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Verschollenes wieder entdeckt

Neues aus Dresden, Leipzig, Freiberg-Döbeln, Plauen-Zwickau und Dessau · Von Werner Wolf

Eine wahrhafte Entdeckerfreude beherrschte innerhalb weniger Wochen sächsische Theater und das Anhaltische in Dessau. Den Reigen eröffnete die Sächsische Staatsoper Dresden. Nach langem Zögern wartete sie nun endlich mit einer Oper ihres einst in ganz Europa gefeierten Kapellmeisters Johann Adolf Hasse auf, und zwar mit seiner 1731 erstmals in Dresden aufgeführten „Cleofide“ nach Pietro Metastasios bearbeitetem Libretto „Alexander in Indien“.

Angesichts der heute nicht so ohne weiteres einsichtigen szenischen Verwicklungen um Kriegs- und Staatsgeschäfte, Liebe und Eifersucht gehen die Regisseurin Karoline Gruber, der Bühnenbildner Frank Philipp Schößmann und die Kostümbildnerin Henrike Bromber auf Distanz. Wo irgend denkbar oder auch nicht angebracht, wird ironisch-komödiantisch aufgespielt. Dazu fordert der Dirigent Alessandro de Marchi durchweg flotte Tempi, erreicht aber statt Konzentration eher Gleichförmigkeit, zumal außer einigen schnellen Arien zwei der besinnlichsten und schönsten gestrichen wurden. Die Sänger halten virtuos, wenn auch nicht selten auf Kosten des musikalischen Ausdrucks mit: Maria Bayo als Cleofide, David Cordier als Alessandro, Iride Martinez als Erissena, Anke Vondung als Gandarte. Als ziemlich karrikierter, mit vielerlei Akrobatik beschäftigter Poro hat Axel Köhler manche intonatorische Mühe. Die Staatskapelle musiziert überlegen. Doch mit Hasses Geschmeidigkeit und Eleganz hat sie ihre Probleme.

 
A. Köhler (Poro), D. Cordier (Alessandro), M. Bayo (Cleofide). Foto: Creutziger
 

A. Köhler (Poro), D. Cordier (Alessandro), M. Bayo (Cleofide). Foto: Creutziger

 

Leipzig bot zum Bachfest den von Bachs jüngstem Sohn Johann Christian 1772 für Mannheim geschriebenen „Temistocle“. Das ebenfalls auf Metastasio zurückgehende Libretto bringt für den griechischen Heerführer Temistocle am Hofe des Perserkönigs Xerxes allerlei Verwicklungen. Die Abfolge von Rezitativen und Arien ersetzt Bach in drei Finali durch bewegliche Ensembles. Zudem stand beim damals berühmten Mannheimer Orchester schon die klassische Bläserbesetzung zur Verfügung (sogar drei d‘amore-Klarinetten). Diese Möglichkeiten kostete der Dirigent Christophe Rousset mit den für diese Inszenierung eingesetzten „Talens Lyriques“ aus. Der Regisseur Francesco Negrin nahm trotz aller Unwahrscheinlichkeiten die Geschichte ernst und erreichte mit den eingesetzten Gästen (Rickard Söderberg als Temistocle) und Leipziger Ensemblemitgliedern (Metodie Bujor als Xerxes) zwar keine sonderlich spannende, aber doch eine stimmige szenische Gestaltung.

In Freiberg und Döbeln wartete

das Mittelsächsische Theater mit der Wiederentdeckung von Albert Lortzings komisch-romantischer Zauberoper „Rolands Knappen“ auf. Das 1849 wenige Tage nach der Niederwerfung des Dresdener Mai-Aufstandes im Leipziger Stadttheater uraufgeführte heiter-vergnügliche Stück enthält viele kritische Anspielungen auf damalige Verhältnisse, die aber erstaunlicher Weise auf heutige Zustände zutreffen. Drei nach dem Tod des sagenhaften Ritters Roland stellungslos gewordene Knappen geraten im Königreich Leon in ähnliche Situationen wie nicht wenige Arbeitslose heute. Lortzing schuf eine frische Musik auf der Höhe seiner bekannten Opern mit gewitzten Arien, Terzetten der drei Knappen, originellen Chören und kunstvoll gebauten Finali.

Ingolf Huhn und Judica Semler

gestalten mit dem spielfreudigen Ensemble das Geschehen ironisch augenzwinkernd im Gewand des Biedermeier (Ausstattung Marie-Luise Strandt). Der durch einige Mitglieder der TU Bergakademie verstärkte kleine Chor bewältigt die zahlreichen Aufgaben wie das gesamte Ensemble mit großer Einsatzfreude. Für alle seien die temperamentgeladene Susanne Engelhardt in der für eine Soubrette geschriebenen Partie des ersten Knappen und Joachim Goltz als König genannt. Martin Bargel führt alle Mitwirkenden auf der Bühne und die Mittelsächsische Philharmonie energisch und überzeugend.

Im Theater Plauen-Zwickau

setzt Ingolf Huhn, seit zwei Jahren Generalintendant dieser Bühnen, ein anderes, zu Unrecht fast vergessenes Werk in Szene: Robert Schumanns Liederspiel „Der Rose Pilgerfahrt“ für Soli, Chor und Orchester. Für den märchenhaften Weg einer Elfe, die Mensch werden und das Glück der Liebe erfahren will, schrieb Schumann eine zauberhafte, farbenreiche und vielgestaltige Musik. Der stattliche, durch die Singakademien beider Städte verstärkte Chor besingt einleitend den Frühling, fungiert als Elfen, Trauergemeinde, Jäger, Hochzeitsgäste und Engel denkbar vielseitig. In den Hauptpartien beeindrucken Maria Gessler als Rose und Guido Hackhausen als Erzähler und Bräutigam. Georg Christoph Sandmann führt alles als überlegener Dirigent.

Was das Anhaltische Theater

Dessau mit seinem Generalintendanten und Chefregisseur Johannes Felsenstein und dem Chefdirigenten Golo Berg mit dem vom 4. bis 8. Mai gebotenen Zyklus der von Giuseppe Verdi nach Dramen von Friedrich Schiller geschaffenen Opern „Giovanna d’arco“, „Die Räuber“, „Luisa Miller“ und „Don Carlos“ Überragendes und Einmaliges geleistet hat, verdiente eine gesonderte Würdigung, sei aber hier zumindest mit großer Anerkennung bedacht.

Werner Wolf

 

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