Zur Startseite


 

 
Zur Startseite von Oper & Tanz
Aktuelles Heft
Archiv & Suche
Stellenmarkt
Oper & Tanz abonnieren
Ihr Kontakt zu Oper und Tanz
Kontakt aufnehmen
Impressum
Datenschutzerklärung

Website der VdO


 

Aktuelle Ausgabe

Editorial

Kulturpolitik
Brennpunkte
Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Vernichtung eines Genres
Operette unterm Hakenkreuz – eine Tagung in Dresden

Portrait
Stabil auf Sand gebaut
Die Geschichte der Berliner Opernhäuser (Teil 1)
Richard Strauss und das Ballett
Ein Komponist zwischen Faszination und Ablehnung
Glaube an gegenseitigen Respekt
Porträt des Choreografen Itzik Galili
Entfaltung eines Lebenswerks
Pierre Boulez zum 80. Geburtstag

Berichte
Verschollenes wieder entdeckt
Neues aus Dresden, Leipzig, Freiberg-Döbeln, Plauen-Zwickau und Dessau
Da schlägt die Liebe zu
Nymans „Love counts“ in Karlsruhe uraufgeführt
Unterwegs zum Belcanto
„iOPAL“ von Hespos in Hannover uraufgeführt
Die Kunst der richtigen Dosierung
Bilanz der Münchner Ballettwoche


Cornelia Stilling-Andreoli: „Marcia Haydée – Divine“
Die Opernedition der FAZ: Ein Gelingen mit Abstrichen

VdO-Nachrichten
Nachrichten
Auftaktgespräch zur Gagen-Anpassung 2005 - 2007 // Neuer Vorstand des Deutschen Kulturrats // Rat für Kunst & Tanz // Runder Tisch zur KSK // ÖTV-Boss Heinz Kluncker gestorben // Wir gratulieren // Kurz, aber wichtig

Service
Schlagzeilen
Namen und Fakten
Oper und Tanz im TV
Stellenmarkt
Festspiel-Vorschau 2005
Spielpläne 2004/2005

 

Fragwürdige Auswahlkriterien, gute Ausbeute

Die Opernedition der FAZ: Ein Gelingen mit Abstrichen

Willkommen im Schnäppchenparadies. Kultur muss nicht teuer sein. Gebundene Romanausgaben unter 5 Euro, Kinofilme auf DVD unter 10 Euro. Kaum ein größeres Verlagshaus, das sich nicht, geschmückt vom Urteil ihrer Feuilletonredaktionen, am großen Schlussverkauf beteiligt. Alles muss raus.

Vom Preis und Erscheinungsbild her versucht sich die FAZ-Edition mit Opern-DVDs da ein wenig abzuheben. „Sie haben das Geld, wir den Geschmack“ scheint an die Stelle von „Geiz ist geil“ zu treten. Der Anspruch, „die 20 wichtigsten Opernaufführungen“ herausgesucht zu haben, ist schon Ehrfurcht gebietend, doch wird schnell klar, dass die Edition, an diesem Anspruch gemessen, nur scheitern konnte.

Was schon die ersten beiden Folgen mit je vier Opern vermuten ließen, bestätigt sich bei der Vervollständigung: Die Kooperation mit nur einem Partner (Arthaus) schränkte die Auswahl auf jenes Material ein, das eben dieses Label schon veröffentlicht hatte. An eine streng nach Qualitätsmaßstäben vorgenommene oder wenigstens repräsentative Auswahl ist bei einer solchen Konstellation natürlich nicht zu denken. Unter anderen Umständen hätte die fast schon lächerlich pompöse und bis auf Pavarottis solide herausposaunten Radames musikalisch unbedeutende „Aida“-Produktion (Mailänder Scala 1986) hier ebenso wenig Berücksichtigung gefunden wie die – gemessen am Namen des Regisseurs – völlig unspektakuläre „Bohème“ aus Sidney, auch wenn Baz Luhrmann hier einige Jahre vor „Moulin Rouge“ optisch schon ein paar Fühler in Richtung Montmartre ausgestreckt hat. Szenisch ebenfalls enttäuschend Pierre Strossers Lyoner „Pelléas“, als imaginäres Drama in Fin-de-Siècle-Innenräume eingesperrt und – eigentlich unverzeihlich – mit vertauschten Stereo-Kanälen.

Zwei kaum mehr als routinierte Regiearbeiten bieten zumindest üppig ausgestattete und prominent besetzte Raritäten: Shirley Verrett an der Seite Plácido Domingos in Meyerbeers „Afrikanerin“ und die große Marilyn Horne als „Orlando Furioso“ in Vivaldis Ariost-Adaption. Ein weiterer Repertoire-Außenseiter, Paisiellos „Nina“, wird in der Hauptsache durch Cecilia Bartolis fulminante Bühnenpräsenz inmitten einer auch sonst sorgfältigen und liebevollen Zürcher Aufführung legitimiert.

