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Aktuelle Ausgabe

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Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Inferno Kulturpolitik
Ein Porträt des Bremer Theaters und ein Interview mit Klaus Pierwoß
Die Oper ist uns lieb und teuer
Ein Kongress über die Kosten der Oper

Portrait
Zirkus Hülsen in der Oper
Die Geschichte der Berliner Opernhäuser (Teil 4)
Ausflug nach Deutschland
Ein Gespräch mit dem Choreografen Graeme Murphy

Berichte
Schlag nach bei Adorno
Hindemiths „Mathis der Maler“ in Hamburg
Tagträumend und nachtwandelnd
„Macbeth“ an der Semperoper Dresden
Ein Meister des Selbstzitats
Konwitschnys „Cosi fan tutte“ in Berlin

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Schlagzeilen

 

Neuer Kulturstaatsminister
Neuer Kulturstaatsminister ist der Bremer CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann, MdB. Mit dem Spezialisten für Medienpolitik ist das Amt erstmals mit einem Politiker besetzt, der in der Fraktion verankert ist. Zu seinem Amtsantritt sagte er, er sehe es als große Herausforderung an, trotz der „massiven notwendigen Sparmaßnahmen“ bei Bund und Ländern der Kultur in Deutschland „viel Freiraum und Luft zum Atmen zu geben“. Dabei strebe er eine enge Zusammenarbeit mit den Ländern an, deren Kulturzuständigkeit „in den meisten Fällen unbestreitbar“ sei. Sein bisheriges Engagement im Filmbereich werde er auf alle kulturellen Bereiche ausdehnen. Der 1942 in Westpreußen geborene, in Bremen aufgewachsene Neumann studierte dort an der Pädagogischen Hochschule und arbeitete einige Jahre als Lehrer. 1962 trat er in die CDU ein, 1971 wurde er in die Bürgerschaft gewählt, 1973 Fraktionsvorsitzender. Seit 1987 gehört er dem Bundestag an, von 1991 bis 1998 war er Staatssekretär im Bundesbildungsministerium.
Der neue Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses, Hans-Joachim Otto (FDP), äußerte heftige Kritik an der ungenügenden Ressortzuständigkeit des Kulturstaatsministers. Die Außenvertretung der Kultur in der Europäischen Union sei „den Ländern zum Fraß vorgeworfen worden zum Nachteil von Deutschland“, sagte Otto. „Die Erfahrungen damit, dass Kultur und der Rundfunk von Ländervertretern wahrgenommen werden, sind desaströs.“ Der FDP-Politiker sprach sich dafür aus, vor allem „Junges, Neues, Mutiges, Widerspenstiges“ in der Kunst zu fördern.

Wiedereröffnung der Dresdner Frauenkirche
Mit Beethovens „Missa Solemnis“ wurde – viel beachtet von den Medien – Anfang November die Dresdner Frauenkirche eingeweiht. Die Sächsische Staatskapelle und der Chor der Sächsischen Staatsoper Dresden musizierten unter dem zukünftigen Chef der Staatsoper, Fabio Luisi, zu Ehren des Gebäudes, das seit der Wende mit Hilfe zahlreicher privater Spenden Stein für Stein wieder aufgebaut wurde. Viel gelobt wurde die Raumakustik – ebenso die Leistungen der Musiker in diesem ersten Konzert „von überirdischer Schönheit“, wie die Berliner Morgenpost schreibt. Gleichzeitig wird die „sagenhafte“ Leistung des Chores gelobt. Der Start macht Hoffnung auf ein reiches Konzertleben in der Frauenkirche.

Neues Forum für Chorsänger im Internet
www.saengerforum.de ist eine Initiative des Frankfurter Opernchores. Neben öffentlichen Forenbereichen für alle Stimminteressierten gibt es das geschlossene Forum „Alle Berufschöre“, zu dem nur Berufschorsänger (Oper und Rundfunk) Zugang haben. Des Weiteren können Berufschöre kostenlos geschlossene Foren nur für ihren Chor einrichten, zu dem andere Mitglieder keinen Zugang haben. Primäre Zielsetzung ist der direkte Informationsaustausch zwischen Berufschorsängern, Chorleitern und den Verbänden VdO und GDBA. Alle geschlossenen Foren sind nur für registrierte und ausdrücklich dafür freigeschaltete Mitglieder des Sängerforums nach dem Login sichtbar! In den öffentlichen Foren, für jedermann zugänglich, können allgemeine Fragen zum Thema Gesang und Stimme diskutiert werden.

