Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Wilhelm Pitz-Preis

Komponist, Dirigent, Interpret
Pierre Boulez erhielt in Bayreuth den Wilhelm Pitz-Preis der VDO
Zeitgenosse Boulez
Stefan Meuschels Begrüßungsansprache
Boulez, der Freund
Ein Rückblick von Manfred Jung
Bayreuth wird nicht gesprengt
Pierre Boulez über seine Arbeit, den Preis und die Musikkultur

Kulturpolitik
Das Ende einer Ära
Rückblick und Ausblick am Staatstheater Hannover

Portrait
Eine Frau auf dem Chefsessel
Die Nürnberger Ballettdirektorin Daniela Kurz
Phönix aus der Asche
Das Badische Staatstheater Karlsruhe

Berichte
Weikersheim: Puccini im Container
Bregenz: Monumentale „Bohème“-Inszenierung
Salzburg: Die Ära Mortier in Salzburg endete turbulent
Bayreuth: Der Bayreuther Ring


Rauschende Rasanz
Ein „Who’s who“ der Verdi-Diskografie (Teil 2)

Service
VdO-Nachrichten
Alles, was Recht ist
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Spielpläne 2001/2002

 

Kulturpolitik

Das Ende einer Ära

Rückblick und Ausblick am Staatstheater Hannover

Eine lange Ära ist zu Ende an der Staatsoper Hannover. 21 Jahre war Hans-Peter Lehmann nicht nur der umgängliche Vater dieses künstlerischen Großbetriebes, sondern auch so etwas wie der Garant für ein Funktionieren des Hauses auf beachtlichem Niveau. Und eine solche Leistung darf nicht gering geschätzt werden. Umso mehr als seine Arbeitsbedingungen nie sonderlich gut waren.

Zwei Mal musste das Opernhaus zwecks dringend notwendiger Renovierungsarbeiten für längere Zeit geschlossen werden. Aber, was sich als noch viel problematischer erweisen sollte: Die Finanzlage der Geldgeber Stadt und Land war notorisch schlecht. Das Verständnis bei diesen für die Bedürfnisse eines Opernhauses war zumeist ebenso gering ausgeprägt wie deren Wille, die Staatsoper langfristig so mit finanziellen Mitteln auszustatten, dass sie ihrem Namen auch durch hochkarätige Aufführungen gerecht werden konnte.

   

Hans-Peter Lehmann. Foto: Giesel

 

Trotzdem hat Lehmann zumeist ein erstaunliches Niveau halten können. In den letzten Jahren jedoch war er ein wenig vom Pech verfolgt. Der vorzügliche Nachfolger seines langjährigen Generalmusikdirektors George Alexander Albrecht, Christof Prick, verließ das Haus vorzeitig. Dessen Nachfolger Andreas Delfs hatte zwar weitaus weniger Format, hat aber seinen Vertrag auch nicht bis zu Ende erfüllt. Daraufhin gab es in der letzten Spielzeit einen handwerklich vorzüglichen, jedoch künstlerisch wenig inspirierten Interims-Chefdirigenten Hans Urbanek. Und im Ballett hatte Lehmann nach dem Ende der langen Ära Höffgen Pech, als ein bereits verpflichteter, durchaus hochkarätiger Choreograf letztlich sein Engagement nicht antrat.

In keinem dieser Fälle traf den Intendanten eine Schuld. Im Gegenteil: Wie Lehmann solch missliche Situationen immer noch irgendwie zum Besseren wendete, war bewundernswert und überdeckt, dass die künstlerische Bilanz letztlich zwiespältig ausfällt. Im Positiven fällt auf, dass es Lehmann wie kaum einem seiner Kollegen gelungen ist, ein auf hohem Niveau singendes und funktionierendes Ensemble zu erhalten. Außerdem hat er alleine im Haupthaus in 21 Jahren 25 Werke der so genannten Moderne spielen lassen. Die Auswahl geriet zwar nicht immer glücklich, genannt seien nur die Komponisten Weiss und Corigliano, deren künstlerisch dürftige Werke jedoch beim Publikum recht gut ankamen. Aber gerade in diesem Bereich gab es andererseits das, was Hannover sonst fast nie zu bieten hatte: Highlights. Man denke an Zimmermanns „Soldaten“, Reimanns „Schloss“ oder Ligetis „Grand Macabre“.

   

Letzte Inszenierung der Ära Lehman: Mathis der Maler mit Peter Weber. Foto: Franke

 

In den letzten Monaten hat sich die Lage nun nochmals zugespitzt. Der ab dieser Spielzeit amtierende Intendant Albrecht Puhlmann musste bereits öffentlich darauf hinweisen, dass er seinen Vertrag unter anderen Bedingungen abgeschlossen habe als man ihm jetzt möglicherweise aufzwingen will. Zusätzliche jährliche Einsparungen stehen im Raum. Puhlmanns anspruchsvolles Programm der ersten Spielzeit und seine langfristigen Projekte scheinen in Frage gestellt, bevor er überhaupt sein niedersächsisches Büro bezieht. Hans-Peter Lehmann konnten die Subventionsgeber immer wieder einen Kompromiss abringen. Puhlmann hat glücklicherweise von vornherein klargestellt, dass er dazu nicht bereit ist. Er steht für das, wofür er meint, verpflichtet worden zu sein, nämlich für Metropolentheater. Und so erklärt sich auch sein anspruchsvolles, sehr wagemutiges Programm mit Cages wunderbarem musikalisch-szenischen Rundgang durch die Operngeschichte „Europeras“, einer spartenübergreifenden Musiktheaterproduktion von Mike Svoboda „Amerika“, einem Zeitopern-Projekt und zwei Composern in Residence. Dazu eine beachtliche Portion Klassische Moderne (Jenufa, Rake’s Progress). Außerdem plant er einen Mozart-Schwerpunkt mit „Don Giovanni“ und „Zaide“. Mit Andreas Homoki („Aida“) und Herbert Wernicke („Xerxes“-Übernahme aus Basel), mit Barbara Beyer, Ernst Theo Richter, Nigel Lowery, Tim Hopkins und dem umstrittenen Calixto Bieito sind ausschließlich hochkarätige, und ästhetisch sehr anspruchsvolle Regisseure in Hannover zu erwarten.

Stephan Thoss als neuer Ballettdirektor wird das Tanztheater sicherlich weiter profilieren. Und mit dem neuen Chefdirigenten Shao-Chia Lü sowie seinem auf zeitgenössische Musik spezialisierten Stellvertreter Johannes Harneit warten zwei weniger bekannte Musiker auf ihre Chance. Wenn Albrecht Puhlmann nicht der Geldhahn zugedreht wird, so dürften beide bald im Rampenlicht deutschen Operninteresses stehen. Denn Puhlmanns Programm wird für Furore sorgen. Fast sicher.

Reinald Hanke

 

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner