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Theaterpolitik im Kaleidoskop
Das ausgesessene Nichts
Kulturelle Schieflage in München
Mit der Singschul fing es an
50 Jahre VdM. Zur Entwicklung von Sing- und Musikschulen
Ein Studiengang Berufschor
Der Kölner Hochschulrektor Josef Protschka im Gespräch


Jeder tanzt, grad wie er kann
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Der Bayreuther „Tannhäuser“
Berlin. Zauber des Unmöglichen
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Bregenz. Ermüdende Standregie
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Schlagzeilen

Krach in Frankfurt...
Der Frankfurter Ballettchef William Forsythe wird seinen Vertrag mit der Stadt Frankfurt am Main nicht über 2004 hinaus verlängern. Forsythe teilte in einem offenen Brief mit, es sei für ihn „unerlässlich, sich aus den Strukturen zu lösen, die die Frankfurter Kulturpolitik unweigerlich hervorbringt“. Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff hatte zuvor drastische Sparmaßnahmen für die Frankfurter Bühnen angekündigt. So sollen die Zuschüsse für das Ballett ab 2004 um bis zu 80 Prozent gekürzt werden. Forsythe hatte bereits vor einigen Monaten angekündigt, er werde nur dann bleiben, wenn er das künstlerische Niveau halten könne. Sein Vertrag als Intendant läuft 2004 aus. Die Diskussion um einen möglichen Verzicht der Stadt auf Forsythe aus finanziellen Gründen hatte erst vor wenigen Monaten einen internationalen Proteststurm ausgelöst.

... und um Ludwig II.
Die Entscheidung im Machtkampf um die unternehmerische Leitung des König-Ludwig-Musicals in Füssen ist vertagt. Die Handelskammer des Landgerichts München untersagte mit einer Einstweiligen Verfügung am Dienstag einer Mehrheit von Kapitaleignern, die Geschäftsführung im Musical Theater Neuschwanstein auszuwechseln. Bei einer Abstimmung hatten sich 72 Prozent einer Gruppe von 155 Kommanditisten innerhalb der Betriebs-KG dafür ausgesprochen, eine eigene GmbH mit der Geschäftsführung zu beauftragen und den Intendanten Stephan Barbarino zu entlassen. Nach dem Gerichtsbeschluss, den die von Barbarino beherrschte Ludwig Musical AG als bisherige Geschäftsführerin beantragt hatte, kann eine Entscheidung erst auf einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung fallen, die für den 27. September anberaumt worden ist.

NRW kürzt Kulturetat
Das Gute an der schlechten Nachricht vorweg: Nur um rund zehn Prozent wird der Kulturhaushalt des Landes Nordrhein-Westfalen gekürzt. Im Vorfeld der Haushaltsberatungen über die generelle Kürzung des Landesetats war von rund 30 Prozent die Rede gewesen.
Kulturminister Michael Vesper kann im Haushaltsjahr 2003 nur noch 114,2 Millionen Euro statt 126,7 Millionen Euro für Kunst und Kultur bereitstellen. Am stärksten betroffen sind die regionale Kulturförderung (minus 50 Prozent) und die Musikförderung (minus 13 Prozent). Für die Theaterförderung sind insgesamt 42,6 Millionen Euro vorgesehen, 7 Prozent weniger als im Jahr 2002. Die Mittel für die Landestheater und die so genannte freie Theaterszene sollen unangetastet bleiben, die Betriebskostenzuschüsse für die kommunalen Theater in Nordrhein-Westfalen werden jedoch um 1,1 Millionen Euro, also um 9 Prozent abgebaut.
Die Ruhr-Triennale, betonte Vesper, werde aus einem eigenen, nicht aus dem Kulturetat finanziert. Ihr stehen im kommenden Jahr 16,7 Millionen Euro zur Verfügung.

VIP Lounge 2002
Dreißig Tanz-Kritiker haben sich in diesem Jahr an der Umfrage beteiligt, deren Ergebnisse die Zeitschrift „ballettanz“ in ihrem Jahrbuch 2002 veröffentlicht. William Forsythe und das Ballett Frankfurt konnten, wie schon im vergangenen Jahr, die meisten Stimmen auf sich vereinigen – vielleicht auch wegen der stürmischen Debatten um eine Auflösung der Compagnie? Platz zwei und drei in der Kategorie „Herausragender Choreograf“ belegen Meg Stuart (Zürich) und Joseph Nadj (Orléans). Die diesjährige Liste der „Ärgerlichen Tanzereignisse“ führt noch vor den Auseinandersetzungen um das so genannte BerlinBallett und um die Tanztheater in Frankfurt und Wuppertal „Blanca Lis erschreckend peinlicher Tiefstart an der Komischen Oper Berlin“ an.

Spendenaufruf
Die Redaktion von „Oper & Tanz“ möchte sich nach der verheerenden Flutkatastrophe im Osten Deutschlands mit einem Spendenaufruf an ihre Leser wenden. In Dresden wurde die Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ ein Opfer der Fluten. Unser Foto vzeigt den Zustand eines Flügels, der sich in einem der Proberäume im Keller der Hochschule befand. Sicher ist, dass zahlreiche Instrumente zerstört und dass umfangreiche Renovierungsarbeiten erforderlich sind.