UNESCO-Konvention
Mit großer Mehrheit hat die UNESCO-Generalkonferenz am 20. Oktober 2005 das „Übereinkommen zum Schutz und zur Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“ verabschiedet. Das Übereinkommen schafft eine völkerrechtlich verbindliche Grundlage für das Recht aller Staaten auf eigenständige Kulturpolitik. Deutschland gehörte zu den stärksten Befürwortern. Gegen das Übereinkommen haben die USA und Israel gestimmt. Mit dem Übereinkommen wird die Berechtigung nationaler Kulturpolitik gegen die von der WTO geforderten Liberalisierungen abgesichert. Nationale Kulturpolitik und öffentliche Kulturförderung erhalten gegenüber drohenden wettbewerbsrechtlichen Einschränkungen eine neue Legitimität. Kulturpolitische Ziele nationaler Politik können mit internationalen Handelsabkommen (zum Beispiel GATS) in Einklang gebracht werden.

Konold geht
Der Intendant des Staatstheaters Nürnberg, Wulf Konold, wird seinen Vertrag über das Jahr 2008 hinaus nicht verlängern. Eine Sondierungskommission soll mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt werden. Konold ist seit Herbst 1996 Generalintendant des Nürnberger Theaters. Zu den wichtigsten Erfolgen seiner Amtszeit gehörte die Ernennung des Dreispartenhauses zum Staatstheater. Seit dem Jahr 2005 ist Wulf Konold auch Leiter der Schlossfestspiele in Ludwigsburg.

Opernbühne und politisches Parkett
Der Komponist und Rundfunkredakteur Wilfried Hiller wurde zum neuen Präsidenten des Bayerischen Musikrates gewählt. Der Vorgänger Wilfried Anton dankte zu seinem Abschied den Entscheidungsträgern im Landtag, in den Ministerien und auf den kommunalen Ebenen für deren Aufgeschlossenheit gegenüber den kulturpolitischen Anliegen des Bayerischen Musikrates und den zahlreichen ehrenamtlich tätigen Vertretern der Musikinstitutionen und -verbände im BMR für ihr nachhaltiges Engagement. Für Wilfried Hiller bleibt genug zu tun. „In Zeiten knapper Kassen ist es wichtiger denn je, irreparable Schäden für das Laienmusizieren, die musikalische Bildung, die Breiten- und Spitzenförderung, die künstlerische Musikpflege und überhaupt für alle Musikinstitutionen abzuwenden“, führte der scheidende Präsident aus. Inhaltlich gab er seinem Nachfolger unter anderem auf den Weg, sich für die Abschaffung der Wahlpflicht zwischen Kunsterziehung und Musik in den 7. bis 9. Hauptschulklassen einzusetzen.
Wilfried Hiller, dessen Musiktheaterwerke, nicht zuletzt die Stücke für Kinder, weite internationale Beachtung genießen, besitzt gerade auf dem musikpädagogischen Feld große Erfahrung. Es darf erwartet werden, dass er sein Amt mit Elan und zugleich mit Augenmaß für das Mögliche führen wird. Das sind gute Bedingungen für eine gedeihende Arbeit.

KulturBarometer – Wetterbesserung in Sicht?
Ende November hat die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) Ergebnisse aus dem „8. KulturBarometer des Zentrums für Kulturforschung (ZfKf)“ vorgestellt. Seit 1990 erstellt das Zentrum für Kulturforschung aktuelle Meinungsbilder zu Themen der kulturellen Bildung und Kulturpolitik. Zu den zentralen Ergebnissen des aktuellen KulturBarometers gehört, dass musikalische Darbietungen von den über 2.000 Befragten am deutlichsten mit ihrem Begriff von Kunst und Kultur korrelierten. 35 Prozent derjenigen, die Musik als das kulturelle Medium schlechthin empfinden, sehen dies im Musiktheater verwirklicht. Der Anteil der jährlichen Musiktheater-Besucher hat sich in den letzten 20 Jahren von etwa 26 auf 42 Prozent gesteigert. Was die so genannten klassischen Konzerte angeht, sind die Zahlen in den letzten zehn Jahren allerdings leicht rückläufig, während sie im Pop-Rock-Jazz-Sektor weiterhin steigen. Alarmierend nannte Gerald Mertens, Geschäftsführer der DOV, den zunehmenden Wegfall von Besuchergruppen mittleren Alters und bei jüngeren Senioren.
Sein Forderungskatalog: „Opernhäuser und Orchester müssen regelmäßiger Angebote für die ganze Familie machen. Den Berührungsängsten mit klassischer oder moderner Musik kann man durch neue Konzertformen begegnen. Ein Hauptthema der nächsten Zeit wird die alters- und zielgruppengemäße Musikvermittlung sein. Außerdem müssen Kultureinrichtungen ihre Angebote untereinander stärker vernetzen.“ Mertens weiter: „Die Grundlagen müssen Bildungs- und Kulturpolitik durch die Einrichtung eines regelmäßigen Instrumentalunterrichts an den Schulen legen“.
Martin Hufner

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