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Krach in Frankfurt...
Der
Frankfurter Ballettchef William Forsythe wird seinen Vertrag mit
der Stadt Frankfurt am Main nicht über 2004 hinaus verlängern.
Forsythe teilte in einem offenen Brief mit, es sei für ihn
„unerlässlich, sich aus den Strukturen zu lösen,
die die Frankfurter Kulturpolitik unweigerlich hervorbringt“.
Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff hatte zuvor drastische Sparmaßnahmen
für die Frankfurter Bühnen angekündigt. So sollen
die Zuschüsse für das Ballett ab 2004 um bis zu 80 Prozent
gekürzt werden. Forsythe hatte bereits vor einigen Monaten
angekündigt, er werde nur dann bleiben, wenn er das künstlerische
Niveau halten könne. Sein Vertrag als Intendant läuft
2004 aus. Die Diskussion um einen möglichen Verzicht der Stadt
auf Forsythe aus finanziellen Gründen hatte erst vor wenigen
Monaten einen internationalen Proteststurm ausgelöst.
... und um Ludwig II.
Die
Entscheidung im Machtkampf um die unternehmerische Leitung des König-Ludwig-Musicals
in Füssen ist vertagt. Die Handelskammer des Landgerichts München
untersagte mit einer Einstweiligen Verfügung am Dienstag einer
Mehrheit von Kapitaleignern, die Geschäftsführung im Musical
Theater Neuschwanstein auszuwechseln. Bei einer Abstimmung hatten
sich 72 Prozent einer Gruppe von 155 Kommanditisten innerhalb der
Betriebs-KG dafür ausgesprochen, eine eigene GmbH mit der Geschäftsführung
zu beauftragen und den Intendanten Stephan Barbarino zu entlassen.
Nach dem Gerichtsbeschluss, den die von Barbarino beherrschte Ludwig
Musical AG als bisherige Geschäftsführerin beantragt hatte,
kann eine Entscheidung erst auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung
fallen, die für den 27. September anberaumt worden ist.
NRW kürzt Kulturetat
Das
Gute an der schlechten Nachricht vorweg: Nur um rund zehn Prozent
wird der Kulturhaushalt des Landes Nordrhein-Westfalen gekürzt.
Im Vorfeld der Haushaltsberatungen über die generelle Kürzung
des Landesetats war von rund 30 Prozent die Rede gewesen.
Kulturminister Michael Vesper kann im Haushaltsjahr 2003 nur noch
114,2 Millionen Euro statt 126,7 Millionen Euro für Kunst und
Kultur bereitstellen. Am stärksten betroffen sind die regionale
Kulturförderung (minus 50 Prozent) und die Musikförderung
(minus 13 Prozent). Für die Theaterförderung sind insgesamt
42,6 Millionen Euro vorgesehen, 7 Prozent weniger als im Jahr 2002.
Die Mittel für die Landestheater und die so genannte freie
Theaterszene sollen unangetastet bleiben, die Betriebskostenzuschüsse
für die kommunalen Theater in Nordrhein-Westfalen werden jedoch
um 1,1 Millionen Euro, also um 9 Prozent abgebaut.
Die Ruhr-Triennale, betonte Vesper, werde aus einem eigenen, nicht
aus dem Kulturetat finanziert. Ihr stehen im kommenden Jahr 16,7
Millionen Euro zur Verfügung.
VIP Lounge 2002
Dreißig
Tanz-Kritiker haben sich in diesem Jahr an der Umfrage beteiligt,
deren Ergebnisse die Zeitschrift „ballettanz“ in ihrem
Jahrbuch 2002 veröffentlicht. William Forsythe und das Ballett
Frankfurt konnten, wie schon im vergangenen Jahr, die meisten Stimmen
auf sich vereinigen – vielleicht auch wegen der stürmischen
Debatten um eine Auflösung der Compagnie? Platz zwei und drei
in der Kategorie „Herausragender Choreograf“ belegen
Meg Stuart (Zürich) und Joseph Nadj (Orléans). Die diesjährige
Liste der „Ärgerlichen Tanzereignisse“ führt
noch vor den Auseinandersetzungen um das so genannte BerlinBallett
und um die Tanztheater in Frankfurt und Wuppertal „Blanca
Lis erschreckend peinlicher Tiefstart an der Komischen Oper Berlin“
an.
Spendenaufruf
Die
Redaktion von „Oper & Tanz“ möchte sich nach
der verheerenden Flutkatastrophe im Osten Deutschlands mit einem
Spendenaufruf an ihre Leser wenden. In Dresden wurde die Hochschule
für Musik „Carl Maria von Weber“ ein Opfer der
Fluten. Unser Foto vzeigt den Zustand eines Flügels, der sich
in einem der Proberäume im Keller der Hochschule befand. Sicher
ist, dass zahlreiche Instrumente zerstört und dass umfangreiche
Renovierungsarbeiten erforderlich sind.
Wir bitten unsere Leser, die Dresdner Musikhochschule mit Geld-
aber auch mit Sachspenden zu unterstützen.
Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfM, Konto: 0413319500,
Dresdner Bank AG, BLZ: 850 800 00, Kennwort: O&T-Hochwasserhilfe.
