Der Normalvertrag Bühne kommt
VdO und GDBA in gemeinsamen Verhandlungen mit dem Bühnenverein
Die Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer
(VdO) und die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger
(GDBA) haben sich – zuletzt in gemeinsamen Verhandlungen –
mit dem Deutschen Bühnenverein (DBV) auf die Grundzüge
eines einheitlichen Tarifvertrages verständigt, der für
alle rund 20.000 künstlerisch Beschäftigten an den deutschen
Bühnen gelten wird.
Sein Inkrafttreten ist, erfolgreichen Abschluss der Redaktionsverhandlungen
und Zustimmung der Beschlussgremien vorausgesetzt, für den
1. Januar 2003 vorgesehen. Strukturelle Grundlage des neuen Normalvertrages
Bühne ist der Normalvertrag Chor/Tanz vom 2. November 2000.
Dem „Allgemeinen Teil“, der im persönlichen Geltungsbereich
entsprechend erweitert wird, werden die „Sonderregelungen“
für Solisten, überwiegend künstlerisch tätige
Bühnentechniker, Opernchormitglieder und Tanzgruppenmitglieder
folgen.
An den Regelungen des Normalvertrages Chor/Tanz wird sich inhaltlich
nichts ändern.
Der Normalvertrag Solo vom 1. Mai 1924 samt den Wanderbühnen-Ordnungen
von 1924/29 wird mit Inkrafttreten des Normalvertrages Bühne
ebenso erlöschen wie der Tarifvertrag für technische Angestellte
mit überwiegend künstlerischer Tätigkeit (BTT) einschließlich
der Neben-Tarifverträge. Lediglich der Tarifvertrag für
Musiker in Kulturorchestern (TVK) bleibt im künstlerischen
Bereich ein Sondertarifvertrag.
Mit dem Abschluss des Normalvertrages Bühne wird der in der
Öffentlichkeit oftmals ohne jede Sachkenntnis geführten
Debatte, die Unüberschaubarkeit des vielfältigen Bühnen-Tarifrechts
behindere die künstlerische Arbeit, hoffentlich ein für
allemal der Boden entzogen.
Die von der VdO jetzt erlangte Tarifkompetenz für den Bereich
der Solisten entspricht dem Beschluss der VdO-Bundesdelegiertenversammlung
vom Oktober 1999.
Die bisher in den Bereichen Solo und BTT geltenden Regelungen erfahren
durch den NV Bühne weitgehende Änderungen, die hier nur
kurz mit den Stichworten Modernisierung, Abstimmung der Kunstsparten
und Günstigerstellung skizziert seien.
Die Gagen bleiben zwar frei aushandelbar, doch steigt die 1991/92
mit 2.400 Mark eingeführte, 1994 auf 2.500 Mark angehobene
Mindestgage ab 2003 auf 1.550 Euro (3.031,54 Mark). Die Residenzpflicht
der Solisten an fünf ihrer acht freien Tage wird aufgehoben.
Wie im NV Chor/Tanz werden auch die Arbeitsvertragsmuster für
Solisten und Techniker Anlagenzum Tarifvertrag, wird für beide
Sparten ein Sprecher etabliert, der auf Ensembleversammlungen zu
wählen ist. Übernommen aus dem NV Tanz wird ebenfalls
die Regelung, dass Arbeitgeber und Solomitglied vertraglich vereinbaren
können, den Lauf der Frist bis zum 15. Beschäftigungsjahr
bis zu vier Jahren auszusetzen.
Die VdO wurde beim Abschluss des NV Chor/Tanz im Jahr 2000 von
einigen Seiten heftig kritisiert. Nach kurzer Zeit der praktischen
Bewährung des neuen Tarifvertrages zeigte sich, dass diese
Kritik ungerechtfertigt war. Für den NV Bühne gilt Gleiches:
Erst die Praxis wird erweisen, ob er effizienter Theaterarbeit und
dem Wohl der Beschäftigten gleichermaßen dient.
