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Neuer Kulturstaatsminister
Neuer
Kulturstaatsminister ist der Bremer CDU-Landesvorsitzende Bernd
Neumann, MdB. Mit dem Spezialisten für Medienpolitik ist das
Amt erstmals mit einem Politiker besetzt, der in der Fraktion verankert
ist. Zu seinem Amtsantritt sagte er, er sehe es als große
Herausforderung an, trotz der „massiven notwendigen Sparmaßnahmen“
bei Bund und Ländern der Kultur in Deutschland „viel
Freiraum und Luft zum Atmen zu geben“. Dabei strebe er eine
enge Zusammenarbeit mit den Ländern an, deren Kulturzuständigkeit
„in den meisten Fällen unbestreitbar“ sei. Sein
bisheriges Engagement im Filmbereich werde er auf alle kulturellen
Bereiche ausdehnen. Der 1942 in Westpreußen geborene, in Bremen
aufgewachsene Neumann studierte dort an der Pädagogischen Hochschule
und arbeitete einige Jahre als Lehrer. 1962 trat er in die CDU ein,
1971 wurde er in die Bürgerschaft gewählt, 1973 Fraktionsvorsitzender.
Seit 1987 gehört er dem Bundestag an, von 1991 bis 1998 war
er Staatssekretär im Bundesbildungsministerium.
Der neue Vorsitzende des Bundestagskulturausschusses, Hans-Joachim
Otto (FDP), äußerte heftige Kritik an der ungenügenden
Ressortzuständigkeit des Kulturstaatsministers. Die Außenvertretung
der Kultur in der Europäischen Union sei „den Ländern
zum Fraß vorgeworfen worden zum Nachteil von Deutschland“,
sagte Otto. „Die Erfahrungen damit, dass Kultur und der Rundfunk
von Ländervertretern wahrgenommen werden, sind desaströs.“
Der FDP-Politiker sprach sich dafür aus, vor allem „Junges,
Neues, Mutiges, Widerspenstiges“ in der Kunst zu fördern.
Wiedereröffnung der Dresdner Frauenkirche
Mit
Beethovens „Missa Solemnis“ wurde – viel beachtet
von den Medien – Anfang November die Dresdner Frauenkirche
eingeweiht. Die Sächsische Staatskapelle und der Chor der Sächsischen
Staatsoper Dresden musizierten unter dem zukünftigen Chef der
Staatsoper, Fabio Luisi, zu Ehren des Gebäudes, das seit der
Wende mit Hilfe zahlreicher privater Spenden Stein für Stein
wieder aufgebaut wurde. Viel gelobt wurde die Raumakustik –
ebenso die Leistungen der Musiker in diesem ersten Konzert „von
überirdischer Schönheit“, wie die Berliner Morgenpost
schreibt. Gleichzeitig wird die „sagenhafte“ Leistung
des Chores gelobt. Der Start macht Hoffnung auf ein reiches Konzertleben
in der Frauenkirche.
Neues Forum für Chorsänger im Internet
www.saengerforum.de
ist eine Initiative des Frankfurter Opernchores. Neben öffentlichen
Forenbereichen für alle Stimminteressierten gibt es das geschlossene
Forum „Alle Berufschöre“, zu dem nur Berufschorsänger
(Oper und Rundfunk) Zugang haben. Des Weiteren können Berufschöre
kostenlos geschlossene Foren nur für ihren Chor einrichten,
zu dem andere Mitglieder keinen Zugang haben. Primäre Zielsetzung
ist der direkte Informationsaustausch zwischen Berufschorsängern,
Chorleitern und den Verbänden VdO und GDBA. Alle geschlossenen
Foren sind nur für registrierte und ausdrücklich dafür
freigeschaltete Mitglieder des Sängerforums nach dem Login
sichtbar! In den öffentlichen Foren, für jedermann zugänglich,
können allgemeine Fragen zum Thema Gesang und Stimme diskutiert
werden.
UNESCO-Konvention
Mit
großer Mehrheit hat die UNESCO-Generalkonferenz am 20. Oktober
2005 das „Übereinkommen zum Schutz und zur Förderung
der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen“ verabschiedet. Das
Übereinkommen schafft eine völkerrechtlich verbindliche
Grundlage für das Recht aller Staaten auf eigenständige
Kulturpolitik. Deutschland gehörte zu den stärksten Befürwortern.
Gegen das Übereinkommen haben die USA und Israel gestimmt.
Mit dem Übereinkommen wird die Berechtigung nationaler Kulturpolitik
gegen die von der WTO geforderten Liberalisierungen abgesichert.