Eher enttäuschend letztlich auch die Präsentation der Boxen. Der ursprüngliche Begleittext der Arthaus-Versionen (ohne Aktualisierung der Künstlerbiografien) wird ergänzt durch einen Essay aus der FAZ-Redaktion. Dieser bezieht sich aber nicht, wie man erwarten könnte, auf die Besonderheiten, die die jeweilige Aufführung zu einer der „wichtigsten“ machen würde, sondern oft nur auf das Werk selbst, woran schon das Dilemma abzulesen ist, in dem die Fachleute da gesteckt haben müssen.

Andererseits sind in der Sammlung aber sehr gute bis herausragende Produktionen zu erleben. Solche, in denen die handwerklich gediegene Inszenierungsarbeit im Laufe des Stücks an Dringlichkeit gewinnt und in Verbindung mit hervorragenden Sängerleistungen absolut werkdienliche Ergebnisse hervorbringt: „Peter Grimes“ aus der English National Opera mit einem großartigen Philip Langridge in der Titelpartie und „Pique Dame“ aus Glyndebourne mit einem erschreckend neurotischen Hermann (Yuri Marusin) und einer gespenstisch schön singenden Gräfin (Felicity Palmer). Vor allem aber Götz Friedrichs abgeklärte, in der wunderbar differenzierten Personenführung beglückende „Meistersinger“ mit dem gesangstechnisch überragenden Hans Sachs Wolfgang Brendels setzen hier höchste Maßstäbe.

Oder solche, die auf ganz unterschiedliche Weise einen verblüffenden Blick auf ein Stück werfen. Die beiden Händel-Opern wären hier zu nennen: Jossie Wielers mit brillanter Strenge modernisierte „Alcina“ aus Stuttgart und – vokal noch spektakulärer – David Aldens Münchner Comic-Strip namens „Rinaldo“ – ein Sängerfest. Auch Axel Mantheys subtil naive Bebilderung der „Zauberflöte“ von den Ludwigsburger Festspielen gehört hierher, freilich mit einigen gesanglichen Abstrichen, und natürlich Robert Wilsons bewährtes Zeitlupen-Theater, das sich als erstaunlich kompatibel mit Glucks Reform des musikdramatischen Zeitgefühls im „Orphée“ erweist. Vesselina Kasarova ist gleich zweimal zu erleben: Als Penelope steht sie ganz im Mittelpunkt der Zürcher Aufführung des „Ulisse“, in der Klaus-Michael Grüber und Nikolaus Harnoncourt Monteverdi als einen zeitlos gültigen Musikdramatiker präsentieren, und als „Belle Hélène“ brilliert sie in Helmut Lohners köstlicher Version von Offenbachs Klassiker (Zürich 1997). Ein Dokument intelligenten Regietheaters ist auch Herbert Wernickes illusionslos präziser „Falstaff“ aus Aix-en-Provence, mit einem hervorragenden Sängerkollektiv um den intellektuellen Außenseiter herum, als der sich Willard White in der Hauptrolle gibt.

Zwei Inszenierungen treffen den musikalischen Tonfall mit instinktivem Gespür und großer szenischer Imagination haargenau: Louis Erlos „Liebe zu den drei Orangen“ mit Prokoffiefs trockenem Sarkasmus von (Lyon 1989) und Dario Fos exemplarische, den Geist der Comedia dell’arte atmende Amsterdamer Aufführung des Rossinischen „Barbier“, ein auch sängerisch beglückendes Ereignis.

Juan Martin Koch

FAZ-Opernedition

• Serie 1: Orphée et Eurydice (Wilson/Gardiner), Falstaff (Wernicke/Mazzola), Die Meistersinger von Nürnberg (Friedrich/Frühbeck de Burgos), Tosca (Jacquot/Pappano)
• Serie 2: Rinaldo (Alden/Bicket), La Belle Hélène (Lohner/Harnoncourt), Aida (Ronconi/Maazel), Die Zauberflöte (Manthey/Gönnenwein)
• Serie 3: Alcina (Wiehler/Hacker), L’Africaine (Mansouri/Arena), Pique Dame (Vick/Davis), Capriccio (Lawless/Runnicles)
• Serie 4: Peter Grimes (Albery/Atherton), Pelléas et Mélisande (Strosser/Gardiner), Nina (Lievi/Fischer), Orlando Furioso (Pizzi/Behr)
• Serie 5: Il ritorno d’Ulisse in patria (Grüber/Harnoncourt), L’amour des trois oranges (Erlo/Nagano), La Bohème (Luhrmann/Smith), Il Barbiere di Siviglia (Fo/Zedda)
Gesamtedition (20 Opern): € 339,- zzgl. Versandkosten, Paket mit jeweils vier Opern: € 69,-, Einzelpreis: € 19,90
www.faz-net.de/dvd-shop

 

startseite aktuelle ausgabe archiv/suche abo-service kontakt zurück top

© by Oper & Tanz 2000 ff. webgestaltung: ConBrio Verlagsgesellschaft & Martin Hufner