Erste Hilfe
Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin wird aus dem Aufbauhilfe-Etat
rund 100 Millionen Euro für die Sanierung der durch das Hochwasser
in Sachsen und Sachsen-Anhalt beschädigten Kulturgüter
abzweigen. 10 Millionen sollen noch in diesem Jahr, der Rest im
folgenden verteilt werden. Weitere drei Millionen werden direkt
aus dem Haushalt des Kulturstaatsministeriums, weitere zwei von
der Bundeskulturstiftung zur Verfügung gestellt. Die größten
Hochwasserschäden haben das Döbelner Haus des Mittelsächsischen
Theaters Freiberg-Döbeln und die Semperoper in Dresden erlitten.
Die Schäden an der Staatsoper werden mit 20 Millionen Euro
beziffert. Betroffen sind auch die Sächsische Staatsoperette
und die Landesbühnen Sachsen. Dessau und Magdeburg sind heil
davongekommen.
Flutopferhilfe der VdO
In ihrem privaten Bereich schwer hochwasserge-schädigte Mitglieder
der VdO können von ihrer Gewerkschaft sofort ein zinsloses
Darlehen bis zu 5.000 Euro pro Mitglied erhalten. Der Bundesvorstand
der VdO hat entsprechende Mittel aus dem Solidaritätsfonds
zur Verfügung gestellt.
Rückzahlung, auch in Raten, ist frühestens ab März
2003 erforderlich. Das Darlehen wird ebenso für kurzfristige
Überbrückungen, zum Beispiel bis zum Eingehen von Versicherungsleistungen
gewährt.
Die formalen Voraussetzungen sind die gleichen wie bei der Gewährung
von Rechtsschutz: Ungekündigte Zugehörigkeit zur VdO seit
mindestens drei Monaten. Darlehensanträge sind über die/den
Ortsdelegierten der VdO-Ortsverbände an den jeweiligen Theatern
zu stellen.
München, August 2002.
Der Bundesvorstand: Harro Brodersen, Thomas Heymann, Winfried Knoll,
Horst Korte
Landesdelegiertenwahlen (3)
In der ersten Hälfte des Jahres 2002 hatten die 84 Ortsdelegierten
der VdO in den zehn Landesverbänden die Vorstände neu
zu wählen. Sechs Landesverbände hatten ihre Konferenzen
im April und Mai bereits durchgeführt (s. O&T Ausgabe 3/02,
S. 23 und Ausgabe 4/02, S. 30/31); die Landesverbände Nord,
Sachsen-Anhalt, West und Berlin wählten zwischen Ende Mai und
Mitte Juni ihre Vorstände für die nächsten vier Jahre.
Im Norden nichts Neues
Die Ortsdelegierten des Landesverbandes Nord, der die Bundesländer
Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein umfasst, trafen
sich am 27. Mai in Hannover. Drei neue Gesichter gab es in der Runde:
Georg Michalkov hat Marina Welge als Ortsdelegierter am Staatstheater
Braunschweig abgelöst (sie amtiert als seine Stellvertreterin),
Richard Johns tritt an die Stelle Martin Kreilkamps als Ortsdelegierter
an der Niedersächsischen Staatsoper und Ilka von Holtz ist
neue Stellvertreterin Klaus-Peter Hallackers in Kiel.
Zum neuen Landesvorstand wurde einstimmig der alte gewählt.
Harro Brodersen (Hamburgische Staatsoper) ist weiterhin Vorsitzender,
Klaus-Peter Hallacker (Musiktheater der Bühnen der Landeshauptstadt
Kiel) sein Stellvertreter.
Berliner Luft: Dick!