Entscheidung über Bayerischen Theaterpreis
Bayerns
Kunstminister Hans Zehetmair wird die mit insgesamt 225.000 Euro
dotierten Preise für die Spielzeit 2001/02 am 23. November
im Münchner Prinzregententheater verleihen. Harry Kupfers Inszenierung
der Britten-Oper „The Turn of the Screw“ (Komische Oper
Berlin) und das von William Forsythe choreografierte Ballett „A
Room as it was“ (Frankfurt/Main) werden die Preise für
Musik- und Tanztheater erhalten.
Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins
Im
Juni veröffentlichte der Deutsche Bühnenverein seine 36.
Ausgabe der Theaterstatistik. Danach konnten die deutschen Theater
und Orchester ihre Besucherzahlen in der Spielzeit 2001/2002 um
mehr als eine halbe Million auf über 35,5 Millionen steigern.
Dabei erzielten insbesondere die Festspielhäuser und Privattheater
mit mehr als sieben Prozent beziehungsweise fünf Prozent einen
hohen Zuwachs. Aber auch die Orchester konnten ihre Besucherzahlen
leicht steigern. Einen geringen Rückgang um etwa 0,6 Prozent
mussten hingegen die öffentlichen Theater hinnehmen. Eine Entwicklung,
die daraus resultiert, dass infolge der andauernden realen Haushaltskürzungen
das Spielangebot eingeschränkt werden musste. So sank die Anzahl
der Neuinszenierungen um 327 auf insgesamt 4391 Inszenierungen.
Nach dem stetigen Aufwärtstrend in den vergangenen Jahren erscheint
dieser Rückgang des Angebots besonders bedenklich. Die Theaterstatistik
2001/2002 kann direkt bezogen werden, bei:Deutscher Bühnenverein,
Postfach 290153, 50523 Köln, Telefon: 0221 / 208 12-28
vdo-Fundgrube
Saure Trauben oder Berliner Republik?
Frank
Schirrmacher, Mit-Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
und erfolgreicher Promotor Martin Walsers („Tod eines Kritikers“)
wurde in einem „Die Zeit“-Interview gefragt, warum die
„Berliner Seiten“ der FAZ eingestellt werden. Seine
Antwort: „Ich habe geglaubt, dass sich in einer Millionenstadt
wie Berlin, einer politisch so aufgeladenen Stadt mindestens 60.000
bis 70.000 Menschen für ein Produkt wie die „Berliner
Seiten“ interessieren würden. Dass sich diese Stadt zu
einer Stadt entwickelt, in der ein Schweizer Diplomat, ein Friseur
und eine Talkshowdame irgendwie die neue Republik repräsentieren,
das habe ich nicht erwartet...“
Überraschender Stimmgruppenwechsel?
Die
Programmzeitschrift „Gong“ kündigte die Übertragung
der Verdi-Oper „Macbeth“ aus dem Opernhaus Zürich
in Bayern 3, in der Thomas Hampson die Titelrolle singt, wie folgt
an: „Aufstieg und Fall des schottischen Königsmörders
in einer Opernfassung. Der aufsteigende Sopran-Star Thomas Hampson
feierte ein triumphales Rollendebut.“
...und „taktlos“, das Musikmagazin
des Bayerischen Rundfunks meldet:
Künstler retten Berliner Bankgesellschaft durch Blutspende
Berlin.
- Mit einer Blutspende haben Kulturschaffende zur Rettung der angeschlagenen
Bankgesellschaft Berlin beigetragen. Bei der Aktion im Martin-Gropius-Bau
kamen 109 Blutkonserven zusammen, die für je 20 Euro der Charité
zur Verfügung gestellt wurden. Der Erlös in Höhe
von 2180 Euro wurde jetzt auf ein neu eingerichtetes Geschäftskundenkonto
bei dem Kreditinstitut eingezahlt, sagte ein Sprecher der Aktion
«Blutbank». Bei Kontoführungsgebühren von
monatlich 21 Euro und Kosten von 0,56 Euro im Quartal für die
Zusendung des Kontoauszugs werde das eingezahlte Geld in 8,5 Jahren
restlos an die Bankgesellschaft übergegangen sein. In Bankerkreisen
wird mittlerweile offen darüber diskutiert, ob man zur Beschleunigung
der Rettung das Blut von Kulturschaffenden nicht sofort komplett
konservieren solle.
Thielemann tritt wegen Meilen-Missbrauchs zurück
Berlin/München.
- Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper
Berlin, tritt von seinem Amt zurück. Ihm wurde zum Verhängnis,
dass er bei dienstlich angewiesenen Flügen erworbene Flugmeilen
für private Anlässe genutzt hat. So zuletzt für sein
Bewerbungsgespräch bei den Münchener Philharmonikern.
In München könne so etwas nicht passieren, meinte die
Kulturreferentin Lydia Hartl auch angesichts der Haushaltssituation.
Die Münchener Philharmoniker und begleitende Politiker oder
Journalisten flögen grundsätzlich nur mit dem hauseigenen
Boeing-Jumbo.
Taktlos
im Netz
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