sei Ihnen gesagt: Wir wollen
die großen Klassiker absolut pflegen und in keiner Weise vernachlässigen.
Das ist unsere Kernkompetenz, und es ist die „mission“, die wir
haben, nämlich die Tradition zu bewahren, die Gegenwart sichtbar zu machen
und die Zukunft zu fördern oder zu ermöglichen…
In Bezug auf die Möglichkeit, Publikum zu generieren, möchte ich
besonders hervorheben, dass Herr Malakhov mit seiner Linie „Malakhov
and Friends“ etwas Großartiges geschaffen hat, das Zuschauer einmal
ins Ballett lockt, die sonst im Leben keinen Fuß in ein abendfüllendes
Ballett gesetzt hätten. Wir hoffen, darüber dieses Publikum auf Dauer
zu gewinnen…
Dann gibt es noch etwas Neues zu berichten. Vladimir Malakhov
möchte sehr
gern – Stichwort: Dancers in Transition – ein Institut gründen – im
September wird es losgehen –, das den Tänzern, die bei uns im Ensemble
sind, die Möglichkeit gibt, sich weiterzubilden – und das berufsbegleitend.
Es geht also um ein Institut für Ballettpädagogik, so dass diese,
wenn sie später aus dem Beruf herausgehen, besser aufgestellt sind, denn – ich
weiß nicht, wie weit es hier bekannt ist –: Ein Tänzer, der
nicht mehr tanzt, ist quasi ungelernt, wenn er zum Arbeitsamt geht. Das ist
kein anerkannter Beruf, und es ist eine ganz dramatische Situation. Wir finden,
dass wir als Staatsballett Berlin hierbei auch eine Verantwortung haben, genau
wie mit der Gesundheitspartnerschaft schon präventive Maßnahmen
zu ergreifen. Das liegt uns auch am Herzen…
Kirsten Harms Die Deutsche Oper Berlin ist eines der größten klassischen Repertoiretheater
Europas mit ca. 80 Werken im Repertoire. Davon werden ca. 30 pro Spielzeit
gespielt, und wir zeigen sechs bis sieben Neuproduktionen. Das größte
Opernhaus Berlins ist mit seinen hervorragenden akustischen sowie bühnentechnischen
Möglichkeiten und dem großen Orchestergraben prädestiniert
und geeignet für das Spielen von großen Werken – im Übrigen
auch ehemals dafür gebaut –, den Werken von Wagner, Verdi, Strauss,
Puccini und vielen anderen für große Chöre, großes
Orchester.
Demgegenüber verzichtet die Deutsche Oper Berlin weitgehend auf die Präsentationen
von Werken für kleinere Orchestergrößen und Besetzungen wie
z.B. Barockopern, frühe Klassik oder auch Operette und Musical. Das wird
von anderen Häusern in Berlin abgedeckt… Mein besonderes Interesse gilt der Wiederentdeckung von ehemals
sehr populären,
geschätzten, später aber verfemten oder verbotenen Komponisten aus
dem Zeitraum von 1900 bis 1945 – von den Komponisten Schreker, Franchetti,
Zemlinsky und aktuell Walter Braunfels, wo eine Uraufführung ansteht.
Es geht um jene Werke, die im doppelten Sinn Opfer eines Kulturdiktats wurden,
zunächst der Nazis und nach dem Zweiten Weltkrieg der radikalen Moderne
Darmstädter und Donaueschinger Prägung…
Dem experimentellen Theater und Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten
wird sich die Deutsche Oper Berlin mit Eröffnung der Tischlerei als Spielstätte
mit bis zu 400 Plätzen widmen…
Bei allen künstlerischen Anstrengungen geht es darum, ein gewaltiges kulturelles
Erbe für die Gegenwart zu erschließen und immer wieder dem Bewusstsein
der Menschen zuzuführen.