Wir bitten unsere Leser, die Dresdner Musikhochschule mit Geld- aber auch mit Sachspenden zu unterstützen.
Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfM, Konto: 0413319500, Dresdner Bank AG, BLZ: 850 800 00, Kennwort: O&T-Hochwasserhilfe.

Entscheidung über Bayerischen Theaterpreis
Bayerns Kunstminister Hans Zehetmair wird die mit insgesamt 225.000 Euro dotierten Preise für die Spielzeit 2001/02 am 23. November im Münchner Prinzregententheater verleihen. Harry Kupfers Inszenierung der Britten-Oper „The Turn of the Screw“ (Komische Oper Berlin) und das von William Forsythe choreografierte Ballett „A Room as it was“ (Frankfurt/Main) werden die Preise für Musik- und Tanztheater erhalten.

Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins
Im Juni veröffentlichte der Deutsche Bühnenverein seine 36. Ausgabe der Theaterstatistik. Danach konnten die deutschen Theater und Orchester ihre Besucherzahlen in der Spielzeit 2001/2002 um mehr als eine halbe Million auf über 35,5 Millionen steigern. Dabei erzielten insbesondere die Festspielhäuser und Privattheater mit mehr als sieben Prozent beziehungsweise fünf Prozent einen hohen Zuwachs. Aber auch die Orchester konnten ihre Besucherzahlen leicht steigern. Einen geringen Rückgang um etwa 0,6 Prozent mussten hingegen die öffentlichen Theater hinnehmen. Eine Entwicklung, die daraus resultiert, dass infolge der andauernden realen Haushaltskürzungen das Spielangebot eingeschränkt werden musste. So sank die Anzahl der Neuinszenierungen um 327 auf insgesamt 4391 Inszenierungen. Nach dem stetigen Aufwärtstrend in den vergangenen Jahren erscheint dieser Rückgang des Angebots besonders bedenklich. Die Theaterstatistik 2001/2002 kann direkt bezogen werden, bei:Deutscher Bühnenverein, Postfach 290153, 50523 Köln, Telefon: 0221 / 208 12-28

vdo-Fundgrube

Saure Trauben oder Berliner Republik?
Frank Schirrmacher, Mit-Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und erfolgreicher Promotor Martin Walsers („Tod eines Kritikers“) wurde in einem „Die Zeit“-Interview gefragt, warum die „Berliner Seiten“ der FAZ eingestellt werden. Seine Antwort: „Ich habe geglaubt, dass sich in einer Millionenstadt wie Berlin, einer politisch so aufgeladenen Stadt mindestens 60.000 bis 70.000 Menschen für ein Produkt wie die „Berliner Seiten“ interessieren würden. Dass sich diese Stadt zu einer Stadt entwickelt, in der ein Schweizer Diplomat, ein Friseur und eine Talkshowdame irgendwie die neue Republik repräsentieren, das habe ich nicht erwartet...“

Überraschender Stimmgruppenwechsel?
Die Programmzeitschrift „Gong“ kündigte die Übertragung der Verdi-Oper „Macbeth“ aus dem Opernhaus Zürich in Bayern 3, in der Thomas Hampson die Titelrolle singt, wie folgt an: „Aufstieg und Fall des schottischen Königsmörders in einer Opernfassung. Der aufsteigende Sopran-Star Thomas Hampson feierte ein triumphales Rollendebut.“

...und „taktlos“, das Musikmagazin des Bayerischen Rundfunks meldet:

Künstler retten Berliner Bankgesellschaft durch Blutspende
Berlin. - Mit einer Blutspende haben Kulturschaffende zur Rettung der angeschlagenen Bankgesellschaft Berlin beigetragen. Bei der Aktion im Martin-Gropius-Bau kamen 109 Blutkonserven zusammen, die für je 20 Euro der Charité zur Verfügung gestellt wurden. Der Erlös in Höhe von 2180 Euro wurde jetzt auf ein neu eingerichtetes Geschäftskundenkonto bei dem Kreditinstitut eingezahlt, sagte ein Sprecher der Aktion «Blutbank». Bei Kontoführungsgebühren von monatlich 21 Euro und Kosten von 0,56 Euro im Quartal für die Zusendung des Kontoauszugs werde das eingezahlte Geld in 8,5 Jahren restlos an die Bankgesellschaft übergegangen sein. In Bankerkreisen wird mittlerweile offen darüber diskutiert, ob man zur Beschleunigung der Rettung das Blut von Kulturschaffenden nicht sofort komplett konservieren solle.

Thielemann tritt wegen Meilen-Missbrauchs zurück
Berlin/München. - Christian Thielemann, Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin, tritt von seinem Amt zurück. Ihm wurde zum Verhängnis, dass er bei dienstlich angewiesenen Flügen erworbene Flugmeilen für private Anlässe genutzt hat. So zuletzt für sein Bewerbungsgespräch bei den Münchener Philharmonikern. In München könne so etwas nicht passieren, meinte die Kulturreferentin Lydia Hartl auch angesichts der Haushaltssituation. Die Münchener Philharmoniker und begleitende Politiker oder Journalisten flögen grundsätzlich nur mit dem hauseigenen Boeing-Jumbo.

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