Nationale Kulturpolitik und öffentliche Kulturförderung
erhalten gegenüber drohenden wettbewerbsrechtlichen Einschränkungen
eine neue Legitimität. Kulturpolitische Ziele nationaler Politik
können mit internationalen Handelsabkommen (zum Beispiel GATS)
in Einklang gebracht werden.
Konold geht
Der
Intendant des Staatstheaters Nürnberg, Wulf Konold, wird seinen
Vertrag über das Jahr 2008 hinaus nicht verlängern. Eine
Sondierungskommission soll mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt
werden. Konold ist seit Herbst 1996 Generalintendant des Nürnberger
Theaters. Zu den wichtigsten Erfolgen seiner Amtszeit gehörte
die Ernennung des Dreispartenhauses zum Staatstheater. Seit dem
Jahr 2005 ist Wulf Konold auch Leiter der Schlossfestspiele in Ludwigsburg.
Opernbühne und politisches Parkett
Der
Komponist und Rundfunkredakteur Wilfried Hiller wurde zum neuen
Präsidenten des Bayerischen Musikrates gewählt. Der Vorgänger
Wilfried Anton dankte zu seinem Abschied den Entscheidungsträgern
im Landtag, in den Ministerien und auf den kommunalen Ebenen für
deren Aufgeschlossenheit gegenüber den kulturpolitischen Anliegen
des Bayerischen Musikrates und den zahlreichen ehrenamtlich tätigen
Vertretern der Musikinstitutionen und -verbände im BMR für
ihr nachhaltiges Engagement. Für Wilfried Hiller bleibt genug
zu tun. „In Zeiten knapper Kassen ist es wichtiger denn je,
irreparable Schäden für das Laienmusizieren, die musikalische
Bildung, die Breiten- und Spitzenförderung, die künstlerische
Musikpflege und überhaupt für alle Musikinstitutionen
abzuwenden“, führte der scheidende Präsident aus.
Inhaltlich gab er seinem Nachfolger unter anderem auf den Weg, sich
für die Abschaffung der Wahlpflicht zwischen Kunsterziehung
und Musik in den 7. bis 9. Hauptschulklassen einzusetzen.
Wilfried Hiller, dessen Musiktheaterwerke, nicht zuletzt die Stücke
für Kinder, weite internationale Beachtung genießen,
besitzt gerade auf dem musikpädagogischen Feld große
Erfahrung. Es darf erwartet werden, dass er sein Amt mit Elan und
zugleich mit Augenmaß für das Mögliche führen
wird. Das sind gute Bedingungen für eine gedeihende Arbeit.
KulturBarometer – Wetterbesserung in Sicht?
Ende
November hat die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) Ergebnisse
aus dem „8. KulturBarometer des Zentrums für Kulturforschung
(ZfKf)“ vorgestellt. Seit 1990 erstellt das Zentrum für
Kulturforschung aktuelle Meinungsbilder zu Themen der kulturellen
Bildung und Kulturpolitik. Zu den zentralen Ergebnissen des aktuellen
KulturBarometers gehört, dass musikalische Darbietungen von
den über 2.000 Befragten am deutlichsten mit ihrem Begriff
von Kunst und Kultur korrelierten. 35 Prozent derjenigen, die Musik
als das kulturelle Medium schlechthin empfinden, sehen dies im Musiktheater
verwirklicht. Der Anteil der jährlichen Musiktheater-Besucher
hat sich in den letzten 20 Jahren von etwa 26 auf 42 Prozent gesteigert.
Was die so genannten klassischen Konzerte angeht, sind die Zahlen
in den letzten zehn Jahren allerdings leicht rückläufig,
während sie im Pop-Rock-Jazz-Sektor weiterhin steigen. Alarmierend
nannte Gerald Mertens, Geschäftsführer der DOV, den zunehmenden
Wegfall von Besuchergruppen mittleren Alters und bei jüngeren
Senioren.
Sein Forderungskatalog: „Opernhäuser und Orchester müssen
regelmäßiger Angebote für die ganze Familie machen.
Den Berührungsängsten mit klassischer oder moderner Musik
kann man durch neue Konzertformen begegnen. Ein Hauptthema der nächsten
Zeit wird die alters- und zielgruppengemäße Musikvermittlung
sein. Außerdem müssen Kultureinrichtungen ihre Angebote
untereinander stärker vernetzen.“ Mertens weiter: „Die
Grundlagen müssen Bildungs- und Kulturpolitik durch die Einrichtung
eines regelmäßigen Instrumentalunterrichts an den Schulen
legen“.
Martin Hufner
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