Andreas Homoki
Als Intendant der Komischen Oper stehe ich einem Opernhaus vor,
das schon als ein Gegenentwurf zu einem tradierten Staats-opernprinzip
gegründet wurde,
1947 im damaligen Ostteil der Stadt. Es gab die Staatsoper für die repräsentativen
Aufführungen und die Komische Oper als den Gegenentwurf, ein Opernhaus,
in dem größerer Wert auf Inhaltlichkeit gelegt wurde und vor allem
auf Glaubwürdigkeit der szenischen Darstellungen…
Ebenso die Ensemblepolitik: Wir setzen ganz bewusst auf ein festes
Ensemble, natürlich auch mit Gästen für Spitzenpartien, aber im Großen
und Ganzen ist der Ensemblegeist sehr ausgeprägt und sehr wichtig – ebenso
wie die Deutschsprachigkeit, die an diesem Haus, als es gegründet wurde,
nichts Besonderes war. Das war selbstverständlich. Die Wiener Staatsoper
und die Mailänder Scala haben in den 50er-Jahren ebenso in der Landessprache
gesungen, wie die Komische Oper es jetzt tut…
Von daher gibt es bei uns auch die Deutschsprachigkeit immer
in aktuellen Übersetzungen.
Es wird eine große Nähe zum Publikum gesucht. Ich freue mich, dass
das auch zunehmend junges Publikum anzieht. Wir haben das jüngste Publikum
in der Stadt. Knapp die Hälfte unseres Publikums ist unter 45 Jahre. Es
ist sehr ausgeglichen. Alle Altersgruppen sind gleichmäßig vertreten.
Wir haben auch eine Beschränkung auf ein bestimmtes Repertoire, ähnlich
wie es Frau Harms für die Deutsche Oper erwähnt hat. Wir verzichten
auf die ganz großen „Repertoirebrocken“. Den ganz großen
Wagner oder Strauss wird es bei uns nicht geben. Das können andere besser…
Wir freuen uns sehr, dass wir die 4 Millionen Euro zusätzlich, diese Zuschusserhöhung,
aufgrund einer konsequenten und rigiden Optimierung unserer Produktionsprozesse
in der Vergangenheit größtenteils zur Steigerung der künstlerischen
Qualität einsetzen können. Neben dem Ausgleich für unser strukturelles
Defizit und der Berücksichtigung möglicher Tariferhöhungen werden
wir unseren künstlerischen Etat erhöhen. Wir haben einen großen
Schwerpunkt auf das Ensemble gesetzt, aber bei Gastsängern haben wir eine
Spitzenabendgage von 4.500 Euro für ganz exponierte Partien. Die beiden
anderen Häuser haben diese Marge sehr viel höher. Dort liegt eine
Spitzengage für einen Topsänger bei 14.500 Euro. Das ist ein deutlicher
Unterschied in dem Gewässer, in dem wir fischen. Die Erhöhung des
künstlerischen Etats ist sehr wichtig, denn wir befinden uns dennoch in
Berlin und nicht irgendwo in der Provinz… Die Komische Oper und das Orchester der Komischen Oper gehörten zu den
vier bestdotierten und Spitzenorchestern der ehemaligen DDR. Das war intern
ein ziemliches Trauma, als es zu Beginn der 90er-Jahre auf Fußnote 2
eingestuft wurde. Das bedeutet vor allem ein Handicap bei der Rekrutierung
von jungen Nachwuchsmusikern. Bei der Ausschreibung von Stellen ist es wichtig,
dass ein Orchester eines Opernhauses der Hauptstadt auch die Fußnote
1 hat…
Der Chor wird ebenfalls in die Chorgruppe 1 A höher gruppiert. Auch das
ist hoch verdient. Die Komische Oper ist nicht nur Opernhaus des Jahres geworden,
sondern die Chorsolisten der Komischen Oper sind ebenfalls zum Opernchor des
Jahres gewählt worden. Das ist also eine hoch verdiente Neueingruppierung.
