Nichtverlängerungen
Gespräch mit Ivana Soponova
Oper&Tanz: Frau Soponova, wie lange sind Sie schon Ensemblemitglied
des SNE?
Ivana Soponova: Im August 2001
wurde ich mit 18 Jahren direkt im Anschluss an meine achtjährige Tanzausbildung am Konservatorium
in Bratislava nach Bautzen engagiert. Seit vier Jahren habe ich
einen Vertrag „Gruppe mit Solo“.
O&T: Ihr Vertrag ist für die Saison 2011/12 nicht verlängert
worden. Mit welcher Begründung?
Soponova: Auf meiner Nichtverlängerung steht keine schriftliche
Begründung. Aber in einem Gespräch mit der Intendantin
wurde mir gesagt, dass ich bei der letzten Premiere in der Synchronisation
unsicher gewesen sei. Dabei hatte ich die Einladung zum Gespräch
schon eine Woche vor dieser Premie-re erhalten! Es ist gar nicht
zu beschreiben, was für ein Gefühl das ist, als Tänzerin
nach neun Jahren Karriere so etwas zu hören, eine schlechte
Künstlerin zu sein! Ich soll nicht gut genug sein für
das neue ästhetische Konzept. Ich kann mir noch gar nicht
vorstellen, wie ich die nächste Saison psychisch schaffen
soll.
O&T: Wie ist die Stimmung im
Ballettensemble, das insgesamt 10 von 26 Tänzern und den Ballettmeister verlieren soll?
Soponova: Wir sind alle befreundet
und halten zusammen – nach
wie vor. Natürlich sind wir sehr traurig über das, was
da mit uns gemacht wird. Wir versuchen, uns auf unsere Arbeit zu
konzentrieren, fast als ob nichts passiert wäre. Aber die
große Frage, die uns alle interessiert, ist die nach den
Kriterien für die Nichtverlängerungen. Es wurde immer
gesagt, dass nach sozialen Punkten wie Alter, Betriebszugehörigkeit
und Unterhaltssituation entschieden werde. Wieso müssen dann
Kollegen mit Kindern gehen?
O&T: Verstehen und sprechen Sie
auch Sorbisch?
Soponova: Wenn jemand Sorbisch
spricht, verstehe ich fast alles, allein schon dadurch, dass ich
seit 9 Jahren hier arbeite und aus
der Slowakei komme, denn die obersorbische Sprache ist dem Slowakischen
ziemlich verwandt.
O&T: Herzlichen Dank.
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