Berlins Kulturleben gleicht dem Tanz auf dem Vulkan, der allerdings
nicht Lava, sondern bereits die Landesverfassung verschmorende feurig-rote
Zahlen spuckt. Die Situation fordert Standfestigkeit Und wer in
dieser Situation, da er tagtäglich in der Presse Spekulationen
über den bevorstehenden Vulkanausbruch und seine Folgen lesen
muss, gewerkschaftliche Verantwortung zu übernehmen bereit
ist, der zeigt Mut. Der bislang amtierende Vorstand des VdO-Landesverbandes
Berlin stellte sich am 13. Juni wieder zur Wahl und wurde gewählt.
Vorsitzender war und ist Jan Herrmann (Deutsche Oper), seine Stellvertreter
sind Angelika Huhle (Komische Oper) und Bernhard Halzl (Deutsche
Staatsoper).
Sachsen-Anhalt
Ist ein Landesverband so klein wie der sachsen-anhaltinische,
so ähneln die Delegiertenversammlungen Familien-Treffen. Und
kündigt ein Familienmitglied an, sich verabschieden, nämlich
demnächst in den Ruhestand gehen zu wollen, ist die Betroffenheit
groß. Harald Kobs, Ortsdelegierter des Opernhauses Halle,
tat solches und musste daraufhin viele Danksagungen über sich
ergehen lassen.
Großen Respekt konnte auch Helmut Müller, Delegierter
des Nordharzer Städtebundtheaters Halberstadt/Quedlinburg einheimsen,
als er sich bereit erklärte, trotz der extrem angespannten
Arbeitssituation am dortigen Theater für die Position des stellvertretenden
Vorsitzenden zu kandidieren.
Er wurde von den Delegierten am 28. Mai in Magdeburg ebenso einstimmig
gewählt wie Helmut Lutze (Theater der Landeshauptstadt Magdeburg)
in seinem Amt als Vorsitzender des Landesverbandes bestätigt
wurde. â
Landesverband West
Drei Bundesländer umfasst der Landesverband West: Hessen,
Rheinland-Pfalz und das Saarland. Horst Korte, der Landesvorsitzende,
hatte die Delegierten zum 10. Juni in das Staatstheater Wiesbaden
eingeladen. Drei neu gewählte Ortsdelegierte konnte er begrüßen:
In Frankfurt ist Nicole Nusslé Nachfolgerin von Birgit Treschau
geworden, in Koblenz hat Heinz Dörper-Henn den Platz Joachim
Lerps eingenommen und Othmar Kalt, der lange Jahre erfolgreich amtierende
Orstdelegierte am Staatstheater Mainz, erschien zusammen mit seiner
frisch gekürten Nachfolgerin, Claudia Sasse-Scholz. Joachim
Lerp hat den Beruf gewechselt, Othmar Kalt beginnt seinen „dritten
Lebensabschnitt“.
Die Wahlen zeitigten das angesichts der Zustimmung der Delegierten
zur bisherigen Vorstandsarbeit nicht überraschende Ergebnis:
Horst Korte (Staatstheater Wiesbaden) wurde als Landesverbandsvorsitzender
wiedergewählt, Jürg Huggler (Theater der Stadt Trier)
und Klaus Riedelsheimer (Staatstheater Darmstadt) sind seine Stellvertreter.
Die neu oder wiedergewählten Landesvorsitzenden werden im
Herbst zur Bundesdelegierten-Versammlung zusammenkommen und einen
neuen Bundesvorstand sowie den Bundestarifausschuss wählen.
Wir gratulieren
zum 35-jährigen Jubiläum
Bernhard Ackermann, Staatstheater am Gärtnerplatz München
Werner Heiner Adam, Badisches Staatstheater Karlsruhe
Peter Hollbach, Deutsches Nationaltheater Weimar
Brigitte Hotz, Oper Frankfurt
Werner Kulig, Volkstheater Rostock
Alfred Scheepers, Oper Frankfurt
Maria Scheiling-Weber, Bühnen der Stadt Köln
zum 25-jährigen Jubiläum
Klaus Milde, Sächsische Staatsoper Dresden
Gabriele Viezens, Vorpommersche Theater- und Sinfonieorchester
GmbH Stralsund
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