Wir werden ein Opernstudio einrichten. Die Nachwuchsförderung ist für
ein Ensembletheater von ganz besonderer Bedeutung. Ein Opernstudio ist die
Brücke für junge Sänger zwischen der Hochschulausbildung und
der freien Wildbahn. Sie haben dort die Möglichkeit, einerseits kleine
Partien auf der großen Bühne auszuprobieren – neben ihren
erfahrenen Kollegen –, sie haben sich aber gleichzeitig auch innerhalb
eines Lehrplans weiterzuentwickeln – szenischer Unterricht, musikalischer
Repertoireunterricht und so weiter.
Die Nachwuchspflege ist auch ein Schwerpunkt in Bezug auf unser
junges Publikum. Wir bringen als einziges Berliner Opernhaus jedes
Jahr eine Kinderoper auf
der großen Bühne heraus. Wir haben ein Programm, das Workshops,
Führungen usw. enthält und das über 30.000 Besucher jedes Jahr
anzieht. Diese Reihe heißt „Komische Oper jung“.
Peter Mussbach
… Auf der Opernstiftung scheint ein Fluch zu liegen. Sie schlingert nach
wie vor. Schlimmer noch, sie droht abzustürzen! Liegt es am unsäglichen
Konstrukt der Opernstiftung selbst, halb privat, halb öffentlich-rechtlich
zu sein, oder aber an den Teilen, die sie ausmachen sollen, den Betrieben? Ich
wünsche mir, dass darüber grundlegend nachgedacht und dann auch gehandelt
werden wird, ohne Ausschüsse und Beratergremien, welche die allgemeine Ratlosigkeit
nur professionalisieren sollen…
Ich wünsche mir, dass Sie mir Glauben schenken, wenn ich Ihnen sage, das
die Nichtverlängerung meines Vertrages für mich die normalste Sache
der Welt ist. Für jeden Intendanten gilt die letzte Phase seiner Amtszeit
als jedem bekannt. Für ungeheuerlich aber erachte ich, dass gleichzeitig
mit dieser Entscheidung kein Nachfolger für mich bestimmt war und bis
heute auch noch nicht ist, wie es auch gegenwärtig niemanden gibt, welcher
die Sanierung, die ich von Anfang meines Vertrages an als die wesentlichste
Aufgabe, die wahre Zukunft der Staatsoper betreffend, angesehen und behandelt
hatte, und welcher dieses Sanierungsprojekt jetzt federführend wie im
Staffellauf übernehmen könnte…
Der letzte Wunsch, den ich habe, (...) ist an Sie direkt gerichtet,
Herr Wowereit, da Sie der Kultursenator des Landes und letztendlich
die alles
entscheidende
Figur eines sich selbst erfüllenden Verwaltungsapparates sind, welchem
Sie vorstehen. Sie wissen als Budgetier, dass die Staatsoper während meiner
Zeit 7 Millionen Euro Rücklagen gebildet hat, was Sie nicht mir, sondern
einem verantwortungslosen Geschäftsführer zu verdanken haben, der
das Haus knebelte und ausblutete und es jetzt erneut an die Politik verkauft
hat. Die Staatsoper wurde nach außen hin reich, aber nach innen arm.
Wir haben gerade mal noch 36 Bühnentechniker. Das zum Thema Konkurrenzfähigkeit
und Internationalität. Das endlich wahrzunehmen, habe ich die Politik
in den letzten Jahren immer deutlicher aufgefordert, aber man begleitet nicht,
wofür man verantwortlich zeichnet. Man trifft kopflos Entscheidungen,
nur weil diese irgendwann einmal zufällig auf der Tagesordnung erscheinen. Es ist richtig, Herr Wowereit, wir haben heute 7 Millionen Euro
Rücklagen,
aber keine Rückstellungen in dieser Höhe, welche dem Hause dann wieder
zugute kämen. Die Staatsoper hat 7 Millionen Euro, die während meiner
Amtszeit generiert wurden und nun frei und verloren wie immer im Budget herumfliegen
wie bei „Quax,
dem Bruchpiloten“. Jetzt haben Sie, Herr Wowereit, erkennen können,
dass die Staatsoper 11 Millionen Euro Einnahmedefizit im Schiller-Theater machen
wird. Da kann das Haus strampeln, wie es will. Nassforsch verlangen Sie nun
von der Staatsoper, das Umsatzdefizit selbst zu tragen. Dafür könnte
man diese Rücklagen in Höhe von 7 Millionen Euro doch einstellen.
