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Aktuelle Ausgabe

Editorial

Ausbildung
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Zur Situation deutscher Theater und Orchester
Ein Leben für die VdO
Zum Tod von Walter Kane (6. Mai 1915 bis 1. März 2005)

Portrait
Unbedingte Einsatzfreude
Ein Porträt des Freiberg-Döbelner Opernchores
Ballettkunst in Zeiten des Sparens
Ein Porträt des Augsburger Ballett-Chefs Jochen Heckmann
Die Stimme neu denken und hören
Zum 75. Geburtstag des Komponisten Dieter Schnebel

Berichte
Wider den Missbrauch von Kunst
„Fidelio“ in Weimar
Mehr für die Augen als die Ohren
Purcells „Dido und Aeneas“ in der Staatsoper Berlin
Nur eine Fotokopie der Geschichte
„Das Treffen in Telgte“ in Dortmund uraufgeführt
Blutig, grob und vordergründig
Johannes-Passion am Staatstheater Wiesbaden inszeniert

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Portrait

Unbedingte Einsatzfreude

Ein Porträt des Freiberg-Döbelner Opernchores · Von Werner Wolf

Hut ab vor kleinen Chören wie dem des Mittelsächsischen Theaters Freiberg/Döbeln. Da ist jeder an jedem Abend und natürlich auch in den Proben voll gefordert, kann sich keiner in der zweiten Reihe zurückhalten oder gar verstecken. Und die Sänger haben nicht nur ihre Partien zu singen und zu spielen. Sie sind oft auch noch als Tänzer gefordert und zudem in kleinen solistischen Partien.

Vielfältiges Repertoire

 
Der Opernchor des Mittelsächsischen Theaters Freiberg-Döbeln in „Carmen“. Foto: Wolfgang Sens
 

Der Opernchor des Mittelsächsischen Theaters Freiberg-Döbeln in „Carmen“. Foto: Wolfgang Sens

 

Wer Vorstellungen in den beiden kleinen anheimelnden Häusern in Freiberg oder Döbeln erlebt, spürt sofort, wie da jeder mit ganzem Einsatz und echter Spielfreude agiert und singt. Der vielfältige Spielplan brachte in den letzten Jahren Werke wie Mozarts „Zauberflöte“, Konradin Kreutzers anderswo kaum noch aufgeführtes „Nachtlager von Granada“, Lortzings frühe Liederspiele „Der Weihnachtsabend“ und „Der Pole und sein Kind“, Lortzings ebenfalls selten gespielten „Hans Sachs“ (dessen jugendliche Abenteuer durchaus als erster Teil zu Wagners „Meistersingern“ verstanden werden können), Wagners „Fliegenden Holländer“ (mit dem das Ensemble auch auswärts, so in Straßburg und in Dänemark, gastierte), Verdis „Traviata“, Bizets „Carmen“, auch Victor Nesslers einst beliebte Opern „Der Trompeter von Säckingen“ und „Der Rattenfänger von Hameln“, Puccinis „Bohème“, Brittens „Sommernachtstraum“. Als Weihnachtsoper steht nicht nur Humperdincks „Hänsel und Gretel“ im Repertoire, sondern war vor wenigen Jahren auch Hans Pfitzners „Christelflein“ in stimmungsvoller Inszenierung in ausverkauften Vorstellungen zu erleben. Als besondere Herausforderung für das Theater erwies sich die Aufführung des dritten Aktes der Wagnerschen „Meistersinger“ in der als Konzerthalle dienenden Nikolaikirche. Am Ende der jetzigen Spielzeit wird in der Nikolaikirche Claudio Monteverdis „Orfeo“ die ganze Kraft des Theaters, auch des Chores fordern.
Selbstverständlich nehmen Operetten und Musical einen beträchtlichen Raum im Spielplan ein: Lehárs „Lustige Witwe“, „Im weißen Rößl“, „Meine Schwester und ich“, Porters „Kiss me, Kate“, „My fair Lady“. Und überall ist der Chor gefordert, auch in kleinen Solopartien oder schon mal in mittleren Rollen wie in der des Dr. Siedler im „Weißen Rößl“.

Voller Einsatz

Die Theaterbesucher werden schnell von der Intensität der Gestaltung und der Spielfreude erfasst. Da gibt jeder sein Bestes. Wer mit Akteuren spricht, erfährt, dass die Solisten, Chorsänger und Orchestermusiker mit Leib und Seele dabei sind, dass Theater ihr Leben ist. Die 17 Chormitglieder (zu den 16 angestellten kommt noch ein begeisterter und voll einsatzfähiger „Ruheständler“) stehen in fast allen Stücken auf der Bühne. So bereiteten Ensemble, Chor und Orchester im März mit großer Einsatzbereitschaft die Einstudierung der kaum noch gespielten Lortzing-Oper „Rolands Knappen“ vor. In der geraten die drei Knappen des in der Schlacht gegen die Sarazenen gefallenen sagenhaften Ritters Roland in allerlei verhängnisvolle Situationen und haben mancherlei Abenteuer zu bestehen. Vor allem der Männerchor hat da zu tun und wird von einigen Studenten des Freiberger Universitätschores verstärkt.

Kulturraum-Ensemble

Entstanden ist die jetzige Theater-GmbH durch eine Neugründung. Der Kreisrat Döbeln löste das seit 120 Jahren bestehende Döbelner Stadttheater am 31. Dezember 1992 auf und überließ dessen Mitglieder ihrem Schicksal. Das schon 1791 eröffnete Freiberger Stadttheater hatte auch seine Sorgen. Nach mancherlei Überlegungen und Erörterungen wurde nicht zuletzt dank des sächsischen Kulturraumgesetzes die jetzige Lösung gefunden. Ein Ensemble in der Größe, wie es vorher jedes der beiden Theater hatte, wurde für den mittelsächsischen Kulturraum gebildet. Arbeitslos gewordene Döbelner Künstler fanden wieder eine Wirkungsstätte. Gesellschafter des Theaters sind die Städte Döbeln und Freiberg sowie der Landkreis Freiberg. Den größten Teil des Etats erhält das Theater vom Kulturraum Mittelsachsen, zu dem die Landkreise Döbeln, Freiberg und Mittweida gehören. Entsprechend spielt das Theater nicht nur in den beiden Stammhäusern, sondern auch in anderen Orten des Kulturraumes.

Werner Wolf

 

 

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