Strauss in Freiberg
Immer wieder erweckte das Mittelsächsische Theater mit seinen
kleinen, anheimelnden Häusern in Freiberg und Döbeln in
den letzten Jahren Aufmerksamkeit mit selten gespielten Werken.
In der vorigen Saison folgte der Einstudierung von Albert Lortzings
Oper „Rolands Knappen“ noch Claudio Monteverdis „Orfeo“.
Nun war mit der bürgerlichen Komödie „Intermezzo“
erstmals in Freiberg eine Oper von Richard Strauss zu erleben.
Die großen Bühnen nehmen die zur Operette tendierende
Handlung mit einer Episode aus dem nicht ganz problemlosen Eheleben
des Komponisten nicht sonderlich ernst. Doch die Freiberger Theaterbesucher
hatten an den aus Missverständnissen entstandenen Eifersuchtsszenen
des zum Hofkapellmeister Robert Storch mutierten Autors und seiner
in Frau Hofkapellmeister Christine verwandelten Pauline ihren Spaß.
Diese Christine darf gleich zu Beginn toben und ihrem Mann zusetzen,
wie es aus manchen Berichten bekannt ist. Storch wiederum zeigt
sich nach anfänglicher Beherrschung auch nicht zimperlich.
Ein falsch adressierter Brief an den Kapellmeister Stroh bringt
dann alles durcheinander und Storch ausgerechnet während seines
geliebten Skatspieles aus der Fassung.
Der Regie führende Intendant Mark Schönwasser-Görke
und der Chefdirigent Michael Horstmann sorgen für lebendiges
szenisches und musikalisches Geschehen auf der von Tilo Staudte
ausgestatteten Bühne. Da genügen wenige charakterisierende
Versatzstücke vor den auf der Leinwand im Hintergrund zitierten
Bühnenbildern der Uraufführung. Die Musik freilich ist
alles andere als operettenhaft, wenn auch von leichtem Koversationston
geprägt. Sie will von den Solisten und von einem kleinen, mit
Strauss-Opern bislang nicht vertrauten Orchester bewältigt
sein. Nicht nur die musikalischen Turbulenzen in den Auseinandersetzungen
der Partner, sondern auch der Wohlklang im versöhnenden Schluss
ist anspruchsvoll. Denn die ausdrucksstarken sinfonischen Zwischenspiele
und der Weg zum großartigen Fis-Dur-Schlussteil führen
durch Modulationen, die Streichern wie Bläsern nicht gerade
in den Fingern liegen. So verdient das, was die Mittelsächsische
Philharmonie leistet, allen Respekt.
Der Bariton Guido Kunze und die Sopranistin Carola Glaser gestalten
den das Stück eröffnenden Ehekrach und die weiteren Verwicklungen
darstellerisch gelöst und gesanglich überzeugend. Susanne
Engelhardt als gewitzte, allen Situationen gewachsene Kammerjungfer
Anna, der lyrische Tenor Tobias Schäfer als nicht uneigennütziger
Verehrer Christines sowie Klaus Kühl, Hans-Heinrich Ehrler,
Joachim Goltz und Lothar Ballhaus als Skatbrüder bewähren
sich und gehören als weitere Akteure zum achtbaren Ensemble.
Werner Wolf
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