Es fehlten dann nur noch 4 Millionen Euro zu den 11 Millionen Euro, welche
die Oper bitte bis zum Jahr 2010 von ihrem Budget selbst einzustellen hätte. – So
ist das Diktum des Regierenden…
Die 10 Millionen Euro vom Bund haben nicht Sie beschafft, sondern
die Verantwortlichen der Staatsoper. Die Staatsoper hat nicht 10
Millionen
Euro mehr, wie Sie
immer wieder stolz behaupten, sondern die Staatsoper ist im Rückflug dort gelandet,
wo sie im Jahr 2003 schon einmal war. Mit den 10 Millionen Euro haben wir nichts
anderes als eine restitutio ad integrum, aber mit der von Ihnen geforderten
Rücklagenbildung von 11 Millionen Euro für die Zeit im Schiller-Theater
nicht mehr als 2 Millionen Euro per anno liquide Masse für den laufenden
Betrieb, welchen Sie behauptetermaßen zukunftsfähig machen wollen.
Das ist der wahre Skandal, den Sie noch nicht einmal zu ummänteln trachten…
Klaus Wowereit
…
Bei Rücklagen der Staatsoper sehe ich keine Alternative, dass sie selbstverständlich
in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden müssen. Mein Bestreben war
immer, dass bei der Sanierung der Staatsoper alles mit auf den Tisch kommt.
Hier sind Zahlen für die Sanierung der Oper genannt worden, als ich noch
nicht zuständig war, wo man vergessen hatte, dass es eine Ausweichspielstätte
geben muss. Die war mit 1 Million Euro dort veranschlagt. Heute sind wir bei
20 Millionen Euro, und die Forderungen sind eigentlich noch viel höher.
Selbstverständlich gehört es dazu, dass man auch berechnen muss – soweit
man das heute kann –, was das unter veränderten Rahmenbedingungen
bedeutet. Diese konnten wir allerdings auch erst festlegen, nachdem der Ort
der Ausweichspielstätte mit dem Schiller-Theater festgelegt worden ist.
Wenn man dort nicht in einem bestimmten Umfang Aufführungen machen kann,
sondern aufgrund der Auslagerung beschränkt ist, dann gehört es selbstverständlich
dazu, dass das auch in der Bilanz mit berücksichtigt werden muss. Und
wenn es Einnahmeverluste geben wird, dann muss das in das Gesamtbudget eingerechnet
werden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es anders sein solle.
Peter Mussbach
…
Erstens – professionelle Zusammenarbeit: Ich habe bis heute von Herrn
Wowereit keinerlei persönliches Wort, keinerlei Telefonat, keinerlei Brief,
nichts über die Entscheidung des Stiftungsrats erhalten… Und dann
habe ich die Ehre gehabt, von Herrn Barenboim am Freitag informiert zu werden,
unter der Maßgabe, dass er mir auch nahe legte, mir selbst eine goldene
Brücke zu bauen und um am Montag des nachfolgenden Wochenendes vor die
Presse zu gehen – Herr Schmitz, Sie haben das mitbekommen, ob es Herr
Wowereit mitbekommen hat und ob er darüber informiert wurde, weiß ich
nicht – und selbst zu erklären, ich würde meinen Vertrag nicht über
2010 hinaus verlängern. Ich sage nur: Mafia!...
Herr Wowereit hat dankenswerterweise noch einmal gesagt, dass
er verstanden hat, was ich gesagt habe, nämlich dass es ein vollkommen normaler Vorgang
ist, einen Vertrag nicht zu verlängern. Aber dass das Haus jetzt in seiner
spezifischen Zukunftssituation da steht, wo es steht, ist eine Katastrophe.
Wo sind wir denn hier?
Wir reden über Politik und Verantwortung, Herr Wowereit!
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